Internationales Kräftemessen in Portugal
Die Freude an persönlichen Treffen und dem direkten Austausch merkte man den 1.447 Teilnehmern der 41. Sportweltspiele der Medizin und Gesundheit an. Aus über 40 Ländern traf man sich zum sportlichem Kräftemessen, aber auch zur fachlichen Weiterbildung. Insbesondere die gemeinsamen Wettkämpfe ermöglichen einen intensiven und ehrlichen Austausch, wie er sonst mit medizinischen Kollegen von Australien bis Kolumbien nur schwerlich möglich. Wie schon das Gesicht der Medigames Phylippe Routier bei der Eröffnungszeremonie auf dem Campo vor tausenden Sportlern und Gästen anmerkte, ist die länderübergreifende Freundschaft das höchste Gut, was insbesondere die kleine Abordnung aus der Ukraine dankbar aufnahm.
Algarve bot besonderen Rahmen
Natürlich bot die portugiesische Algarve und im speziellen der Sportkomplex in Villa Real de San Antonio einen besonderen Rahmen für diese außergewöhnliche Veranstaltung. Gerade wegen der zweimaligen coronabedingten Absage gebührt den Gastgebern, die neben den Kampf- und Schiedsrichtern noch ein Heer von Freiwilligen für Logistik und Versorgung der Sportler aufbieten konnten, ein besonderes Lob.
Aus Oberschwaben vertraten Dr. Klaus Kapitza aus Ochsenhausen und Dr. Frank Schleenbecker aus Berg bei Ravensburg die deutschen Farben. Kapitza konnte sich über zwei Bronze-Medaillen freuen, zum einen über 400 Meter und zum anderen über 3.000 Meter.
Für den Berger Zahnarzt und Heilpraktiker war es die 16. Ärzte-WM, bei der er neben der Leichtathletik auch in anderen Disziplinen an den Start ging. Insbesondere im Badminton war der ehemalige Handball-Kreisläufer der Ravensburg Rams besonders erfolgreich und wurde mit Gold im Einzel in seiner Altersklasse, Silber im Doppel und dem dritten Platz in einem englisch-deutschen Mixed-Team belohnt. Gerade der zweite Platz im Doppel über alle Alterskategorien hat für Schleenbecker eine besondere Bedeutung, weil mit seinem polnischen Partner einen enormen Kampfeswillen an den Tag legte und sich am Ende schweißüberströmt nur dem Indisch-chilenischen Doppel geschlagen geben musste.
Diesem Einsatz musste er in seiner Lieblingsdisziplin Speerwerfen Tribut zollen, denn die Siegesweite von über 40 Meter war für den Ravensburger nicht mehr drin und er musste sich mit Bronzemedaille begnügen. Ansprechende 10,96 Meter im Kugelstoßen bedeuteten den zweiten Podestplatz. Im Gewichtheben profitierte der Berger Zahnarzt von technischen Fehler der Kontrahenten und kam zu einer unverhofften Goldmedaille. Nach einer ebenso überraschenden Bronzemedaille beim Beach-Volleyball mit litauischer Unterstützung im heißen Sand der Praia de Monte Gordo, schleuderte der Leichtathlet der LG Welfen im abschließen Hammerwerfen das Sportgerät noch über 23 Meter und freute sich bei der abschließenden Schlussfeier in festlichem Ambiente noch über eine Silbermedaille.
Dr. Jochen Gutbrodt aus Reutlingen münzte sein läuferisches Talent in Edelmetall um. Neben seinem überragenden Sieg im Crosslauf in 35:05 Minuten sowie einer Silbermedaille im Halbmarathon in 1:31:43 Stunden, wo die Streckenführung unter anderem Ausblicke auf den kilometerlangen Sandstrand von Monte Gordo bot, überzeugte er auch auf der Tartanbahn des Leistungszentrums Complexo Desportivo V.R.S.A.. Für seine vielen Trainingskilometer auf der schwäbischen Alb wurde der Zahnarzt mit den zweiten Plätzen über 1.500 Meter (19:32,11 Minuten) und und 5.000 Meter (5:22,12 Minuten) belohnt. Etwas überraschender, aber dafür umso erfreulicher die Silbermedaille über die Sprintdistanz 100 Meter in 14,64 Sekunden.
