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Glasionomere remineralisieren Milchzahn-Dentin am wirksamsten

Milchmolar mit Glasionomer

Milchmolar 74, mod gefüllt mit einem stopfbarem Glasionomer.

Für die Restauration von Milchzähnen haben sich Glasionomere, Kompomere, Komposite oder Stahlkronen durchgesetzt. In einer Studie aus Israel wurde bei extrahierten Milchmolaren die chemische Wechselwirkung zwischen intakten Füllungen und Zahnsubstanz untersucht [1]. Die Ergebnisse unterschieden sich zwischen den Materialien, aber auch zur gesunden Zahnsubstanz als Kontrolle.


Für schnelle Leser

  • Extrahierte Milchmolaren wurden auf anorganische und organische Substanzen unterhalb von Füllungen untersucht.
  • Dentin unter selbsthärtenden Glasionomerfüllungen enthielt 2,5-mal mehr Fluorid als unter Kompomeren.
  • Nur Glasionomere gaben karieshemmendes Strontium ab.
  • Aus Amalgam drangen Kupferionen durch das Dentin bis zur Pulpa, aber kein Quecksilber.
  • Dentin unter allen Füllungsmaterialien war gegenüber gesunden Kontrollzähnen signifikant anders zusammengesetzt.
  • Bei der Entscheidung für ein Restaurationsmaterial sollte auch die mechanische Prognose beachtet werden.

Bei allen untersuchten Materialien – Amalgam, Kompomer und Glasionomer – wanderten remineralisierende Ionen wie Kalzium und Phosphat aus der Zahnsubstanz in die Füllung. Die Migration war beim Kompomer und Amalgam signifikant stärker ausgeprägt als beim Glasionomer. Umgekehrt wanderte Fluorid aus dem Kompomer und Glasionomer in das Dentin unter der Füllung, beim Glasionomer um den Faktor 2,5 stärker. Nur beim Glasionomer gelangte auch Strontium in den Schmelz nahe der Füllung. Dieses Element hemmt die kariogenen Bakterienarten S. mutans und A. viscosus.

Exkavation nie vollständig

Aus Amalgam drangen Kupferionen durch die Dentintubuli bis zur Pulpa. Der Gehalt nahm mit dem Abstand von der Füllung ab. Quecksilber, Zinn oder Silber wurden weder im Schmelz, noch im Dentin gefunden. Die Zahnsubstanzen unterschieden sich bei allen Materialien in ihrer Zusammensetzung signifikant von den ungefüllten Kontrollzähnen. Die Autoren folgern, dass nach dem Exkavieren immer kariös verändertes Dentin zurückbleibt. Insbesondere sinkt der Gehalt an den Knochenbestandteilen Kalzium und Phosphat.
Die Forscher halten sich bei der Interpretation ihrer Ergebnisse zurück. Sie sehen bestätigt, dass Glasionomere bei Klasse-II-Füllungen den stärksten karieshemmenden Effekt haben [2]. Zu bedenken ist, dass die Materialwahl auch von der Kavitätengröße und damit der Prognose für den betroffenen Zahn abhängen sollte. Adhäsive Füllungen oder adhäsiv befestigte Stahlkronen verhindern aufgrund ihrer höheren Dichtigkeit effektiver Karies als nicht adhäsive Materialien. Interessant wäre, ob die beobachteten chemischen Veränderungen auch bei kunststoffmodifizierten adhäsiven Glasionomeren auftreten.

Imprägnierung durch Kupfer?

Die klinische Beobachtung, dass Sekundärkaries unter undichten Amalgamfüllungen seltener aufzutreten scheint als unter Kompositen, könnte durch den antibakteriellen Effekt des Kupfers im Sinne einer Imprägnierung erklärbar sein [3]. Eine Quecksilberabgabe an die Zahnsubstanz und damit möglicherweise über die Pulpa in den Körper ist offenbar nicht zu befürchten.


Hinweis

Beiträge in der Rubrik ZahnMedizin kompakt können in keinem Fall die klinische Einschätzung des Lesers ersetzen. Sie sind keine Behandlungsempfehlung, sondern sollen – auf der Basis aktueller Literatur – die Entscheidungsfindung unterstützen.

 


Literatur
[1] Mass, E., et al.; Quintessence Int 2017. 48 (8): 633-638.
[2] Raggio, D. P., et al.; J Am Dent Assoc 2016. 147 (3): 177-185.
[3] Morrier, J. J., et al.; Dent Mater 1998. 14 (2): 150-157.