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Chirurgische und prothetisch-zahntechnische Verfahren hinterfragt

Referenten PEERS-Kongress

Die Referenten und Moderatoren des 3. PEERS-Kongresses: (oben von links) PEERS-Präsident PD Dr. Dietmar Weng, Co-Präsident Prof. Dr. Dr. Stefan Haßfeld, Prof. Dr. Reinhard Gruber, ZTM Haristos Girinis, (unten von links) Dr. Peter Gehrke, ZT Carsten Fischer, Fokke Jan Middendorp und Dr. Dr. Lars Bonitz. 

Innovationen für die Praxis – Was ist umsetzbar?

Unter dem Motto „Innovationen für die Praxis – was ist umsetzbar?“ fand im Oktober der 3. PEERS-Kongress und das 11. PEERS-Jahresmeeting in Wachtberg statt – live und mit Online-Übertragung. Das Themenspektrum reichte von monolithischen, bemalten Keramiken und den Möglichkeiten und Grenzen des digitalen Workflows über die Darstellung verschiedener PRF-Verfahren und deren Indikationen bis hin zu Sauerstoff als adjuvantem Therapiemittel und die Behandlung obstruktiver Schlafapnoe mittels KI-optimierter Unterkiefer-Protrusionsschienen.

Der Kongress des Expertennetzwerks PEERS (Platform for Exchange of Experience, Research and Science), zeigte den Teilnehmern, wie stark die Zahnmedizin medizinisch basiert ist. PEERS-Präsident PD Dr. Dietmar Weng und Co-Präsident Prof. Dr. Dr. Stefan Haßfeld stellten souverän die Verknüpfungen zwischen den unterschiedlichen Bereichen her, die die Implantologie mittelbar oder unmittelbar tangieren.

Praxisrelevante Hinweise zu PRF

Prof. Dr. Reinhard Gruber aus Wien gab einen Überblick und praxisrelevante Hinweise zu PRF und seinen herstellungsbedingten Indikationsbereichen und wies auf die notwendig zügige Verarbeitung des Blutplasmas hin, um eine Verringerung der Membrangröße zu vermeiden. Liquid PRF wird in verschiedenfarbigen Röhrchen mit und ohne Additive, solides PRF in Röhrchen mit clot activators und „sticky bone“ in unbeschichteten Röhrchen gewonnen. Bewährt hätten sich PRF und seine Varianten zur Socket Preservation, verbesserten und induzierten Angiogenese, Stabilisierung der Extraktionsalveole, Regeneration der Weichgewebe im Bereich von Implantaten, Verdickung der Mukosa, Rezessionsdeckung, Heilung bei Osteonekrose, Schmerzreduktion sowie zur Minderung der Nebenwirkungen antiresorptiver Therapie.

ZTM Haristos Girinis aus Nagold gab einen Überblick über die verschiedenen Optionen, die sich bei einer vollkeramischen Versorgung dem Zahntechniker je nach Anforderung des Zahnarztes und Anspruch des Patienten bieten und den Workflow im Labor vereinfachen und verkürzen können. Dabei rücke verstärkt die Wirtschaftlichkeit in den Fokus. Alternativ zur klassischen Verblendkeramik ließen sich mit monolithischen Restaurationen aus Lithiumdisilikat oder auch ultrahochtransluzentem Zirkonoxid in Kombination mit modernen 3-D-Pasten Farbe, Struktur und Glace ästhetisch ansprechend darstellen. Dabei ermögliche die Verbindung etwas größerer Keramikpartikel mit einer thixotropen Paste eine natürliche Gestaltung im Schneide- und Kauflächenbereich, das präzise Anbringen von Kontaktpunkten sowie eine Fluoreszenz natürlicher Zähne.

Wo ist analoges Vorgehen noch unumgänglich?

Dr. Peter Gehrke und Zahntechniker Carsten Fischer hinterfragten chirurgische wie prothetisch-zahntechnische Verfahren, wieviel digitaler Workflow bereits realisiert und wo analoges Vorgehen noch unumgänglich ist, wobei, so Dr. Gehrke, digitaler Workflow nur im Team funktioniere. Der digitale Workflow sei weit mehr als navigierte Implantatplanung. Ein intraoraler Scan ist Abformung, Dokumentation und Qualitätskontrolle zugleich. Individuelle Komponenten wie Healing-Abutments, aus einem Materialblock gefräste provisorische Versorgungen mit zugehöriger Anschlussgeometrie oder die Verknüpfung verschiedener Komponenten in einer Konstruktionssoftware seien ohne digitalen Work nicht realisierbar. Andererseits brauche es für die Abformung multipler Implantate, eine passiv-fit-sitzende NEM-Brücke oder das Acuris-Konzept nach wie vor analoge Abläufe und handwerkliches Geschick.

Fokke Jan Middendorp aus den Niederlanden erläuterte anhand diverser Untersuchungen die vielfältigen Optionen einer topischen Sauerstofftherapie (TOT). Hierfür wird stabilisierter, aktiver Sauerstoff als Gel lokal in das Wundbett appliziert. Damit konnten positive Ergebnisse bei der Vorbeugung und Heilung von Parodontitis wie Verringerung parodontaler Taschen und periimplantären Defekten und Gewebeverlusten erzielt werden. Sauerstoff- und lactoferrinhaltige Zahnpasten wirkten ebenso effektiv gegen Plaque und Mukositis wie triclosanhaltige Zahnpasten. Ein weiterer Vorteil der TOT sei der Risikoausschluss gängiger antimikrobieller Substanzen wie CHX für die orale Mikroflora (Osteoblastentoxizität).

Optimierung effektiver Schienentherapien

Dr. Dr. Lars Bonitz (Dortmund) forscht an der Optimierung effektiver Schienentherapien bei Vorliegen einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA). Über 20 Millionen Bundesbürger leiden an Folgen einer wiederholten Sauerstoffentsättigung im Schlaf wie morgendliche Kopfschmerzen, Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen und Bluthochdruck bis hin zu kognitiven Dysfunktionen und anderes mehr.

Ein neuer Behandlungsansatz basiert auf Artificial Intelligence (AI) oder Künstlicher Intelligenz (KI). Hierbei werden die strömungsmechanischen Parameter der oberen Atemwege mit numerischen Methoden erfasst und in approximativen Strömungsbilder visualisiert. An dem virtuellen Modell werden die schienentherapeutischen Maßnahmen optimiert und das Ergebnis an einem 3-D-gedruckten Atemwegsmodell validiert. Bei allen Studienteilnehmern konnten so KI-basierte Vorhersagen über die Wirksamkeit der Therapie mittels Protrusionsschiene getroffen werden.

PEERS ist ein von Dentsply Sirona unterstütztes internationales Expertennetzwerk für Erfahrungsaustausch, Weiterbildung, Forschung und Wissenschaft mit Mitgliedern aus Klinik, Praxis und Zahntechnik.

Die zu den Vorträgen gehörigen Literaturhinweise sind hier abrufbar.