Es den 70-Jährigen noch einmal richtig zeigen
Ein langjähriger Teilnehmer aus früheren Tagen wollte es noch einmal wissen. Constantin Folossea aus Bayreuth nutzte die Corona-Pause zum intensiven Training, um „es den 70-Jährigen noch einmal richtig zu zeigen“ (O-Ton). So entwickelte sich der bayrische Kollege zu einem eifrigen Medaillensammler: Den Bronzemedaillen im 200-Meter-Lauf, Kugelstoßen und Weitsprung ließ er im Hammerwerfen und Diskuswerfen noch Silber folgen. In seiner Paradedisziplin schrammte er denkbar knapp an der Goldmedaille vorbei, konnte aber den zweiten Platz behaupten.
Zudem hatte er seinen Sohn Robert mit im Gepäck, mit dem er zusammen eine Zahnarztpraxis betreibt. Dieser erinnerte sich seiner Fähigkeiten im Golfen und konnte auf dem anspruchsvollen Kurs die Silbermedaille in der Kategorie der 35- bis 45-Jährigen erringen. Zudem durfte Dr. Robert Folossea den Pokal für den „Nearest tot he Pin“ mit nach Hause nehmen.
Erstmals an den Sportweltspielen nahm Dr. Nils Stanko aus Oldenburg teil. Motiviert durch frühere Berichterstattungen überließ der passionierte Schwimmer nichts dem Zufall und brachte sogar eigene Nahrungsmittel mit nach Portugal. Ausgerechnet seine Koffer waren von dem Chaos an den Flughäfen betroffen und kamen nicht mit ihm in Faro an. Nach einigen Querelen konnte er aber am Nachmittag des folgenden Tages sein Gepäck am Flughafen abholen und musste nicht auf die beim Symposium propagierten Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen. Umso mehr freute er sich über seine ersten Medaillen: Die silberne sollte es über 50 Meter Freistil sein. Diesem Edelmetall ließ er noch zwei dritte Plätze folgen, und zwar über 100 und 200 Meter Freistil.
Ebenfalls im Schwimmbecken erfolgreich war Dr. Thomas Henke aus Dresden. Er konnte in seiner Kategorie über 200 Meter Lagen die Bronze-Medaille erringen.
Als wahrer Goldjunge entpuppte sich Zehnkämpfer Bernhard Obster aus München. Der Bayer holte sage und schreibe fünfmal Gold für seine Farben. Über die Sprintdistanzen 100 und 200 Meter war kein Kraut gegen ihn gewachsen. Seine Grundschnelligkeit konnte er auch im Weitsprung für den ersten Platz mit 4,92 Metern nutzen. Im Hochsprung bedeuteten übersprungene 1,40 Meter ebenfalls eine Goldmedaille. Der Sieg im Fünfkampf war ihm dementsprechend auch nicht zu nehmen. Seine Werferqualitäten bewies er mit der Silbermedaille im Diskuswerfen sowie 34,30 Meter im Speerwerfen. In einer internationalen 4-mal-100-Meter-Staffel hatte er ebenfalls entscheidenden Anteil an dem zweiten Podestplatz. Den Medalliensatz komplettieren konnte der Münchner mit überraschendem bronzenen Edelmetall im Kugelstoßen.
Auch Nordrhein-Westfalen beteiligte sich am Edelmetallsammeln. Der Dürener Zahnarzt Dr. Tim Wulff nutzte die wenigen freien Momente beim anspruchsvollen Golfspiel, um Gold im Hammerwerfen, den zweiten Platz im Diskuswerfen und eine Bronzemedaille im 800-Meter-Lauf sein eigen zu nennen. Auch hieran erkannt man, wie vielseitig der zahnärztliche Berufsstand ist.
Prävention und Leistungsoptimierung
Im begleitenden sport(-zahn-)medizinischen Symposium wurden Möglichkeiten der Prävention und der Leistungsoptimierung aus verschiedenen Fachdisziplinen beleuchtet. Der kollegiale Austausch ist bedeutend intensiver und auch ehrlicher, wenn man zuvor bei sportlicher Betätigung gemeinsam geschwitzt und gekämpft hat. Mitarbeiter der Firma Bauerfeind, die auch die Olympischen Spiele seit mehreren Jahren unterstützt, berichteten von Leistungssportlern, die nach Verletzungen mit sportorthopädischen Hilfsmitteln wieder den Weg zum Wettkampfsport gefunden haben. Wer erinnert sich nicht an Andreas Toba bei Olympia, der trotz Kreuzbandriss und großer Schmerzen im Knie die deutsche Turn-Mannschaft mit der besten Leistung am Pauschenpferd rettet. Momente, die unter die Haut gehen.
Alle Gesundheitsberufler, die Emotionen im sportiven Bereich erleben möchten, sollten nächstes Jahr auf Madeira, der Heimat von Cristiano Ronaldo, dabei sein.
Dr. Frank Schleenbecker, Ravensburg