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Deutsche Zahnärzte in Namibia

Strahlende Gesichter: Dr. Stefan Bader und seine Schwester Dr. Heike Berger behandelten für "Ärzte ohne Grenzen" in zwei Wochen rund 450 Patienten.

Strahlende Gesichter: Dr. Stefan Bader und seine Schwester Dr. Heike Berger behandelten für "Zahnärzte ohne Grenzen" in zwei Wochen rund 450 Patienten.

Thermodesinfektor, Sterilisator, Ultraschall, Röntgengerät: Davon können Zahnärzte in Namibia nur träumen, sagte Dr. Stefan Bader im Gespräch mit DZW-Redakteurin Joanna Cornelsen, als er sie durch seine Praxis in Bonn-Duisdorf führte.

Der 44-Jährige weiß genau, wovon er spricht: Zwei Wochen lang hat Bader diesen Sommer für die Stiftung „Zahnärzte ohne Grenzen“ Menschen im Süden Afrikas behandelt. „Zusammen mit meiner Schwester Heike Berger, die als niedergelassene Zahnärztin in Forchheim bei Nürnberg praktiziert, und zwei ihrer Helferinnen waren wir ein super eingespieltes Team“, so Bader. Rund 3.500 Kilometer waren sie mit ihrer mobilen Praxis auf den staubigen Sandstraßen Namibias unterwegs.

Zwei einfache Behandlungsstühle, eine Stirnlampe und drei Drucktöpfe zum Abkochen zahnärztlicher Instrumente – bis heute ist Bader darüber erstaunt, „mit wie wenig wie viel geht“. Das rustikale Equipment, zu dem immerhin Absaugvorrichtungen, Kompressor, Bohrer sowie Mundschutzmasken gehörten, wurde an den täglich wechselnden Orten jedes Mal aufs Neue ausgeladen und ein provisorischer Behandlungsplatz aufgebaut. Alles geschah dabei „im Blindflug“, ohne Röntgenaufnahmen, Anamnese und häufig auch ohne Licht.

Durch die An- und Abfahrt sowie den Auf- und Abbau sei leider viel zu viel Zeit verloren gegangen, findet Bader. „Diese drei bis vier Stunden am Tag hätten wir lieber in die Behandlung der Patienten investiert“, bedauert er. Bei den rund 450 Patienten, die das Team in den zwei Wochen behandelt hat, ging es meistens um Extraktionen. Die meisten der Patienten wurden noch nie zahnärztlich versorgt und hatten häufig schwere Entzündungen. Stefan Bader und Heike Berger zogen viele Zähne und konnten damit wenigstens den Schmerz der Patienten lindern.  

 

In Namibia geschah alles „im Blindflug“, ohne Röntgenaufnahmen, Anamnese und häufig auch ohne Licht. Dr. Bader: "Berufserfahrung war genauso wichtig wie Improvisationsgeschick."

In Namibia geschah alles „im Blindflug“, ohne Röntgenaufnahmen, Anamnese und häufig auch ohne Licht. Dr. Bader: "Berufserfahrung war genauso wichtig wie Improvisationsgeschick."

„Unsere Arbeit war aber leider wie ein Tropfen auf einem heißen Stein“, zieht Bader Bilanz. „Wir kamen reumütig nach Hause zurück mit der Erkenntnis, dass wir hier auf einer Insel der Glückseligkeit leben.“ In Namibia seien die Menschen trotz oder gerade wegen ihrer zum Teil schockierend ärmlichen Lebensumstände strahlend, aufgeschlossen und sehr gastfreundlich gewesen. In Deutschland zieht einem leider die Realität den Zahn. „Viele meiner Kollegen sind frustriert und durch hiesige Rahmenbedingungen gestresst“, erklärt der gebürtige Bonner. Es sei zu viel Bürokratie zu bewältigen, der Patient rücke dadurch in den Hintergrund. Im deutschen Verwaltungsapparat hat Bader manchmal das Gefühl, „in Absurdistan zu leben“.

 

"Wir waren ein super eingespieltes Team": Dres. Stefan Bader und Heike Berger, Sirka vom Grootfontein State Hospital, ZMP Jennifer Starklauf und ZFA Deborah Viola (von links).

"Wir waren ein super eingespieltes Team": Dres. Stefan Bader und Heike Berger, Sirka vom Grootfontein State Hospital, ZMP Jennifer Starklauf und ZFA Deborah Viola (von links).

Das Bedürfnis, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, haben Stefan Bader und seine Schwester schon immer gehabt. Spätestens nach seiner Assistenzzeit war Bader fest entschlossen, sich eines Tages freiwillig zu engagieren. Heike Berger war bereits vor 15 Jahren auf den Philippinen im Einsatz. „In diesem Jahr haben wir uns entschieden, auf einen Sommerurlaub zu verzichten und gemeinsam dort zu helfen, wo es wirklich brennt.“  

Verändert habe ihn die „einmalige Erfahrung in Afrika“ ungemein. In seinem Arbeitsalltag sei er viel gelassener geworden. „Ich rege mich nicht mehr auf, wenn etwas nicht läuft.“

 

Die Bonner Praxis von Dr. Stefan Bader ist auf die Schwerpunkte Parodonthologie, Endodontie und Prothetik spezialisiert. 

Die Bonner Praxis von Dr. Stefan Bader ist auf die Schwerpunkte Parodonthologie, Endodontie und Prothetik spezialisiert. 

Ganz besonders möchte er sich auch im Namen seiner Schwester bei den Firmen bedanken, die rund 50 Kilogramm Material gespendet und dadurch die Reise ermöglicht haben (dental bauer GmbH & Co. KG, Denta Tec Dental-Handel GmbH, Dentsply Sirona, GC Europe, GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, Ivoclar Vivadent GmbH, Kaniedenta GmbH & Co. KG, Medixs, 3 M Espe AG und Septodont GmbH). Der nächste gemeinsame humanitäre Einsatz wird bereits geplant.