Seit 2012 leitet der Selbstschutz-Ausbilder Daniel Hoof in Willich eine Schule für Selbstverteidigung. Der 37-Jährige ist außerdem gelernter Buchbindermeister und arbeitet als Betriebsleiter in der Druckerei einer Justizvollzugsanstalt. Dort bildet er nebenamtlich seine Kollegen in Eingriffs- und Zugriffstechniken aus. Seit mehreren Jahren bietet er außerdem spezielle Selbstverteidigungskurse für Ärzte und medizinisches Personal an. Mit DZW-Redakteurin Evelyn Stolberg sprach er über seine Erfahrungen beim Training für Praxisteams.
Wie oft bieten Sie Kurse speziell für Ärzte und ihre Teams an?
Daniel Hoof: Durchschnittlich kommen etwa drei- bis sechsmal pro Jahr solche Kurse zustande. Wir bieten sie nur auf Anfrage an. Durch die Medien, die in letzter Zeit öfter über Übergriffe auf Ärzte und Rettungssanitäter berichtet haben, ist die Nachfrage aber gestiegen. Häufig wenden sich Krankenhäuser an uns, weil sie Probleme mit ihren Notaufnahmen haben, aber auch immer mal wieder klassische Arztpraxen.
Warum bieten Sie diese speziellen Kurse an?
Hoof: Es gibt die Notwendigkeit und die Nachfrage. Dafür muss man sich nur mal ein wenig mit den Kriminalitätsstatistiken auseinandersetzen oder im Freundeskreis umhören. Außerdem sind wir kein Klopper-Klub, sondern behandeln das Thema Gewalt von der Prävention und Deeskalation bis zum Übergriff. Ich denke, deshalb sind wir für Arztpraxen die richtigen Ansprechpartner. Wir sind außerdem eine von der Bezirksregierung Düsseldorf anerkannte Bildungseinrichtung.
Was berichten die Ärzte und ihre Mitarbeiter, die Kurse bei Ihnen buchen?
Hoof: Oft erzählen sie von Fällen, die fast eskaliert sind. Sie sagen, dass sie sich hilflos gefühlt haben und Angst hatten oder nicht wussten, wie sie reagieren sollten. Sie wollen sich professionell fortbilden lassen, damit ihnen so etwas nicht noch einmal passiert.
Unterrichten Sie immer Praxisteams?
Hoof: Ja, es sollten immer unbedingt alle Mitarbeiter am Training teilnehmen, weil wir Vorgehensweisen im Team schulen. Wenn nur einer etwas kann und der Rest nicht, nützt das im Ernstfall wenig. Schon alleine, wenn man jemanden überwältigen und festhalten muss, bis die Polizei eintrifft, kann ein Einzelner das kaum schaffen.
Wie sollte man reagieren, wenn ein Patient aggressiv auftritt?
Hoof: Bei uns steht die Besonnenheit und der Eigenschutz im Vordergrund. In vielen Fällen klappt es, deeskalierend zu arbeiten. Wichtig ist hier, das Kiss-Prinzip anzuwenden, was für „Keep it simple and stupid“ steht. Das heißt konkret, man sollte selbstbewusst auftreten, klare Ansagen machen, keine komplizierten langen Sätze verwenden und am besten versuchen, Ruhe auszustrahlen. Das ist je nach Situation gar nicht so einfach, weil der eigene Körper auf Stress mit schneller Atmung, zittriger Stimme und weichen Knien reagiert.
Weitere Informationen unter www.effektiver-selbstschutz.de
Tipps für den Umgang mit aggressiven Patienten
1) Aufmerksam auf Vorkampfanzeichen achten: Man merkt einem aggressiven Menschen an, dass er bald gewalttätig werden könnte. Hier heißt es: Wenn möglich flüchten oder sich für die körperliche Auseinandersetzung bereitmachen.
2) Besonnen handeln: Mögliche Waffen aus dem Griffbereich entfernen oder sich mit dem Körper zwischen Waffen und Angreifer positionieren.
3) Die Eigensicherung geht immer vor. Wenn man die Wahl hat, den Raum zu verlassen, sollte man dies jederzeit tun.
4) Die Polizei oder Dritte zur Hilfe hinzuziehen.