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„Wir fangen jetzt erst richtig an“

Jens Törper, Vorstand und CEO der Health AG.

Jens Törper, Vorstand und CEO der Health AG.

Die Health AG wird in einem strukturierten Bieterverfahren zum Verkauf angeboten – gemeinsam mit der Schweizer Zahnärztekasse AG. Die beiden Unternehmen haben ein Factoring-Volumen von rund 1 Milliarde Euro und erwirtschaften zusammen einen Umsatz im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Potenzielle Investoren haben die Möglichkeit, eine paneuropäische Plattform im Dentalfactoring aufzubauen. Warum die wirtschaftlich stark aufgestellten Unternehmen jetzt verkauft werden, erklärte Jens Törper, Vorstand und CEO der Health AG, DZW-Redakteurin Evelyn Stolberg im Interview.

Herr Törper, als Tochter der EOS Gruppe gehören die Health AG und die Schweizer Zahnärztekasse zur Otto Group. Warum will sich diese zum jetzigen Zeitpunkt von den beiden erfolgreichen Unternehmen trennen?

Jens Törper: Der Grund ist die strategische Ausrichtung der EOS Gruppe. 2005 kam mir die Idee zur Gründung der Health AG, nachdem ich ein Projekt für die Integration der Zahnärztekasse in der Schweiz abgeschlossen hatte. So ein Unternehmen wollte ich auch in Deutschland entwickeln, deshalb habe ich unseren Gesellschaftern kurzerhand einen Businessplan vorgelegt. EOS und die Otto Group haben mir damals die Gründung der Health AG ermöglicht. Diese vertrauensvolle Zusammenarbeit besteht bis heute.

Dass wir jetzt getrennte Wege gehen liegt daran, dass wir im Gesundheitsbereich noch ganz viel vorhaben. Zuerst haben wir unseren Gesellschafter ganz offen gefragt, ob er den Weg der Expansion mit uns gehen möchten, der in den nächsten Jahren weitere Investitionen erfordert. Da das Kerngeschäft der EOS Gruppe aber auch zukünftig vor allem im Bereich Forderungsmanagement liegen wird, fiel die Entscheidung, dass wir gemeinsam nach einem neuen Eigentümer suchen, der uns in den nächsten Wachstumsphasen bestmöglich unterstützt. Es war ein sehr fruchtbarer, positiver Klärungsprozess.

Was macht die Health AG attraktiv für potenzielle Investoren?

Törper: Ehrlich gesagt, bekommt unser Management bereits seit geraumer Zeit Briefe, in denen Interessenten schreiben, dass sie die Entwicklung der Health AG mit großem Interesse verfolgen. Sie spiegeln uns zurück, dass wir tolle Projekte voranbringen und mit unseren Dienstleistungen im Factoring und Technologiebereich die richtigen Ideen zum richtigen Zeitpunkt realisieren. Wir bringen mit unserer Plattform Hēa die Digitalisierung in die Praxen und vereinfachen durch sie die Abläufe auf der Managementseite. Die meisten bestehenden Systeme beinhalten im Gegensatz zu unserem noch keine KI (künstliche Intelligenz). Zum Teil müssen die Zahnärzte noch ganz umständlich Daten speichern und über CD-ROMS ihre Updates aufspielen. Was die Zahnärzte wirklich benötigen und haben wollen, erfahren wir durch die Co-Evolution. Das bedeutet, dass wir unsere Kunden zu Workshops und Labs einladen, um unsere Produkte gemeinsam mit ihnen zu entwickeln. Gemessen an dem Potenzial der Health AG, kann ich sagen: Wir fangen jetzt erst richtig an.

Haben Sie als CEO ein gewisses Mitspracherecht beim Verkauf?

Törper: Ja, die Entscheidung für den neuen Gesellschafter wird gemeinsam mit uns getroffen. Es ist wichtig, dass wir gut zusammenpassen, damit wir weiter so erfolgreich sein können.

Wie läuft das strukturierte Auktionsverfahren ab?

