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Dentista drittstärkste Kraft: Replik des Vorsitzenden der Kammerversammlung der LZK TH

UPDATE – eine Replik von Dr. Frank Fietze, Vorsitzender der Kammerversammlung der Landeszahnärztekammer Thüringen:

Sehr geehrter Herr Pick,
seit Jahren ist die dzw eine erfrischend kritische Beobachterin der zahnärztlichen Standespolitik. Ich habe Ihre Zeitschrift als unabhängige, oft auch streitbare Stimme mit einem guten Gespür für Kontroversen in unserem Berufsstand schätzen gelernt.
Diese Rolle setzt besondere Sorgfalt und Umsicht in der Berichterstattung voraus. Leider jedoch hat Ihre Redaktion für den online veröffentlichten Beitrag „Kammerwahlen in Thüringen: Dentista drittstärkste Kraft“ eine zugrundeliegende Pressemitteilung offensichtlich unbedacht, ohne inhaltliche Prüfung, nicht hinterfragt sowie ohne jeglichen Bezug zum wichtigen Gesamtkontext veröffentlicht. Als Vorsitzender der Kammerversammlung der Landeszahnärztekammer Thüringen möchte ich dazu Stellung zu nehmen.
Für die Wahl unserer neuen Kammerversammlung haben sich in diesem Frühjahr auf verfügbare 46 Mandate insgesamt 149 Kandidatinnen und Kandidaten beworben. Das ist mehr als je zuvor in der Geschichte der Kammer und ein beeindruckendes Signal gegen eine oft beklagte standespolitische Verdrossenheit.
Die ebenso erfreulich hohe Zahl weiblicher Kandidatinnen spiegelt sich freilich nicht in der gewählten Besetzung der Kammerversammlung wider. (Gleiches gilt übrigens für Oralchirurgen, Kieferorthopäden, Zahnärzte im Ruhestand usw., die ebenso nicht nach dem exakten Mitgliederverhältnis im höchsten Thüringer Zahnärzte-Parlament vertreten sind.) Obwohl sich die Kammerversammlung aus Delegierten verschiedener Wahllisten und unterschiedlicher beruflicher Hintergründe zusammensetzt, ist sie dennoch keine bloße Ansammlung vermeintlicher Teilgruppen, sondern repräsentiert stets die Thüringer Zahnärzteschaft in ihrer Gesamtheit.
Auch der erneut im Amt bestätigte Kammervorstand entspricht zweifellos nicht dem Mengenverhältnis zwischen weiblichen Kolleginnen und männlichen Kollegen in Thüringen. Die Zusammensetzung des Vorstandes ist jedoch das Ergebnis einer demokratischen, freien und geheimen Wahl, an der sich in der konstituierenden Sitzung der Kammerversammlung am 1. Juli 2023 alle Delegierten konstruktiv und fair beteiligt haben. Dass sich dabei mehrere Kandidatinnen und Kandidaten um einzelne Vorstandsreferate bewarben, zeugt von der großen Vielfalt unserer Thüringer Zahnärzteschaft und vom offenen Wettstreit der besten Köpfe und Ideen.
Letztlich wählte die Kammerversammlung dabei auch zum dritten Mal in Folge einen Kollegen in den Vorstand, welcher der Kammerversammlung nicht angehört. Dem in Ihrem Beitrag ohne eine sachliche Einordnung kurzerhand übernommenen Vorwurf aus der Pressemitteilung, dadurch hätten „altgediente Männernetzwerke den Thüringer Wählerwille mit Füßen getreten“, widerspreche ich ausdrücklich.
Die Regularien unserer Landeszahnärztekammer erlauben seit jeher die Wahl von Vorstandsmitgliedern, die nicht zugleich Delegierte der Kammerversammlung sind. Ebenso sind Sitzungen der Versammlung für alle Kammermitglieder öffentlich. Prinzipiell kann also jede Thüringer Zahnärztin und jeder Thüringer Zahnarzt durch ein Mitglied der Kammerversammlung zur Kandidatur vorgeschlagen werden und um eigene Mehrheiten werben. Bei mehreren Kandidatinnen und Kandidaten für ein Ehrenamt liegt es dann in der Natur der Sache, dass am Ende nur eine Person die Mehrheit der Wählerstimmen erhalten kann.
Daher ist schwer verständlich, dass die erwähnte Pressemitteilung zwar ein gutes Ergebnis bei der Wahl zur Kammerversammlung feiert, zugleich aber demokratische Entscheidungen eben jenes demokratisch gewählten Gremiums selbst diskreditiert, nur weil diese nicht den eigenen Hoffnungen und Erwartungen entsprechen. Ebenso ist für mich nicht nachvollziehbar, warum die dzw eine solch durchsichtige Wertung unhinterfragt einfach übernimmt, ohne dazu die genauen Sachverhalte darzustellen.
Eine ausgewogene Berichterstattung erfordert das Anhören verschiedener Beteiligter. Nachträgliche Interpretationen von Personenwahlen – zumal diese für außenstehende Leser ohne eine sachliche Einordnung kaum nachzuvollziehen sind – bergen immer ein hohes Potenzial an Missverständnissen und Missstimmungen.
Im vorliegenden Fall untergräbt die unbearbeitete und unhinterfragte Übernahme einer verzerrenden Pressemitteilung nicht nur journalistische Grundsätze. Sie schwächt auch die Bereitschaft unzähliger Kolleginnen und Kollegen, die sich ehrenamtlich mit viel Zeit und Mühe für unseren Berufsstand engagieren. Völlig zu Recht weist auch die dzw immer wieder auf die große Herausforderung hin, Kolleginnen besser als bisher in die zahnärztliche Selbstverwaltung einzubinden. Ich bin der festen Überzeugung, dass die einfache Übernahme einer einseitigen Pressemitteilung leider genau das Gegenteil des Gewünschten erreicht.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Frank Fietze
Vorsitzender der Kammerversammlung der Landeszahnärztekammer Thüringen

