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Drogen gefährden die orale Gesundheit
Meth Mouth

"Meth Mouth": Bei Menschen, die von harten Drogen abhängig sind, spielt allgemeine Verwahrlosung mit ungünstiger Ernährung und schlechter oder fehlender Mundpflege eine zentrale Rolle.

 

Als Drogen gelten zentralnervös wirkende Substanzen, die zu Rausch- oder Genusszwecken verwendet werden. Sie verändern die Wahrnehmung und haben ein mehr oder weniger ausgeprägtes Suchtpotenzial. Für den folgenden Beitrag wurde aktuelle Literatur zu Drogenwirkungen auf die Mundgesundheit ausgewertet – wegen des vielfältigen Themas ohne Anspruch auf annähernde Vollständigkeit.


Für schnelle Leser

  • Alkohol erhöht gemeinsam mit Tabak das Risiko für Mundkrebs und dosisabhängig für Parodontitis.
  • Rauchen von Zigaretten, E-Zigaretten und Wasserpfeifen (Shishas) erhöht das Parodontitisrisiko.
  • Rauchen von Wasserpfeifen und Mundtabak (Snus) wirkt kanzerogen.
  • Cannabis erhöht das Risiko für Parodontitis, einschließlich schwerer Verlaufsformen.
  • Harte Drogen führen zu oraler Vernachlässigung, Abhängige haben durchschnittlich 3,5 Zähne weniger als die Normalbevölkerung.
  • Zahnärzte können Patienten bei der Raucherentwöhnung unterstützen, zum Beispiel im Rahmen einer Parodontitis-Behandlung.
  • Bei Abhängigkeit von harten Drogen lassen sich Folgeerkrankungen durch mundbezogene Beratung und professionelle Prophylaxe lindern.

Tabak und Alkohol

Erhöhter Alkoholkonsum erhöht das Risiko für Parodontitis, wobei die Dosis mit der Wirkung korreliert. In Verbindung mit Tabak steigert Alkohol das Risiko für orale Plattenepithelkarzinome. Neben dem suchterzeugenden Nikotin wirken beim Zigarettenrauchen kanzerogene Nitrosamine und aromatische Kohlenwasserstoffe. Zigarettenrauch beeinträchtigt zudem die Durchblutung der Weichgewebe. Die Wundheilung wird verzögert, mit erhöhtem Risiko für chirurgische Misserfolge und parodontale Erkrankungen.

E-Zigaretten und Co.

Traditionell, aber auch als Reaktion auf Rauchverbote, wird Tabak in zahlreichen weiteren Formen konsumiert. Zu den relativ neuen E-Zigaretten gibt es noch keine Langzeitdaten. Der Nikotingehalt der mit erhitztem Wasserdampf funktionierenden Systeme variiert stark, und die Deklaration ist häufig ungenügend. In-vitro wurde gezeigt, dass bei parodontalen Zellen entzündungsbezogene Faktoren zunehmen und diese schneller altern.

Für die in Nordafrika und Teilen Asiens gebräuchlichen Wasserpfeifen (Shishas) wurden ähnliche schädliche Wirkungen gefunden wie für Zigaretten. Dazu gehören auch verschiedene Krebsformen im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich. In den Pfeifen werden zerkleinerte Tabakblätter mit Aromen erhitzt, das Rauchvolumen ist bis zu 100-mal größer als bei Zigaretten. Freigesetzt werden neben Nikotin auch Nitrosamine, Schwermetalle und Kohlenmonoxid.

Snus und Cannabis

Zunehmend in Mode kommt auch das aus Skandinavien stammende Snus. Das rauchfreie Produkt wird unter anderem aus fein gemahlenem Tabak und Aromen hergestellt und, in kleinen Beuteln verpackt, in die Umschlagfalte gelegt. Auch diese Tabakform enthält kanzerogene Nitrosamine, mit entsprechendem Erkrankungsrisiko. Tetrahydrocannabinol (THC) kann von Wirkintensität und Suchtpotenzial zu den weicheren Drogen gezählt werden.

Wegen seiner muskelentspannenden und antimimetischen Wirkung wird es zunehmend medizinisch verwendet. Als Harzextrakt (Haschisch) oder in Form getrockneter Blütenstände (Marihuana, „Gras“) kann THC geraucht oder auf andere Weise konsumiert werden. Beide Produkte erhöhen bei häufigem Gebrauch das Risiko für Parodontitis. Konkret wurden erhöhte Sondierungstiefen, gesteigerter Attachmentverlust und häufiger schwere Parodontitisverläufe gefunden.

Harte Drogen

Harte Drogen wie Kokain, Crack, Heroin und Crystal Meth können gravierende Auswirkungen auf die Mundgesundheit haben. Abhängigkeit und die damit verbundene Lebensweise führen zu ungünstiger, häufig kariogener Ernährung und mangelhafter Mundhygiene. Hinzu kommen direkte toxische Wirkungen, stressbedingter Bruxismus und fehlende Inanspruchnahme (zahn-)ärztlicher Betreuung. Erhöhte Karies- und Parodontitis-Inzidenz führt dazu, dass Betroffene im Durchschnitt rund 3,5 weniger Zähne haben als die Normalbevölkerung.

Besonders schwer scheinen die beschriebenen Auswirkungen beim Amphetamin-Verwandten Methamphetamin (Crystal Meth) zu sein. Hier besteht eine Dosis-Wirkung-Beziehung, wobei Zigarettenraucher und Frauen besonders schwer betroffen sind [10]. Beim „Meth Mouth“ tritt verstärkt Frontzahnkaries auf. Nach einer aktuellen Übersicht scheint aber nicht die Art der Drogenaufnahme (Rauchen, Kristalle oder Pulver) der wichtigste ätiologische Faktor zu sein, sondern die meist kariogene Ernährung und schlechte Mundhygiene.

Was Zahnmediziner tun können

Verschiedene Studienautoren diskutieren die Rolle von Zahnmedizinern, zu denen Betroffene als Patienten in die Praxis kommen. In Bezug auf Tabakkonsum gibt es die fundierte Empfehlung, Patienten im Sinne einer Rauchentwöhnung zu beraten, zum Beispiel im Rahmen einer Parodontitistherapie. Besteht ein Verdacht auf Alkoholsucht oder Abhängigkeit von harten Drogen, können professionelle Hygienemaßnahmen und eine entsprechende Aufklärung zu oralen Auswirkungen zumindest helfen, die Folgen zu lindern.


Hinweis

Beiträge in der Rubrik ZahnMedizin kompakt können in keinem Fall die klinische Einschätzung des Lesers ersetzen. Sie sind keine Behandlungsempfehlung, sondern sollen – auf der Basis aktueller Literatur – die eigenverantwortliche Entscheidungsfindung unterstützen.