Törper: Interessenten haben die Möglichkeit, bis September ein unverbindliches Angebot für die Health AG und die Schweizer Zahnärztekasse AG abzugeben. Für die Begleitung des Verkaufsprozesses hat EOS die Investmentbank Lazard beauftragt. Das alles ist ein üblicher Prozess, auch wenn ich den Begriff Auktionsverfahren nicht ganz treffend finde. Es geht schließlich darum, jemanden zu finden, der am besten zu uns passt. Das muss nicht zwingend derjenige sein, der am meisten für uns bietet. Mit dem Begriff „strukturiert“ ist gemeint, dass wir über die Gesprächsphasen hinweg einen immer feineren Filter für die Suche nach unserem New Best Owner anwenden werden.

Welche Folgen hat der Verkauf für die Zahnärzte, die Dienstleistungen der Health AG in Anspruch nehmen?

Törper: Der Verkauf hat kurzfristig keine, mittel- und langfristig aber sicherlich positive Auswirkungen. Wir planen noch viele weitere Dienstleistungen, die sich im Co-Evolutions-Prozess ergeben, also gemeinsam mit Zahnärzten entwickelt werden. Zum Beispiel sind unsere Erkenntnisse aus dem Factoring-Lab in die Entwicklung von Hēa Analytics eingeflossen. Als Factoringunternehmen kaufen wir Rechnungen an und prüfen sie auf GOZ-Konformität. Durch Hēa Analytics haben unsere Kunden jetzt die Möglichkeit, zu den von ihnen erstellten Rechnungen ein direktes Feedback von uns zu erhalten. Tatsächlich werden häufig Positionen vergessen, etwa ein Anästhetikum, wenn eine Extraktion durchgeführt wurde. Unser Programm weist auf solche fehlenden Positionen hin. Das gefällt unseren Kunden natürlich.    

 

Die Health AG in Hamburg.

Die Health AG hat Standorte in Hamburg (Foto) und Berlin.

Wird sich nach einem Verkauf – ohne die Datensätze der Otto Group – die Bonitätsabfrage der Patienten für die Zahnärzte verändern?

Törper: Nein, weil wir nicht auf die Daten der Otto Group angewiesen sind. Das Geschäft mit der Bonität und den Business-Informationen hat sich zum Glück sehr entspannt, und wir haben sehr zuverlässige Quellen im Auskunfteigeschäft. Ehrlich gesagt: Die eigentliche Herausforderung heutzutage ist nicht mehr, ob oder wo ich an die Informationen komme, sondern wie schnell. Unsere Bonitätsprüfung für Zahnarztpraxen verfügt über ein zuverlässiges Ampelprinzip: Grün bedeutet, dass wir die Rechnung ankaufen, rot, dass wir sie ablehnen. Falls gelb angezeigt wird, setzen wir uns mit der Praxis in Verbindung und klären, ob wir die zu erwartende Rechnung ankaufen können

Arbeiten die Health AG und die Schweizer Zahnärztekasse AG in Zukunft zusammen?

Törper: Bis jetzt haben wir im Factoring nebeneinander gearbeitet, weil in der Schweiz die Abrechnung vollkommen anders läuft als in Deutschland. Sie ist deutlich schlanker als unsere umfangreiche GOZ-Welt. Spannend finde ich, dass man in der Schweiz in der Lage ist, Projekte in Deutsch, Französisch und Italienisch umzusetzen. Es ist sicherlich interessant, sich im Sinne der Co-Evolution mit Zahnärzten aus unterschiedlichen Ländern auszutauschen. Und wir haben durch die Zusammenarbeit gute Möglichkeiten für einen Markteintritt in Frankreich und Italien. Das müsste man mit einem neuen Gesellschafter natürlich erst besprechen. Ein internationaler Roll-out und die Weiterentwicklung zu einer gemeinsamen paneuropäischen Dentalfactoring-Plattform ist das erklärte Ziel.

Welche Pläne hat die Health AG noch für die Zukunft?

Törper: Unsere Pläne kann man in drei Schritten zusammenfassen. Erstens: das Factoring weiter optimieren. Zweitens: die enorme Nachfrage nach Abrechnungs-Know-how bedienen. Und drittens: Wir möchten die Hēa-Praxissteuerung fest im Markt etablieren.

