Anzeige
Marary nify – Vier Wochen zahnärztlicher Hilfseinsatz auf Madagaskar
Schülerin

Eine Schülerin der Organisation ONG Manda bei der Erstuntersuchung

Madagaskar ist laut Human Development Index eines der ärmsten Länder der Welt. Die Pest ist hier endemisch und erst im Herbst 2017 wieder ausgebrochen. Aus diesem Grund mussten wir vom zahnärztlichen Verein „Planet Action – Helfende Hände e.V.“ den geplanten Hilfseinsatz im November 2017 absagen. Das gesundheitliche Risiko für das Team war zu hoch. Um jedoch dem unglaublich großen Behandlungsbedarf nachzukommen, plant der Verein allein für das Jahr 2018 sieben Einsätze auf Madagaskar, in Tansania und Malawi.

Am Anfang der Planung hatten wir kaum eine Vorstellung, was auf uns Teilnehmer zukommen wird. Ein völlig fremdes Land mit vielen Problemen, aber unglaublich freundlichen Menschen.

Überblick über einen Hilfseinsatz im August 2017

Vor unserem Team aus fünf Studenten sowie drei Zahnärzten aus Münster, Gießen, Würzburg und Kassel standen vier Wochen zahnärztlicher Hilfseinsatz auf Madagaskar: davon jeweils zwei in der Hauptstadt Antananarivo (kurz „Tana“) und in Fianarantsoa (kurz „Fiana“). Nach ca. 19 Stunden Flugzeit und zwei Zwischenlandungen landeten wir erschöpft, aber neugierig in Tana. Auch das Gepäck kam an, was bei den Bedingungen vor Ort nicht immer selbstverständlich ist. Da es sich um einen Langstreckenflug handelte, konnten pro Person zwei Gepäckstücke mit je 23 Kilo transportiert werden, was bei den Mengen an benötigtem Material auch notwendig war.


Am Montag begann die ehrenamtliche Arbeit bei der Organisation ONG Manda, bei der vornehmlich Straßenkinder und Kinder aus sehr armen Verhältnissen betreut werden. Vor Ort werden ihnen zwei warme Mahlzeiten, eine Dusche und das wahrscheinlich Wichtigste – eine schulische Ausbildung – geboten. Die Organisation befand sich nur 200 Meter von unserer Unterkunft entfernt. Am ersten Arbeitstag wurden alle Materialien in Taschen, Rücksäcken und Trolleys zu Manda geschleppt. Die Kinder zwischen 3 und 16 Jahren ließen sich dieses Spektakel natürlich nicht entgehen und freuten sich über den Zuwachs aus Deutschland. Die anfänglichen Berührungsängste wurden schnell abgelegt. Zu einem Ritual wurde die tägliche Zahnputzdemo mit mitgebrachten, gespendeten Zahnbürsten aus Deutschland. Als Behandlungsräume dienten uns die kleine Krankenstation der Organisation und ein Klassenzimmer, da gerade Ferien waren. Behandelt wurde mit einfachsten Mitteln. Da in den ersten Wochen keine Absaugung vorhanden war, wurde die Blutstillung mit Wattetupfern und Kompressen betrieben, und Kariesexkavation erfolgte durch Bohrer mit kleinen tragbaren akkubetriebenen Motoren. Später kam eine mobile Einheit als sehr geschätzter Begleiter hinzu, diese konnte durch das große Gewicht nicht wie die anderen Materialien im Flugzeug mitgebracht werden. Bei den meisten Kindern konnten sehr viele Zähne durch Füllungen erhalten werden, was bei den Erwachsenen ganz anders aussah. Bei ihnen lag das Hauptaugenmerk auf der Schmerzlinderung und damit auf der Extraktion nicht erhaltungswürdiger Zähne, sodass die einleitende Frage schnell „Salama, marary nify? Ambony/ambany?“ (deutsch: „Hallo, Zahnschmerzen? Oben/unten?“) wurde. Am letzten Arbeitstag organisierten die Mitarbeiter von ONG Manda eine Abschiedsparty für das Team, wo sich die Kinder mit selbstgemalten Bildern bedankten. Danach wurde ausgiebig getanzt – wie so häufig in Madagaskar.


Nach diesen ersten lehrreichen Wochen in Tana ging es weiter nach Fiana. In der etwas kleineren Stadt mit etwa 200.000 Einwohnern lebte die Gruppe direkt auf dem Grundstück der Einrichtung „Ambalakilonga“ der italienischen Hilfsorganisation Fondazione Exodus. Wie zuvor in Antananarivo haben es sich auch hier die Betreuer zu ihrer Aufgabe gemacht, Kindern eine Perspektive durch Schulbildung zu ermöglichen: in diesem Fall Jungen im Alter von 12 bis 18 Jahren. Zunächst wurden die Kinder aus der Organisation behandelt, danach wurden Listen angefertigt, in die sich die behandlungswilligen Menschen aus der Stadt eintragen konnten. In den letzten beiden Wochen verdoppelte sich die Anzahl der Patienten, was nicht zuletzt an den verlängerten Arbeitszeiten lag. Bis zum Einbruch der Dunkelheit wurde fleißig behandelt, und vor dem Tor warteten die Menschen geduldig teilweise den ganzen Tag lang. Leider sprechen nur rund 20 bis 30 Prozent der Madagassen Französisch, weswegen wir immer mehr madagassische Begriffe erlernten, um die Behandlung zu erleichtern. Grundsätzlich wurden wir mit der Sprachbarriere jedoch nie alleingelassen. Es fand sich immer jemand, der bereitwillig und gerne, wenn nötig auch mit Händen und Füßen, übersetzte.


Da es sowohl in der Hauptstadt als auch in Fiana auf den Straßen unsicher wurde, sobald die Sonne unterging, verbrachten wir die meisten Abende in den gemütlichen Unterkünften. Außerdem haben wir den Nationalpark Andasibe, und Ranomafana, einen der letzten intakten Bergnebelwälder der Erde, besucht. Ein weiteres Ausflugsziel war der Lac Itasy in dem hübschen Dörfchen Ampefy, von wo aus wir unter anderem eine abenteuerliche Mountainbiketour zu den Lily-Wasserfällen machten. Insgesamt bietet Madagaskar landschaftlich unheimlich viel. Allerdings muss man wissen, dass das Straßennetz sehr schlecht ausgebaut ist, sodass man für 400 Kilometer mindestens zehn Stunden Autofahrt einplanen muss. Trotz der teilweise extremen Armut – 70 Prozent der Bevölkerung lebt von weniger als einem Dollar pro Tag – und aller Widrigkeiten der Infrastruktur, Krankheiten, Kriminalität etc. waren alle Mitglieder sehr positiv beeindruckt, und wir kommen sehr gerne wieder.

 

Dankeschön

Ein kleines handgemaltes Dankeschön der behandelten Kinder

 


Unterstützung gesucht!

Für einige Einsätze 2018 werden noch Zahnärzte und Zahnmedizinstudenten gesucht. Wer sich engagieren möchte, findet hier die geplanten Einsätze und Einsatzorte.