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Angstpatient: Umfangreiche prothetische Sanierung unter Lachgas

Röntgenbild Gebiss

Abb. 1: Ausgangsbefund der 60-jährigen Patientin (Fremd-OPG)

Eine 60-jährige Patientin stellte sich auf Überweisung ihres behandelnden Zahnarztes in unserer Praxis vor. Bei Erstbefundung zeigte sich ein reduziertes Restgebiss im Oberkiefer mit erhaltenen Zähnen 13 und 23. Ursächlich für den verfrühten Zahnverlust war eine ausgeprägte Parodontitis.

Ausgeprägte Angst vor der Anästhesie

Zusätzlich bestand ein absolutes horizontales Knochendefizit Regio 14 bis 17 sowie 24 bis 27 (Abb. 1, siehe oben). Die Patientin äußerte den Wunsch nach einer gaumenfreien prothetischen Versorgung des Oberkiefers. Neben den chirurgisch komplizierenden Faktoren lagen jedoch gleichzeitig multiple, ausgeprägte Ängste vor – nicht nur vor zahnärztlichen Behandlungen im Allgemeinen, sondern auch vor Sedierung beziehungsweise Allgemeinanästhesie und dem damit einhergehenden Kontrollverlust.

Im Rahmen des ersten Termins wurde in enger kollegialer Zusammenarbeit mit dem überweisenden Kollegen ein Sanierungs- und Behandlungsplan aufgestellt. Dieser beinhaltete zunächst die Knochenaugmentation des Sinus maxillaris beidseits (beidseitiger externer Sinuslift) sowie die Versorgung der Extraktionsalveolen mit BioOss-Seal (Socket Preservation). In einem zweiten Schritt sollte die komplexe Implantation im Oberkiefer durch den behandelnden Zahnarzt erfolgen.

Mit kleineren Eingriffen unter Lachgas beginnen

Mit entsprechender Umsicht und Behutsamkeit wurde auf die bestehende Angstproblematik der Patientin eingegangen, wobei sie dazu ermutigt wurde, alle Befürchtungen offen anzusprechen. Wir klärten sie über die Möglichkeiten der minimalen Sedierung mit Lachgas auf und beantworteten sämtliche Fragen dazu. Daraufhin empfahlen wir zum Ausprobieren des „Lachgas-Erlebnisses“ einen kürzeren und weniger belastenden Eingriff in Form einer professionellen Zahnreinigung, dem sie zustimmte. Dieser „Probelauf“ mit Lachgas verlief knapp einen Monat später erfolgreich. Die Patientin äußerte sich sehr zufrieden und war bei der anschließenden Besprechung der weiteren Sanierungsmaßnahmen auffallend entspannter und angstfreier als beim ersten Mal.

Der erste operative Eingriff unter Lachgas fand wiederum einen Monat später statt. Wir führten neben der Entfernung der verbliebenen Zähne mit gleichzeitiger Socket Preservation  einen beidseitigen externen Sinuslift durch (Abb. 2). Der gesamte Eingriff dauerte etwa 85 Minuten, wobei sich die Patientin unter Lachgas durchgehend compliant und angstfrei zeigte. Im weiteren Behandlungsverlauf war vorgesehen, dass der zahnärztliche Kollege die Implantation selbst vornimmt. Da dieser allerdings bisher keine Lachgassedierung in seiner Praxis anbietet, bestand die Patientin darauf, alle weiteren Eingriffe in unserer Praxis und unter unserer Betreuung durchzuführen. Aufgrund der guten Erfahrungen hatte sie inzwischen vollständiges Vertrauen in das Verfahren gefasst

Röntgenbild

Abb. 2: Postoperatives OPG nach erstem Eingriff

Der zweite planmäßige Eingriff fand rund ein halbes Jahr später statt und dauerte insgesamt etwa 120 Minuten. Unser Team führte die Lachgassedierung durch, wie schon beim vorherigen Eingriff ohne Probleme. Der behandelnde Hauszahnarzt konnte dann in absoluter Ruhe unter Verwendung einer Bohrschablone zehn Implantate setzen (Abb. 3).

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Bei der dritten Behandlung unter Lachgas in unserer Praxis nach einem weiteren halben Jahr musste leider das nicht komplett osseointegrierte Implantat Regio 21 entfernt werden. Gleichzeitg erfolgte eine minimale Knochenaugmentation vestibulär-krestal am Implantat Regio 11. Dieser letzte Eingriff dauerte etwa 30 Minuten.

Positives Patienten-Feedback

Nach Abschluss aller Behandlungen war das Fazit von Patientenseite zum Ablauf, zum Behandlungsergebnis sowie zum gewählten Sedierungsverfahren durchgehend positiv. Die Patientin war hochzufrieden und hat inzwischen eine sehr enge Bindung an beide Praxen. Von medizinischer Seite können wir konstatieren, dass sich der Verlauf dieses Falls als sehr problemlos erwiesen hat – sowohl aus chirurgischer Sicht, als auch in Bezug auf die bestehende Angsterkrankung.

Lachgas – eine praktikable Option beim ängstlichen Patienten

Auch der implantierende und in Lachgas-Sedierungen unerfahrene Kollege zeigte sich von der Ruhe während des Eingriffs, der bereits prä- wie auch intraoperativ sehr entspannten Patientin sowie der guten Erreichbarkeit des OP-Situs, mit den neuen Nasenmasken auch im Oberkiefer-Frontzahnbereich, positiv überrascht und beeindruckt.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Lachgas-Sedierung auch, und insbesondere, bei komplexen kiefer-/gesichtschirurgischen Eingriffen eine mehr als angenehme und vor allem praktikable Option für Patienten mit komplexer Angstproblematik ist.