Am Rande der Innenstadt entsteht ein neues Kurmittelzentrum, das den Marienwallfahrtsort nicht nur zu einem Mekka für Gläubige, sondern auch zu einem angesagten Ort für ganzheitliche Medizin machen soll. Ein wichtiger Partner sind dabei Paeßens Zahnwelten, ein inhabergeführtes zahnmedizinisches Versorgungszentrum (ZMVZ), das in Kevelaer seinen dritten Standort eröffnet hat.
Direkt ins Auge fallen die orangenen Zahnabbildungen, die auf der Glasfront schon von Weitem von einer zahnmedizinischen Einrichtung künden. Doch sobald man die Glastür passiert hat, wähnt man sich eher im Loungebereich einer Wellnesseinrichtung als in einer Zahnarztpraxis. Neben dem großzügigen Empfangs- und Wartebereich beherbergt das Erdgeschoss auch die Räume des integrierten Zahntechniklabors und der Kinderzahnheilkunde mit kindgerechten Behandlungseinheiten und Wohlfühlatmosphäre. Im großzügigen ersten Obergeschoss ist alles auf die Bedürfnisse der Patienten und des Praxisablaufs zugeschnitten. Der zahnärztliche Leiter des Standorts, Dr. med. dent. Fritz Paeßens, sein Kollege Dr. med. dent. Miklós Kolty und die Praxis- und Personalmanagerin Sabine Lelie treffen wir in einem gläsernen Besprechungsraum zum Interview. Die Fragen stellten die dzw-Redakteure Brigitte Dinkloh und Dr. Helge David.
Herr Dr. Paeßens, vor mehr als 30 Jahren hat Ihr Vater seine Praxis mit zwei Mitarbeitern in Kalkar gegründet. Heutet beschäftigt Paeßens Zahnwelten in den Städten Kalkar, Kleve und Kevelaer mehr als 90 Mitarbeiter. Wie erklären Sie sich den Erfolg des Unternehmens?
Dr. Fritz Paeßens: Der Erfolg basiert darauf, dass wir über unseren hohen Qualitätsanspruch hinaus die Patienten persönlich ansprechen und wir als Team das Familiengefühl leben. Wir bezeichnen uns selbst als Zahnarztfamilie, das trifft im engeren Sinn auf meine Eltern und Geschwister zu, die alle im ZMVZ mitarbeiten, aber auch auf die Mitarbeiter und die Patienten. Wir sind eine Familienpraxis und gehen wie Familienmitglieder miteinander um. Der Patient erwartet heute ein gewisses Qualitäts- und Behandlungsspektrum, kompetente Beratung auf Augenhöhe und ein Behandlungserlebnis mit Wohlfühlcharakter. Durch die kontinuierliche Fortbildung der Mitarbeiter gemäß ihren Stärken und Interessen ist es uns gelungen, alle Fachgebiete aus einer Hand anbieten zu können. Bei uns werden die jungen Assistenzärzte und alle anderen Mitarbeiter gefördert, sodass jeder seinen eigenen Weg gehen kann. Diese hohe Kompetenz strahlen wir aus und die überträgt sich auf das Empfinden unserer Patienten. Mit dem Neubau der Praxis in Kevelaer können wir die Kombination aus Klinikcharakter und Wohlfühlatmosphäre noch einmal neu erschaffen. Hier kann sich der Patient voll und ganz auf uns verlassen und sich vertrauensvoll in unsere Hände begeben.
Sabine Lelie: Unsere Maxime lautet, dass jeder Mitarbeiter die Aufgabe machen soll, die ihm Spaß macht, keiner wird zu etwas gezwungen. Das führt zu einer hohen Mitarbeiterzufriedenheit und einer geringen Fluktuation. Die Mitarbeiter erfahren eine hohe Wertschätzung vonseiten der Praxisinhaber. Das spüren auch die Patienten.
In den letzten 30 Jahren haben sich die medizinische Landschaft und die Strukturen tiefgreifend verändert. Neue Betriebsformen wie das MVZ sind etabliert und bei jungen Zahnärzten besteht heute nicht mehr unbedingt der Wunsch, eine eigene Praxis zu gründen. Wie stehen Sie dieser Entwicklung gegenüber?
Paeßens: Jede Entwicklung bietet Chancen und Risiken. Meine Generation ist heute nicht mehr darauf aus, 30 oder mehr Jahre ihr Leben an nur einem Standort zu gestalten. Viele sehen sich als Europäer, und Lebensentwürfe können sich wandeln. Mit der eigenen Praxis ist man in seiner Flexibilität eingeschränkt. Deshalb neigen viele junge Kollegen dazu, sich in den ersten 10 bis 15 Jahren ihrer Berufstätigkeit in einem Betrieb anstellen zu lassen und in einem Team mitzuarbeiten. Das bietet viele Freiheiten und Lernmöglichkeiten. Es erleichtert das Arbeiten in Teilzeit und die Elternschaft. ZMVZen bieten gute Gestaltungsmöglichkeiten für alle Beteiligten. Wenn ein ZMVZ nach guten und vernünftigen Regeln geführt wird, dann stellen Wachstum und größere Strukturen für alle Beteiligten im Team eine große Chance dar.
Dr. Miklós Koltay: Ich habe hier die Möglichkeit, in einem großen, innovativen und kompetenten Team zu arbeiten, Erfahrungen auszutauschen und Arbeit und Leben im Gleichklang zu organisieren. Durch die Arbeitsteilung im Team werden wir von bürokratischen Aufgaben entastet und können uns ganz auf unsere Patienten und ihre Behandlung konzentrieren.