 

Die ursprüngliche Meldung:

 

Enttäuschung: Mehrheit der Zahnärztinnen an Spitze nicht abgebildet

Die diesjährige Wahl zur Kammerversammlung der Landeszahnärztekammer Thüringen war für Dentista ein großer Erfolg: Der Verband der Zahnärztinnen hat ein Drittel mehr Sitze erreicht als bei der Kammerwahl 2019 und ist als drittstärkste Kraft in die Kammerversammlung eingezogen. Ein weiterer Achtungserfolg: Mit 119 Stimmen konnte Dr. Rebecca Otto als Listenführerin der Dentista die meisten Stimmen aller zur Wahl stehenden Frauen auf sich vereinigen. Im Gesamtergebnis musste sie sich nur Dr. Christian Junge (Liste Zukunft Kammer) und Dr. Frank Fietze (Liste Thüringer Kieferorthopäden) geschlagen geben.

„Dieses tolle Wahlergebnis ist Lohn für unsere engagierte Arbeit der letzten Jahre. Es zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. An dieser Stelle gilt unser Dank den vielen Kolleginnen und Kollegen in Thüringen, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben“, erklärt Dr. Rebecca Otto, Präsidentin der Dentista. „Umso größer ist unsere Enttäuschung über das Ergebnis der konstituierenden Kammerversammlung am 1. Juli. Der neue Vorstand besteht weiterhin aus sechs Männern und nur einer Frau, und dies, obwohl die Mehrheit der Zahnärzteschaft in Thüringen weiblich ist.“ Als drittstärkste Kraft in der Kammerversammlung habe auch Dentista seine Bereitschaft erklärt, Verantwortung zu übernehmen und im Vorstand mitzuwirken. Trotz nachweisbarer Expertise gingen die Kandidatinnen leer aus.

fünf Frauen stehen lächelnd nebeneinander und schauen in die Kamera

Bei der Kammerversammlung der Landeszahnärztekammer Thüringen hat der Verband der Zahnärztinnen ein Drittel mehr Sitze erreicht als bei der Kammerwahl 2019 und ist als drittstärkste Kraft in die Kammerversammlung eingezogen. Fünf der sechs Dentista Delegierten der Kammerversammlung Thüringen (v.l.): Dr. Rebecca Otto, Jena; Dr. Karin Seidler, Ilmenau; Dr. Kathrin Illgen, Kahla; ZÄ Juliane Panzner, Ilmenau,  ZÄ Manja Krampe, Meiningen (nicht im Bild: Dr. Nadine Renner, Oberdorla).

Parität kann ohne eine Quote anscheinend nicht erreicht werden

„Diese Wahl hat uns gezeigt, dass qualifizierte, fähige Frauen gegen altgediente Männernetzwerke keine Chance haben“, sagt Otto. Die Spitze des Eisbergs: Es sei erneut ein männliches Mitglied in den Vorstand gewählt worden, das kein Mitglied der Kammerversammlung ist und somit nicht von den Thüringer Kollegen als deren Vertreter gewählt wurde. „Der Thüringer Wählerwille wurde hier mit Füßen getreten. Diese Wahl in einer Körperschaft des öffentlichen Rechts hat erneut gezeigt, dass Parität ohne eine Quote scheinbar nicht erreicht werden kann. Deshalb werden wir uns weiterhin auf allen Ebenen dafür einsetzen, dass Zahnärztinnen ihre Standespolitik aktiv mitgestalten können und nicht gestaltet werden“, betont Otto, die neben ihrer Funktion als Dentista-Präsidentin auch Co-Vorsitzende der Spitzenfrauen Gesundheit ist.

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