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Großer Zulauf bei Protestaktion in Erfurt

Mehr als 800 Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Apotheker und ihre Teams haben am 1. November vor dem Thüringer Landtag in Erfurt gegen den Abbau der ambulanten Versorgung demonstriert. Sie kritisieren, dass Politik und Krankenkassen die ambulante Versorgung austrocknen lassen. Während Praxen und Apotheken ein Sparkurs aufgezwungen wird, verspricht die Politik den Menschen in Deutschland immer mehr Leistungen. Dabei stehen den Heilberufen noch nicht einmal genügend Finanzmittel und Ressourcen zur Verfügung, um überhaupt den gesetzlich vorgeschriebenen Versorgungsumfang zu erfüllen. Eine überbordende Bürokratie und Digitalisierung mit mangelhaften Produkten kosten zusätzlich Zeit, die für die Patientenbehandlung fehlt. Schon heute finden viele Praxen keine Nachfolger oder Fachpersonal mehr. Patienten müssen lange nach einem (Zahn-)Arzt suchen, der sie aufnimmt. Apotheken schließen.

Politiker und Mediziner im Dialog

Sowohl die Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner als auch die gesundheitspolitischen Sprecher aller Parteien im Thüringer Landtag haben sich dem Dialog gestellt. Die Vertreter der Heilberufe und ihre Teams fordern ein sofortiges Umdenken der Politik und mehr Anerkennung, denn die Zukunft der wohnortnahe ambulanten Versorgung im Freistaat ist akut bedroht.
Dr. med. dent. Knut Karst, Vorsitzender Kassenzahnärztliche Vereinigung Thüringen, und Dr. med. dent. Christian Junge, Präsident Landeszahnärztekammer Thüringen: „In Thüringen ist die flächendeckende zahnärztliche Versorgung ernsthaft gefährdet. Jährlich gehen 50 bis 70 Zahnärzte ohne Nachfolger aus der Versorgung. Für ihre Patienten heißt dies, eine Betreuung in den übrigen, schon überfüllten Praxen zu organisieren. Bei einem Betreuungsschlüssel von 1.600 Patienten pro Zahnarzt betrifft dies bis zu 100.000 Patienten jedes Jahr, die plötzlich keinen Zahnarzt mehr haben. Dies stellt kein einmaliges Ereignis dar, da schon mehr als 500 unserer 1.500 Kolleginnen und Kollegen das 60. Lebensjahr überschritten haben. Dem gegenüber stehen weniger als 600 unter 55 Jahren, die die Versorgung in Zukunft allein stemmen sollen? Damit ist klar, dass es sich nicht mehr nur um wohnortnahe Versorgung in ländlichen Gebieten handelt. Das Praxissterben wird auch in den Städten ankommen. Zusätzlich schwächt das verantwortungslose Kaputtsparen sogar bei dringend notwendigen Behandlungen die Thüringer Zahnarztpraxen. Aber nur wenn unsere Praxen attraktive Arbeitgeber bleiben, hat unser gut ausgebildetes und motiviertes Assistenzpersonal eine sichere Zukunftsperspektive hier im Land.“

Budgetierung gefährdet ambulante Versorgung

Hannelore König, Präsidentin Verband medizinischer Fachberufe sagte: „Die ambulante Versorgung mit den mehr als 680.000 Beschäftigten in den Apotheken, Arzt- und Zahnarztpraxen – davon allein 14.000 in Thüringen – wird von den politisch Verantwortlichen nicht wahrgenommen, weil sie bisher immer funktioniert hat. Jetzt hat sich die Situation geändert: Der Fachkräftemangel ist deutlich spürbar, die Belastung der dort Beschäftigten und die chronische Unterfinanzierung des Sektors hat ihre Grenzen erreicht. Statt Stärkung als Gesundheitsberufe gab es neue Spargesetze und noch mehr Bürokratie. Ohne Unterstützung durch die Politiker – auch in den Landesregierungen – wird sich das unmittelbar auf die Versorgung der Bevölkerung auswirken. Budgetierung gefährdet die ambulante Versorgung und Arbeitsplätze in den Teams der Apotheken, Arzt- und Zahnarztpraxen. Es geht nicht um Almosen, sondern um eine gerechte Entlohnung großartiger Leistungen.“

Titelbild: Landeszahnärztekammer Thüringen