Das sind produktseitig eigentlich die drei wichtigsten Punkte, aber wir haben auch strategische Pläne. Die Plattform, die wir mit Hēa gebaut haben, wollen wir für andere zahnarztnahe Kundengruppen wie Kieferorthopädie und MKG-Chirurgen anbieten. Ein nächster Schritt wäre, andere Fachärzte wie Augenärzte oder Radiologen damit anzusprechen. Wir haben schon zahlreiche Anfragen, möchten aber nichts überstürzen, sondern Schritt für Schritt unseren Weg gehen. Auch mit einem Z-MVZ sind wir aktuell im Gespräch und loten die Möglichkeiten aus.

Was bietet die Health AG im Bereich Mitarbeiterüberlassung an? 

Törper: Der Bedarf an Personal in den Praxen ist so groß, dass wir uns entschieden haben, eine Mitarbeiterüberlassung anzubieten. Das ist natürlich als Unterstützung gedacht. Wir werben unser Personal nicht von unseren Kunden ab. Vielmehr stellen wir beispielsweise ZFAs ein, die kürzlich mit ihrer Familie nach Hamburg gezogen sind und eine neue Stelle suchen. In unserem Kompetenzzentrum werden sie etwa im Bereich Abrechnung ausgebildet und können bei Bedarf von den Praxen angefordert werden. Sie helfen dort entweder temporär aus, wenn es einen personellen Notstand gibt, oder unterstützen die Praxisteams langfristig bei der Abrechnung.

Welche Veränderungen wird der Verkauf innerhalb der Health AG mit sich bringen – auch in Bezug auf die Standorte und Mitarbeiterstruktur?

Törper: Wir sind ein stark wachsendes Unternehmen und stellen laufend neue Mitarbeiter ein. Insgesamt stehen wir heute qualitativ deutlich besser da als noch vor zwölf Monaten. Unser Ziel ist es, in die besten Leute zu investieren, da wir unsere Kompetenz immer weiter ausbauen möchten. Den größten Bedarf haben wir in der Softwareentwicklung. Die Entwickler, die bereits für uns arbeiten, bekommen zum Teil Angebote aus dem Silicon Valley. Zum Glück finden sie die Health AG so spannend, dass sie trotzdem bei uns bleiben. Die Standorte Hamburg und Berlin mit aktuell rund 270 Mitarbeitern stehen nicht zur Debatte, da unsere Mitarbeiter hier vor Ort sind. Sie sorgen dafür, dass die Health AG erfolgreich ist, deshalb möchten wir ihnen Stabilität bieten.

Welche Auswirkungen hat der Verkauf auf Ihre Funktion als Vorstand und CEO der Health AG?

Törper: Er hat keine. Im Gegenteil. Ich freue mich schon heute auf den neuen Gesellschafter, auch, wenn ich ihn noch gar nicht kenne. Das kann ich, weil ich weiß, dass ich ihn – egal, wer es sein wird – zum Fan der Health AG machen werde.


Über die Health AG

Die Health AG hat sich vom Factoring-Anbieter zum Impulsgeber für die Digitalisierung im Dentalmarkt gewandelt. Mit ihrem Produkt Hēa bietet sie eine webbasierte Plattform für die vernetzte Steuerung von Zahnarztpraxen. Sie verbindet, digitalisiert und vereinfacht betriebswirtschaftliche und organisatorische Praxisprozesse. Konkret umfasst das die Bereiche Factoring, Abrechnung, Praxissteuerung und Wissen.

Ihre Angebote entwickelt die Health AG nach dem Prinzip der Co-Evolution: mit Zahnarztpraxen für Zahnarztpraxen. Unter ihren rund 600 Co-Evolutions-Partnern sind Zahnmediziner und Praxismanager sowie Experten für Digitalisierung, Datensicherheit und künstliche Intelligenz. Zusammen mit mehr als 270 Mitarbeitern in Hamburg und Berlin entstehen so Produkte, die das Unternehmen zu einem digitalen Vorreiter im Gesundheitsmarkt machen.

Hinter der Health AG stehen die beiden Unternehmen EOS Health Honorarmanagement AG und EOS Health IT-Concept GmbH. Als Tochter der EOS Gruppe gehört die Health AG zur Otto Group.

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