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Zahnärztinnen in der Standespolitik

Dr. Anke Klas

Dr. Anke Klas ist Präsidentin des neuen Verbands der ZahnÄrztinnen (VdZÄ).

Ende Juni ist in Berlin der Verband der Zahnärztinnen (VdZÄ) gegründet worden. Erste Präsidentin ist Dr. Anke Klas aus Bonn. Im Gespräch mit DZW-Redakteurin Evelyn Stolberg erläuterte sie, warum die Gründung eine Notwendigkeit war, und welche standespolitischen Ziele der VdZÄ verfolgt.   

Frau Dr. Klas, Sie sind Präsidentin des neuen Verbands der ZahnÄrztinnen. Was wollen Sie standespolitisch bewegen?

Dr. Anke Klas: Ganz oben auf der Agenda steht die Gleichstellung in der zahnärztlichen Selbstverwaltung. Wir möchten eine ausgewogene, gleichgestellte Standespolitik gewährleisten, die die Interessen aller vertritt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Erhalt und die Förderung der Freiberuflichkeit. Natürlich werden wir uns auch für die Belange der angestellten Zahnärztinnen einsetzen.

Warum ist es heutzutage notwendig, einen Verband nur für Frauen zu gründen?

Klas: Wenn Sie sich die derzeitige standespolitische Situation anschauen mit einer etwa 90-prozentigen Männerdominanz, ist es doch ganz eindeutig, dass die Belange der Frauen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Das soll nicht heißen, dass unsere Kollegen schlechte Politik machen. Aber in Zeiten, in denen die zahnärztliche Versorgung zu rund 60 Prozent von Frauen ausgeübt wird und diese naturgemäß spezifische Bedürfnisse haben, sollten diese auch Berücksichtigung finden. Das erreichen wir nur, wenn sich die Frauen anteilig der Menge unter den Berufsausübenden in der Politik und hier, ganz wichtig, auch in Gremien und Führungspositionen wiederfinden. Diese Vorbildfunktion hat viele Vorteile, vor allem Glaubwürdigkeit. Die Basis für die politische Nachwuchsförderung ist gelegt und wir können überzeugender agieren, den Versorgungsauftrag ernst zu nehmen. Grundsätzlich also eine Bereicherung für die gesamte Zahnärzteschaft.

Warum hat es so lange gedauert, diesen Verband zu gründen?

Klas: Ich vermute, weil immer noch die Hoffnung bestand, dass die etablierten Verbände die  Interessen der Zahnärztinnen stärker berücksichtigen. Das war leider nicht der Fall. Konkretisiert hat sich der Wunsch schließlich 2016 im Dentista e.V.. Damals wurde die Forderung laut, sich intensiver und eindeutiger als bisher standespolitisch dezidiert für die Zahnärztinnen einzubringen. Dentista e.V. und VdZÄ sind jetzt eigenständige, voneinander unabhängige Schwesternverbände.  

Haben es Zahnärztinnen immer noch schwerer in manchen Bereichen?

Klas: Ganz eindeutig „Ja“. Durch die klassische Rollenverteilung in der Familie liegt die Hauptbelastung immer noch zum größten Teil bei den Frauen. Sie sind in der Regel verantwortlich für Haushalt und Erziehung. Da bleibt oft die berufliche Entwicklung auf der Strecke und der Einstieg ins Berufsleben erfolgt verspätet. Das führt dazu, dass Frauen erst viel später in ihre Altersversorgung einzahlen und wesentlich geringere Altersbezüge erhalten. Aber auch politisch ist es für Frauen, gerade im Alleingang, sehr viel schwieriger aktiv zu sein. Für ein Führungsamt werden langjährige praktische und politische Erfahrungen vorausgesetzt, was mit Kindern natürlich schwerlich umzusetzen ist.

Dr. Anke Klas im Behandlungszimmer

Die Präsidentin des VdZÄ, Dr. Anke Klas, in ihrer Bonner Praxis.

Sie haben sich viel vorgenommen. Fangen wir mit der Notdienst-Regelung an. Wie lautet hier Ihre Forderung?

