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Im Team und mit klaren Strukturen

Das Anwenden von Hilfsmitteln wie Interdentalraumbürstchen, Zahnseide oder spezielle Implantatseiden ist bei der häuslichen Mundhygiene unbedingt erforderlich.

Das Anwenden von Hilfsmitteln wie Interdentalraumbürstchen, Zahnseide oder spezielle Implantatseiden ist bei der häuslichen Mundhygiene unbedingt erforderlich.
 

Das Inserieren von Implantaten gehört für viele zahnärztliche Praxen zum Arbeitsalltag. Ebenso die Implantatnachsorge, unterstützende Implantattherapie (UIT) genannt.

Beobachtungsstudien zeigen, dass Patienten, die eine schlechte Plaquekontrolle aufweisen und keine regelmäßige Erhaltungstherapie erhalten, ein höheres Risiko für Periimplantitis haben [1]. Periimplantitis ist gekennzeichnet durch Entzündungen in der periimplantären Mukosa und den nachfolgenden fortschreitenden Verlust von Stützknochen [2]. Um den maximalen Erhalt von Implantatversorgungen zu erzielen, bedarf es deshalb einer regelmäßigen intensiven Nachsorge wie auch einer adäquaten häuslichen Biofilmkontrolle.

Doch ist die notwendige Infrastruktur für die stetig wachsende Zahl der Patienten mit Nachsorgebedarf in der Praxis gegeben? Eine Zahnarztpraxis mit Prophylaxeschwerpunkt sollte verschiedene Gegebenheiten erfüllen: qualifiziertes Fachpersonal, räumliche und zeitliche Möglichkeiten zur Patientenbetreuung und die notwendige Ausstattung.

Fester Ablauf – auf den Patienten abgestimmt

Für die UIT empfiehlt sich ein fest geregelter Ablauf, dennoch ist es wichtig, eine auf den Patienten abgestimmte Individualität einfließen zu lassen, wie beispielsweise die Patientenberatung. Eine hochwertig fortgebildete Mitarbeiterin wie die Zahnmedizinische Prophylaxe-, Fachassistentin oder Dentalhygienikerin hat die Fähigkeit, ein aufklärendes Gespräch mit dem Patienten zu führen, die Voraussetzung für eine konstante Nachsorge. Ein gut beratener Patient fühlt sich optimal umsorgt, er gewinnt Vertrauen und Verständnis für die wiederkehrenden Nachsorgehandlungen. Das Vorgehen am Patienten sollte in enger Absprache mit dem Zahnarzt erfolgen.

Eine strukturierte UIT beinhaltet unverrückbare Punkte in folgender Reihenfolge:

• Aufnahme/Aktualisieren der dentalen und allgemeinen Anamnese
• intraoraler Befund (unter anderem zur Überprüfung von risikoassoziierten biologischen oder technischen Komponenten)
• schonendes Messen der Sondiertiefen und Aufnehmen der Blutung auf Sondierung
• Aufnahme des Mundhygienebefunds
• Mundhygieneinstruktion und Remotivationsgespräch mit dem Patienten
• professionelle Zahnreinigung und submuköse Instrumentierung
• Festlegung des UIT-Intervalls, bestimmt durch das individuelle Risikoprofil

Bei Risikofaktoren engmaschige UIT

Periimplantitis ist ein multifaktorielles Geschehen. Stellen sich in dem anamnestischen Gespräch, in der Befundaufnahme und/oder in der visuellen Kontrolle Risikofaktoren heraus, die Einfluss auf die Ätiologie der Periimplantitis haben, sollte eine engmaschige UIT angestrebt werden (ausführliche Erklärung dazu in Teil 2 dieser Serie ).

Periimplantäre Gesundheit kann sowohl um Implantate mit normalem als auch reduziertem Knochenniveau bestehen. Es ist also nicht möglich, einen Bereich von Sondierungstiefen zu definieren, der mit periimplantärer Gesundheit einhergeht [3, 4]. Das regelmäßige Ermitteln von Taschensondierungstiefen und erste Entzündungszeichen wie das Bluten auf Sondieren (TST/BAS) haben demnach einen besonders hohen Stellenwert. Es ist von Vorteil, bereits beim Einsetzen der Suprakonstruktion TST/BAS (6-Punkt-Messung ) aufzunehmen. Der Wert dient als Baseline und sollte in der Patientenkartei festgehalten werden.

