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„Senioren fragen stärker nach implantatgetragenen Versorgungen“

Älteres Ehepaar unterm Baum

Die Lebensqualität im Alter hängt stark von der Mundgesundheit ab.

 „Für uns Zahnmediziner stellen sich im Zusammenhang mit den geriatrischen Ansätzen in der Versorgung unterschiedliche Aufgaben, die von der Erreichbarkeit dieser Patienten, der Einbeziehung indizierter multimorbider Ausgangslagen, der Zahnpflege und Prävention sowie der Medikation abhängig sind und spezielle Kenntnisse auch aus der Allgemeinmedizin erfordern“, so Prof. Dr. Heiner Weber (Uni Tübingen), Präsident der DGZI.

Mit dem Curriculum Alterszahnheilkunde, das sich mit all diesen Fragen befasse, trage die DGZI auch der Tatsache Rechnung, dass die Senioren stärker nach implantatgetragenen Versorgungen fragten. „Wir in unserer Praxis haben durchaus Patienten, die 70 Jahre und älter sind und implantologisch versorgt werden wollen. Der älteste Implantatpatient war über 80 Jahre“, berichtet Dr. Rolf Vollmer, DGZI-Vizepräsident und in dieser Funktion mitverantwortlich für die Gestaltung des Curriculums, aus dem Behandlungsalltag.

Dass hohes Alter eine Implantatversorgung nicht ausschließt, darauf weist auch Prof. Dr. Werner Götz hin, Labor für oralbiologische Grundlagenforschung, Uni Bonn, und einer der Referenten des DGZI-Curriculums. Es gebe weder signifikante Unterschiede bei der Osseointegration, noch trete ein verstärkter periimplan­tärer Knochenverlust auf. Und bei den sogenannten jungen Alten, die sich durch eine aktive Lebens­einstellung und  -gestaltung eher jünger fühlten, sei vermehrt der Wunsch nach einer hochwertigen implantologischen Versorgung feststellbar. Gleichzeitig verfü­ge diese Klientel auch über entsprechende finanzielle Mittel. „Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass sich hier ein neuer Markt für die Implantologen bildet, auf dem wir mit entsprechenden Angeboten vertreten sein sollten“, so DGZI-Vizepräsident Vollmer.

Das Curriculum Alterszahnheilkunde könne auf dem Weg dorthin helfen. Prof. Götz stellt laut Presseankündigung neben den physiologischen Veränderungen, die das Alter mit sich bringt, auch die besondere Anato­mie des Alters dar. Zahnarzt Dr. Peter Minderjahn (Stolberg) klärt über allgemeinmedizinische Probleme wie Medikamenteneinnahme, Betreuung, Vorsorgevollmacht oder Patientenverfügung auf. Dr. Vollmer und Dr. Valentin geben Hinweise für adäquate prothetische Versorgungen unter besonderer Berücksichtigung der Tatsache, dass der ältere Patient oder das Pflegepersonal in der Lage sein sollten, die prothetischen Konstruktionen zu reinigen und zu pflegen.

Wie die DGZI weiter mitteilt, begrüßt Dr. Vollmer entsprechend das seit dem 1. April 2014 gültige Kooperationsabkommen der KZBV mit den gesetzlichen Krankenkassen, das die Zusammenarbeit von Pflegeeinrichtungen und Zahn­ärzten verbessern soll. Hier sieht er dringenden Bedarf. Es sei festzustellen, dass „die Kollegen in der freien Praxis mehr oder weniger keine Lust haben, die Fahrt und den zeitlichen Aufwand einer solchen Betreuung auf sich zu nehmen“. Da könne das Abkommen neue Anreize schaffen. Andererseits sehe er die Vereinbarung auch kritisch: „Die gesamte Gesetzesänderung ist mit einem unheimlichen bürokratischen Aufwand verbunden. Das macht die Arbeit sicher nicht leichter. Hier sollte Bürokratie eigentlich abgebaut und nicht weiter erhöht werden“, so Vollmer.

Eines der alarmierenden Ergebnisse der noch aktuellen Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS) IV (die DMS V befindet sich derzeit in der Feldphase) sei ein signifikanter Anstieg parodon­taler Erkrankungen. Ein besonderes Risiko für die Altersgruppe der Senioren sei hier nicht zu erkennen, obwohl derartige Erkran­kungen im Alter verstärkt aufträten, unter anderem weil der Patient nicht mehr in der Lage sei, die eigenen Zähne richtig zu pflegen.

Das trifft nach Ansicht Vollmers auch auf die Periimplantitis zu. „Was die Periimplantitis angeht, so kann ich nicht feststellen, dass sie hier besonders häufig auftritt.“ Vielmehr handele es sich um einen Faktor, der auf verschie­dene Ursachen zurückgehen könne: „Dazu zählen die richtige Planung von Anfang an und ein Operateur, der die Implantate in die richtige Position setzt. In dem Moment, wo riskante Implantationen beispielsweise bei zu geringem Knochenangebot vorgenommen werden, ist der Schritt zur Periimplantitis nicht weit.

Dieses Risiko wäre dann aber eher als behandler- denn als altersbedingt zu bezeichnen.“ Hier sei es besonders wichtig, Faktoren wie beispielsweise die Medikamenteneinnahme im Blick zu behalten, da fast alle Medikamente Einfluss auf die Schleimhaut und die Speichelproduktion hätten. Vollmer: „Auch daraus können sich entsprechende negative Konsequen­zen ergeben.“

Krankenkassen bezuschussen lediglich die Standardversorgung

Eine flächendeckende Versorgung im Hinblick auf die Implantologie schließt der DGZI-Vizepräsident für die nahe Zukunft aus. „Die Krankenkassen bezuschussen lediglich die Standardversorgung, das heißt beim zahnlosen Patienten eine Totalprothese. Implantate, Verbindungselemente etc. müssen vom Patienten selbst getragen werden, so dass selbst bei den einfachsten Konstruktionen und bei minimaler Anzahl von Implantaten (das heißt zwei) schon Eigenanteile in Höhe von 2.500 bis 4.000 Euro erreicht werden. Das können sich die wenigsten wirklich leisten", schätzt Vollmer.

Von Lösungen wie „besser eins als keins“ hält er allerdings wenig: „Eine ordentliche Versorgung ist meiner Meinung nach nur mit mindestens zwei Implantaten im Unterkiefer zu erreichen. Im Oberkiefer müssen erheblich mehr Implantate zur Stabilisierung eingebracht werden. Der Oberkiefer spielt aber nicht so eine gravierende Rolle wie der Unterkiefer.“

Wer sich aus implantologischer Sicht verstärkt für die Alters­zahn­heilkunde interessiert, kann sich über das Fortbildungsangebot, das als Kursusmodul im Rahmen des DGZI-Curriculums oder als Einzelkursus „Alterszahn­heil­kun­­de/Altersimplantologie mit Prothetik“ angeboten wird, informieren unter www.dgzi.de oder telefonisch unter (0211) 1697077.