Anzeige
Schwere Zeiten auf Madagaskar
Schulkinder auf Madagaskar

Unterstützung von Hilfsbedürftigen auf unterschiedliche Weise

Maria Damer lebt seit 2005 in Madagaskar. Sie ist ehrenamtliche Vermittlerin und Beraterin für soziale Projekte des Arbeitskreises Eine Welt e.V. Mettingen, einer Partnerorganisation der Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ). In den vergangenen 16 Jahren hat Damer viel Armut und Not auf der Insel gesehen, doch nun fürchtet sie, dass alles noch schlimmer kommen könnte: „Selbst Menschen, die sich nicht in armen Kreisen aufhalten, berichten, dass ihnen das Elend immer mehr auffällt“, sagt sie besorgt.

Der Klimawandel sei nur zu einem kleinen Teil für die Hungersnot verantwortlich, die derzeit wüte; eine weitaus größere Schuld an der Katastrophe trage die Politik. Dort wo offiziellen Stellen versagten, seien die Menschen auf Hilfe von außen angewiesen, so auch in Madagaskar. Das HDZ ist daher seit Jahren auf der Insel aktiv und versucht, gemeinsam mit seinen Projektpartnern, auf ganz unterschiedliche Weise zu helfen.

Anbau wichtiger Ressourcen immer schwieriger

Mehrere Dürrejahre in Folge und verheerende Sandstürme haben Madagaskar in den vergangenen Jahren zugesetzt und viele Böden geschädigt. Der Anbau und die Vermarktung wertvoller Ressourcen wie Kaffee, Vanille, Nelken, Maniok und Reis wird daher immer schwieriger. „Auch wenn der Mandrare, einer der großen Flüsse des Landes, jetzt endlich wieder mehr Wasser führt, heißt das leider nicht, dass es insgesamt genug geregnet hat und überall eine Ernte zu erwarten ist“, erklärt Maria Damer. „Das Gegenteil ist der Fall. Die Menschen kämpfen ums Überleben.“Die schlechte Infrastruktur erschwere es den Landwirten zusätzlich, ihre Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen. Hinzu kamen Lockdowns und Corona-Maßnahmen, wodurch viele Menschen buchstäblich Lohn und Brot verloren haben.  

Madagaskar Regenbogenschule

In der Schule Arc en Ciel in Tanambao Sanadampy könnten eigentlich mehr Schüler dort beschult werden, aber die Hungerkatastrophe und die Auswirkungen von Corona haben auch hier die Lebensbedingungen extrem verschlechtert.

 Viele Kinder von Armut betroffen

Madagaskar ist heute eines der ärmsten Länder der Welt. 75 Prozent der Bevölkerung leben von weniger als 1,90 Dollar am Tag (Quelle: UN News, 2020). Besonders hart trifft die Armut die Kinder. Viele arbeiten auf Vanilleplantagen oder unter gefährlichen Bedingungen in Minen und Steinbrüchen. Sie hüten Vieh, schuften auf den Feldern, leben von Prostitution, betteln oder fristen in Privathaushalten als sklavenähnliche Dienstboten ein trauriges Dasein. Eine Chance auf Bildung haben die wenigsten. Jedes zweite Kind unter fünf Jahren leidet an Wachstumsstörungen durch Mangelernährung (Quelle: The World Bank, 2020). Krankheiten wie Malaria, Cholera, Dengue-Fieber, Tuberkulose und sogar Lepra und Pest gehören zum Alltag auf der Insel.

Umso wichtiger ist die Arbeit von Entwicklungsorganisationen. Das HDZ hat in den vergangenen Jahren zusammen mit seinen Partnern vor Ort vielfältige Projekte umgesetzt. Es wurden Schulen gebaut, Tuberkulosestationen und Kliniken errichtet, Brunnen gebaut und Lebensmittelhilfen gesendet. Weitere Projekte sind in Planung oder laufen derzeit.

Der Neubau einer Schule in Antanimora ist inzwischen weit fortgeschritten – und das, obwohl es eigentlich kein Baumaterial zu kaufen gibt. „Die Ordensschwestern kauften dies im 1.100 Kilometer entfernten Fort Dauphin ein“, berichtet Maria Damer. Auch dort sei alles sehr viel teurer geworden. Hinzu kommt die Organisation des aufwendigen Transports, die auch noch bewältigt werden musste. Die restlichen Mittel reichen jetzt gerade noch aus, um eine Überdachung an der Sonnenseite des Neubaus zu errichten, die den Kindern Schatten spendet. Außerdem soll noch entsprechend der Dachflächengröße eine Zisterne gebaut werden, um Regenwasser aufzufangen. Auch einen guten Internetanschluss soll die Schule bekommen – finanziert aus dem HDZ-Budget in Höhe von 50.000 Euro.

Schulneubau in Antanimora

Der Neubau einer Schule in Antanimora ist inzwischen weit fortgeschritten – und das, obwohl es eigentlich kein Baumaterial zu kaufen gibt.

Weniger Eltern schicken ihre Kinder zur Schule

In der Schule Arc en Ciel in Tanambao Sanadampy wird derweil längst unterrichtet. Es könnten eigentlich mehr Schüler dort beschult werden, aber die Hungerkatastrophe und die Auswirkungen von Corona haben die Lebensbedingungen in dieser Gegend, genauso wie in Antanimora, extrem verschlechtert. „Weniger Eltern schicken ihre Kinder zur Schule, wie überall in unseren Regionen“, berichtet Damer.

Im Schuljahr 2020/2021 wurden die Lehrergehälter aus Spenden gezahlt. Auch im laufenden Schuljahr geht es nicht ohne Hilfe aus Deutschland. Gleiches gilt für die Schulkantine, die für viele Schüler oftmals die einzige Anlaufstelle darstellt, um eine warme Mahlzeit zu erhalten.

Maria Damer erzählt auch von neuen Ideen, die sie derzeit mit den Ordensschwestern vor Ort diskutiert. So sei man auf die Idee gekommen, ein „Powerfood“ für Bedürftige zu vertreiben. Der Plan ist: Reis, Mais, Maniok, Erdnüsse, Linsen, Bohnen, Soja und Hirse zu Mehl zu mahlen, mit Vitaminen und Mineralien anzureichern und diese gehaltvolle Mischung als „Power-Nahrung“ zu einem sehr geringen Kostenbeitrag an Bedürftige zu verteilen und auf dem Markt zu verkaufen. Ob sie den Plan in die Tat umsetzen können, hängst auch davon ab, ob sie wieder Spenden erhalten, denn es müssen eine Getreidemühle gekauft und andere kostenpflichtige Dinge angeschafft werden.

Abgesehen davon ist der Bau eines Frauenhauses in Arbeit, der ebenfalls mit der Hilfe des HDZ umgesetzt werden könnte. Doch zuvor wurde erst einmal Weihnachten gefeiert und gebetet, dass das kommende Jahr leichter werden möge als das vergangene.

Yvonne Schubert