Klas: Das ist in der Tat ein wichtiges Thema. Uns ist sehr wohl bewusst, dass derzeit eine große Unzufriedenheit in der Notdienst-Regelung vorherrscht. Hier sollten wir die Frage diskutieren, ob ein nächtlicher zahnärztlicher Notdienst überhaupt notwendig ist? Da der Gesetzgeber zu diesem Thema strenge Vorgaben macht, sind wir aber vorsichtig mit Forderungen, die aktuell nicht umsetzbar sind.

Sprechen wir über frauenspezifische Themen wie Mutterschutz, aber auch alleinerziehende Mütter. Was muss passieren, um ihre Situation zu verbessern?

Klas: Das Thema Mutterschutz ist schon sehr komplex. Grundsätzlich fällt auf, dass es einen Wissens-Optimierungsbedarf gibt. Deshalb wäre es zum Beispiel wünschenswert, Mutterschutzlotsen in den Körperschaften einzusetzen. Natürlich müssen wir auch die arbeitgebenden Praxen und schwangeren oder stillenden angestellten Zahnärztinnen - und deren oft unterschiedliche Bedürfnisse - begleiten und mit rechtlichen Empfehlungen unterstützen. Für die selbstständigen Zahnärztinnen wäre die Bildung eines Praxisvertreter-Pools hilfreich und die Etablierung eines Systems, das es ihnen ermöglicht, über die Mutterschutzfrist hinaus zu Hause zu bleiben. Den Studentinnen im Mutterschutz sollten keine Nachteile im Studium entstehen.
Was die alleinerziehenden Mütter betrifft, werden wir etwa an flexiblen Arbeitsbedingungen und flexiblen Online-Weiterbildungen arbeiten. Dieser Thematik widmet sich bei uns eigens ein Beirat. Aufgrund unserer sehr engen Verbindung zu den Zahnärztinnen in den Praxen wissen wir, dass hier deutlicher Handlungsbedarf besteht.

Sie wollen für Zahnärztinnen in Deutschland einiges bewegen. Berücksichtigen Sie auch die Belange von Zahntechnikerinnen?

Klas: Nein, der Verband der Zahnärztinnen widmet sich ausschließlich den zahnärztlichen Belangen.

Sie sind Mutter von vier Kindern. Wie schaffen Sie es, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen?

Klas: Ich habe das große Glück, einen emanzipierten Partner zu haben, der sich genauso verantwortlich für Erziehung, Kinderbetreuung und Haushalt fühlt. Vor allem als die Kinder klein waren, haben wir die Aufgaben gleichwertig verteilen können, so dass sich jeder von uns beruflich entfalten konnte. Mit vier Kindern hat mein Mann ein Architekturbüro und ich eine Praxis aufgebaut. Aber natürlich ist es auch eine Frage der Organisation und der Fähigkeit, entbehrlich zu sein.
Lustig, die Frage macht die Rollenklischees wieder deutlich, einem männlichen Kollegen hätten Sie die Frage nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht gestellt.


Dr. med. dent. Anke Klas
Dr. Anke Klas ist Präsidentin des neuen Verbands der ZahnÄrztinnen. Die in Bonn und mit einer Zweitpraxis in der Eifel niedergelassene Zahnärztin ist ebenfalls Managerin Health Care Systems/freiberufliche Selbstverwaltung, zertifizierte Endodontologin, zertifizierte Implantologin und hat eine Intensivausbildung in Kinder- und Jugendzahnheilkunde absolviert.


Kontakt zum Verband der ZahnÄrztinnen (VdZÄ)
Der Verband erstellt aktuell eine Webseite und baut einen Auftritt bei Facebook auf. Wer Mitglied werden oder in Kontakt mit dem Verband treten möchte, kann sich mit der Kommunikationsbeauftragten, Birgit Wolf, unter info@zahndienst.de in Verbindung setzen. Der Verband hat unter seinen Aufgaben ausdrücklich die Zusammenarbeit mit zahnärztlichen Körperschaften und Organisationen gelistet und steht für Gespräche zur Verfügung.