Patientenbedürfnisse zu erkennen und angemessen darauf einzugehen, ist im Praxisalltag oft eine Herausforderung. Vor allem im Umgang mit älteren Patienten müssen individuelle Gesundheitsfaktoren und der persönliche Informationsstand berücksichtigt werden. Ziel ist es, Patienten individuell zu beraten, sie gezielt und empathisch auf Eingriffe vorzubereiten und ihre Zufriedenheit sowie Compliance zu erhöhen.
Mundhygiene abhängig vom Willen des Patienten
Die dentale Gesundheit eines Patienten ist stets abhängig von dessen individueller Bereitschaft zur Zusammenarbeit: Regelmäßige Zahnpflege und ein verantwortungsvoller Umgang mit dem eigenen Mundraum tragen entscheidend zum Erhalt der Zähne, des Zahnfleischs und der Mundgesundheit bei.
"Prophylaxe, gleich in welchem Alter, dient der zielgerichteten Erhaltung der Mundgesundheit und der damit verbundenen Allgemeingesundheit. Sie beginnt immer mit einem Informationsgespräch", erläutert Dentalhygienikerin Klaudia Dietrich, BSc, Studium in Dentalhygiene und Präventionsmanagement an der PraxisHochschule in Köln. Ein wesentlicher Bestandteil der zahnmedizinischen Beratung bei älteren Patienten bestehe darin, im Prophylaxegespräch ein Bewusstsein für den Erhalt der Mundgesundheit zu schaffen und zu einer guten Mundhygiene anzuleiten.
"Um parodontale Erkrankungen zu vermeiden, steht die Biofilmkontrolle ganz entscheidend am Anfang jeder Hygienephase. Nischen am Zahnfleischrand, Restaurationsränder, Interdentalräume oder freiliegende Wurzeloberflächen sind besonders bevorzugte bakterielle Schlupfwinkel." Diese Areale seien in der täglichen häuslichen Mundhygiene erschwert zu reinigen. Eine wichtige präventive Maßnahme sei daher ein kontinuierliches Training in der Prophylaxesitzung. Dabei lerne der Patient seinen Mund mit all seinen Problembereichen kennen.
Individualprophylaxe ist entscheidend
"Jede Mundhöhle ist anders, genau deshalb ist die Individualprophylaxe entscheidend – aber auch um herauszufinden, welche Bereitschaft und welches Können unsere Patienten mitbringen", so Dietrich weiter. Für ältere Patienten sei es zunehmend schwierig, eine gute Mundhygiene zu betreiben. Einige benötigten Unterstützung oder spezielle Hilfsmittel. Es reiche eben nicht, nur die Zähne zu putzen – auch die Zunge und die Interdentalräume sowie erschwert zugängiger Zahnersatz müssten gereinigt werden.
Eine kompetente und sensible Beratung durch den Dentalexperten im Rahmen des Prophylaxegesprächs sowie ein durchdachtes Dreifach-Prophylaxe-Konzept für die häusliche Mundhygiene können das Bewusstsein für die Bedeutung umfassender präventiver Maßnahmen verbessern und die Basis einer erfolgreichen Patientenbindung bilden. "Nutzen Sie die Prophylaxesitzung, um patientengerechte Hilfsmittel auszuwählen.
Der Prophylaxemarkt bietet mittlerweile ein umfangreiches Sortiment an Hilfsmitteln, wie zum Beispiel Zahnbürsten mit breiterem Griff, welche bei älteren Patienten mit eingeschränkter Motorik gut in der Hand liegen. Geben Sie die Basis der häuslichen Mundhygiene vor: Die Dreifach-Prophylaxe aus Zahnreinigung, Säubern der Zahnzwischenräume sowie die zusätzliche bedarfsorientierte Anwendung von antibakteriellen Mundspülungen, etwa mit ätherischen Ölen, ist dabei nicht zu umgehen“, rät die Dentalhygienikerin aus ihrer langjährigen Praxiserfahrung. Indem Zahnarzt und Dentalhygieniker ihre betagten Patienten detailliert über die Behandlung informierten und anhand anschaulicher Beispiele die notwendigen Schritte erklärten, entstehe eine gute Atmosphäre. "Man muss die Patienten da abholen, wo sie stehen", so Dietrich.