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Goldrausch auch in Deutschland möglich – aber durch Recycling

Recyclingzeichen in Gold

Bei der Gewinnung von Zahngold wird mit der Umwelt nicht zimperlich umgegangen. Wer mag, kann sich das unter anderem bei DMAX im Format Goldsuche in Alaska ansehen. Die Serienstars arbeiten mit grobem Gerät, nutzen hier aber nur Wasser und Gummimatten für die erfolgreiche Nuggetsuche – von Chemikalien kein Wort.

Die Wirklichkeit sieht aber wohl meist viel schlimmer aus, meinen Organisationen wie „Rettet den Regenwald.de“. Für die Gewinnung von zwei Gramm winziger Goldspuren werde eine Tonne Gestein wochenlang mit einer Cyanidlösung beträufelt. Erst wird das abgebaute Erz zerkleinert und gemahlen, schließlich mit Quecksilber oder Natriumcyanat versetzt. Diese giftigen Lösungsmittel wandeln unlösliches Gold in sogenannte lösliche Goldkomplexe. Es bildet sich die goldhaltige Flüssigkeit, aus der sich das elementare Gold extrahieren lasse. Goldminen seien damit Chemiefabriken unter offenem Himmel: Schätzungen gingen weltweit von einem jährlichen Verbrauch von 182.000 Tonnen Cyanid in Goldminen aus.

Da ist es auch nur ein schwacher Trost, wenn australische Forscher daran arbeiten, eine Alternative zum hochgiftigen Cyanid zu finden. In Pilotanlagen liefen Tests, die das Cyanid durch Thiosulfat ersetzen. Erste großtechnische Anlagen sollen nun auf diese Alternative umgerüstet werden. An der gigantischen Zerstörung von Regenwald und damit auch den Lebensräumen vieler seltener Tierarten ändert dies wohl eher nichts.

Recycling statt Raubbau

Eine echte Alternative zum Raubbau am Regenwald könnte jeder Zahnarztpraxis bieten und einen wertvollen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten: durch Zahngold-Recycling. Kaum eine Ressource ist so wandelbar wie Edelmetall, meint die Fachvereinigung Edelmetalle. So könne ein goldener Ohrring, der vor zweitausend Jahren die ägyptische Königin Kleopatra zierte, heute einem herzkranken Menschen das Leben retten – als Leitungsdraht in einem Herzschrittmacher. Recycling sei, so die Fachvereinigung, das geeignete Verfahren, um einmal gewonnene Metalle auf Dauer im Kreislauf zu halten.

Auch in Zahnfüllungen werden wertvolle Edelmetalle verarbeitet. Deren Rückgewinnung ist sowohl vor dem Hintergrund steigender Nachfrage als auch aufgrund ökologischer Verantwortung für eine nachhaltige Nutzung von Edelmetallen unabdingbar geworden, meint die Fachvereinigung.

Trotz CAD/CAM, Zirkon & Co ist der Bedarf an Edelmetallen für zahntechnische Leistungen immer noch sehr groß und kann nicht allein durch Recycling von Zahngold gedeckt werden, sagt Jörg Faller, Teamleiter Service Edelmetall Customer Service Germany Kulzer GmbH. Bis zu 70 Prozent recycelte Edelmetalle stecken in den Hera-Legierungen des Hanauer Unternehmens. Das ist bereits ein Branchenspitzenwert.

Jörg Faller will aber einen noch höheren Recycling-Anteil erreichen, auch wenn das Unternehmen seine nicht recycelten Edelmetalle nur aus konfliktfreien Quellen bezieht. „Viele ersetzte Gold-Kronen und -Brücken liegen vermutlich in Schubladen herum. Dabei könnte deren Recycling helfen, den Anteil an neu gewonnenen Edelmetallen aus Regenwald-Regionen zu senken“, sagt Faller. Er stützt die Beschreibungen der Fachvereinigung Edelmetalle, wonach die Edelmetalle in aller Regel in Verbindung mit anderen Materialien, Metallen oder als Legierungskomponenten verwendet werden. Es sei ein zum Teil hochkomplexer Aufbereitungs- und Scheideprozess erforderlich, um sie zurückzugewinnen. Durch die Einzigartigkeit des Werkstoffs sei beim Edelmetallrecycling jedoch ein umfassender Materialkreislauf möglich.

Aus Edelmetall wird Zahnersatz hergestellt, genutzt, nach vielen Jahren ersetzt. Das Zahngold wird eingesammelt und eingeschmolzen, getrennt, eine neue Legierung entsteht. „So wie von der Fachvereinigung Edelmetalle beschrieben, geht beim Einsatz moderner Verfahren dabei fast nichts verloren“, so Faller.

Die Zahlen sprechen Bände: Von den mehr als 200.000 Tonnen Gold, die bisher überhaupt weltweit gefördert wurden, sind noch mehr als 90 Prozent im Umlauf. Und wer vom Sinn des Zahngold-Recycling noch immer nicht überzeugt ist, den beeindrucken vielleicht diese Zahlen: Der Klimafußabdruck für ein Kilogramm Gold aus Primärquellen (Minen, Bergwerke) liegt zwischen 10.000 und 20.000 Kilogramm CO2. Dagegen beträgt der Klimafußabdruck für 1 Kilogramm Gold aus Recycling nur etwa 50 Kilogramm CO2.

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