Hoher Stellenwert von TST/BAS

Einmal jährlich empfiehlt es sich, TST/BAS an Implantaten aufzunehmen, um einen möglichen Abbau des periimplantären Stützgewebes zu ermitteln, dieser zeigt sich als Abweichung des Referenzwerts. Periimplantitis kann mit weiterer Diagnostik im Frühstadium erkannt und behandelt werden. Falls die Behandlung ausbleibt, scheint Periimplantitis in einem nichtlinearen und beschleunigenden Muster voranzuschreiten [2].

Periimplantäre Mukositis erkennen

Periimplantäre Mukositis ist gekennzeichnet durch Bluten auf Sondieren (BAS) und sichtbare Entzündungszeichen [5]. Um einer Periimplantitis präventiv entgegenzuwirken, sind das Erkennen einer periimplantären Mukositis, die darauffolgende Risikoberatung und eine Mundhygieneinstruktion unabdingbar.

Eine vollständige Abheilung der periimplantären Mukositis kann nicht bei allen Patienten vorhersehbar erreicht werden [7]. Daher sollten regelmäßige Nachkontrollen (beispielsweise alle drei Monate) zur frühzeitigen Erkennung des Bedarfs einer Nachbehandlung eingeplant werden.

Mundhygienebefund als Motivation zur häuslichen Pflege

Eine periimplantäre Mukositis kann durch die Entfernung des Biofilms geheilt werden. Darum bietet sich zur Motivation der häuslichen Pflege die Aufnahme eines Mundhygienebefunds an, gleichzeitig kann er zur individuellen  Mundhygieneinstruktion des Patienten genutzt werden. Eine Optimierung der häuslichen Mundhygiene durch den Patienten kann den Therapieerfolg positiv beeinflussen [6|. Für den Hausgebrauch können Handzahnbürsten wie auch elektrische Zahnbürsten empfohlen werden. Das Anwenden von Hilfsmitteln wie Interdentalraumbürstchen, Zahnseide oder spezielle Implantatseiden ist unbedingt erforderlich. Eine Implantatkonstruktion kann im Vergleich zu Zähnen vermehrt Plaqueretentionsstellen erhalten, meist im Abutmentbereich.

Nach Befundaufnahme und Beratungsgesprächen folgt die professionelle Biofilmentfernung. Bei einer periimplantären Mukositis soll eine regelmäßige professionelle, mechanische Plaqueentfernung erfolgen [7]. Implantate können, mit besonderer Vorsicht, in gleicher Weise wie natürliche Zähne gereinigt werden. Die Behandlung mit dem Luftpulverwasserstrahlgerät ist bei periimplantärer Mukositis als effizient einzustufen. Eine Monotherapie mittels Glycin-Air-Polishing führt zu einer signifikanten Reduktion der BAS-Werte [8]. Neben dem Pulver auf Glycinbasis sind auch Pulver auf Erythritolbasis zur subgingivalen/submukösen Anwendung geeignet.

Win-win-Situation für Paxis und Patient

Die Prävention der Periimplantitis ist durch die frühzeitige Therapie der periimplantären Mukositis als kostengünstiger einzustufen als die Behandlung einer klinisch manifesten Periimplantitis [9]. Die UIT ist folglich eine Win-win-Situation für den Patienten und die Praxis. Die Qualität in der Behandlung sollte gewährleistet sein, um eine hohe Patientenzufriedenheit in der UIT zu erzielen.

Das Verständnis des Patienten für die wiederkehrende Nachsorge muss gegeben sein. Die umfassende Beratung ist ein wirksames Instrument. Teamarbeit und klare Praxisstrukturen erleichtern die Patientenführung. Ergänzend zum professionellen Biofilmmanagement sollten auch in jeder Sitzung mögliche lokale und systemische Risikofaktoren erfasst werden. Bei Patienten mit unauffälligem Risikoprofil kann eine UIT einmal im Jahr empfehlenswert sein, sobald Faktoren einfließen, ist die UIT zwei- bis viermal im Jahr anzuraten.

Christin Damann, Bocholt

Das Literaturverzeichnis kann unter leserservice@dzw.de angefordert werden.

Christin Damann ist seit 2016 angestellte Fortbildungsreferentin der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe und Dentalhygienikerin in der zahnärztlichen Praxis Dres. Leineweber in Bocholt.

Christin Damann ist seit 2016 angestellte Fortbildungsreferentin der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe und Dentalhygienikerin in der zahnärztlichen Praxis Dres. Leineweber in Bocholt.