Welche Synergieeffekte können Sie durch den Betrieb des ZMVZ an drei Standorten nutzen?
Lelie: In Kalkar haben wir mit der Villa Maria ein Verwaltungszentrum, wo wir einen Großteil der Verwaltungstätigkeit bündeln, wie Marketing, Personalplanung und einiges mehr. Die Abrechnung erfolgt zentral in Kleve. Die Praxis dort hat ihre Kapazitätsgrenze erreicht, ein weiteres Wachstum ist nicht mehr möglich. In Kevelar ist der Standort mit 950 Quadratmetern so großzügig und mit dem Neubau nach den Plänen der Inhaber prozessorientiert gestaltet, dass wir den Raum haben, weiter zu wachsen von derzeit acht bis auf 16 Behandlungseinheiten.
Paeßens: Wir haben für alle drei Standorte eine zentrale Praxisleitung, das war uns wichtig. 2019 haben wir dann die bestehenden Praxen und unseren neuen Standort in einer GmbH zusammengeführt. Die Rechtsform einer GmbH bietet uns die Möglichkeit, die Mitarbeiter unbürokratisch standortübergreifend auszutauschen. Eine Neugründung mit Mitarbeiterüberlassungsverträgen wäre im Alltag viel komplizierter und nicht praktikabel gewesen. Grundsätzlich ist aber jeder Mitarbeiter ist für einen Standort eingestellt, und wir achten darauf, dass die Kollegen keine weiten Wege haben.
Lelie: Teilweise wechseln auch die Ärzte den Standort, insbesondere für chirurgische Eingriffe kommen die Patienten aus Kalkar nach Kleve oder nach Kevelaer, wobei wir hier jetzt einen speziellen Eingriffsraum für eine Vollnarkose mit Anästhesisten haben. Zudem gibt es einen praxiseigenen Fahrdienst für die Patienten. Grundsätzlich sehen wir die Standorte aber als separate Einheiten und die Patienten werden nur im Ausnahmefall an einen anderen Standort geschickt: Denn jeder Patient soll „seinen“ Zahnarzt als Ansprechpartner vor Ort haben.
Dr. Koltay, haben Sie den Schritt aus Ungarn an den Niederrhein nie bereut?
Koltay: Nein, Dr. Paeßens und ich haben uns vor sieben Jahren beim Studium im Ungarn kennengelernt und ich hatte schon früh den Wunsch, in Deutschland zu arbeiten. Bereits vor dem Diplom habe ich die Praxis und die Region kennengelernt. Ich mag den Niederrhein sehr, es ist alles überschaubar hier, man trifft die Patienten auch in der Stadt wieder, das gefällt mir, obwohl ich selbst aus einer deutlich größeren Stadt in Ungarn stamme.
Oft entstehen ZMVZen in Ballungsgebieten. Sie haben hier eines im ländlichen Raum in einer eher dünn besiedelten Region gegründet. Wie kam es dazu?
Paeßens: Das lässt sich hauptsächlich dadurch erklären, dass wir schrittweise größer geworden sind. Im Laufe der Zeit kommen dann Fragen auf: In welcher Struktur will man so ein großes Team managen? Wie stellen wir uns als Betrieb am besten auf? Es hätte auch die Möglichkeit bestanden, einzelne Praxen in überörtlicher Berufsausübungsgemeinschaft zu gründen. Zentral war für uns die Frage der Nachfolge. Mein Vater, Gründer der Praxis und Geschäftsführer des ZMVZ, wird sich eines Tages zurückziehen, und es war uns wichtig, dass der Betrieb dann sicher aufgestellt ist. Mit der Betriebsform einer GmbH und eines ZMVZ haben wir eine gute Nachfolgeregelung für meine Geschwister und mich gefunden. Meine Schwester arbeitet bereits als Zahnärztin im Betrieb, mein Bruder wird nach Beendigung seines Studiums ebenfalls einsteigen. Durch das ZMVZ sind wir keine bessere Praxis, es ist nur das Vehikel, unseren Praxisalltag besser leben zu können. Wir hatten auch Gespräche mit Investoren, aber das kam für uns nicht infrage, denn wir sehen uns als Zahnarztfamilie und es passt zu unserem Image, dass wir den Betrieb als Familie weiterführen. Wir machen es aus Leidenschaft für unsere Patienten und den Beruf.
Sehen Sie sich für die Zukunft gut aufgestellt?
Paeßens: Wir haben die Größe der Praxis in Kevelaer so gestaltet, dass wir alle Zukunftsthemen aus Sicht des Patienten wie des Behandlers anbieten können. Dazu gehören flexible Arbeitszeiten für Ärzte und Sprechstunden am Samstag. Am Ende ist es relevant, dass der Zahnarzt vernünftig ausgelastet ist – und nicht der Behandlungsstuhl. Unser räumlicher Fokus geht jetzt in Richtung Geldern, Kamp-Lintfort, Krefeld und Moers, wobei bereits jetzt sich Patienten von dort auf den Weg zu uns machen. Mit dem Vorher-Nachher-Fotostudio, Digital Smile Design und Motion Capturing emotionalisieren wir den Zahnarztbesuch. Künftig werden wir unseren ganzheitlichen Ansatz weiter ausbauen. So planen wir beispielsweise, ergänzend zur Parodontitisbehandlung eine Ernährungsberatung anzubieten.