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ILA: Viele Vorteile für Patient und Behandler

Stichpunkt Anästhesie: Alternative zu Leitungs- und Infiltrationsanästhesie

Die Anästhesie von 205 Zähnen durch intraligamentale Injektionen wurde von Dr. med. Walter Zugal dokumentiert [1]. Die Daten wurden statistisch ausgewertet und klinisch bewertet [2]. Für den Praktiker, der routinemäßig weitgehend nur Leitungs- und Infiltrationsanästhesien zur schmerzfreien Behandlung anwendet, stellt sich die Frage, ob es sinnvoll (und möglicherweise notwendig) sein könnte, ausreichend Übung in dieser Methode zu erlangen und die intraligamentäre Anästhesie als gleichwertige Methode neben Leitungs- und Infiltrationsanästhesie bei relevanten Patienten und Indikationen – hauptsächlich der Zahnerhaltung – anzuwenden.  

Die dokumentierten Ergebnisse zeigen, dass die intraligamentäre Anästhesie (ILA) in der routinemäßigen, praktischen Anwendung – durchgeführt unter den definierten Bedingungen – keine unerwünschten Effekte verursacht und auch keine unvertretbaren Risiken birgt [1-3]. Eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche intraligamentäre Anästhesien ist die Verwendung adäquater Instrumentarien, beispielsweise der Dorsierrad-Spritzen vom Typ SoftJect, systemadaptierter Kanülen, bewährter Anästhetika mit Adrenalin und – last but not least – geduldige Anwender.

Im Vergleich mit den Methoden der konventionellen dentalen Leitungs- und Infiltrationsanästhesie bietet die ILA für den Behandler – viel mehr aber für den Patienten – vielfache Vorteile:

  • Der weitgehend unverzügliche Anästhesieeintritt ohne Latenzzeit ermöglicht einen sofortigen Behandlungsbeginn ohne Unterbrechung des Arbeitsablaufes.
  • Die durch die ILA erreichbare Einzelzahnanästhesie ermöglicht die Behandlung von Zähnen in verschiedenen Quadranten in derselben Sitzung.
  • Durch die kurze Anästhesiedauer und das Entfallen von Taubheitsgefühl in Wange, Zunge und Lippen ist es dem Patienten möglich, sofort nach Beendigung der Behandlung seinen beruflichen und sozialen Verpflichtungen wieder uneingeschränkt nachzugehen.
  • Anästhesie-Versager spielen praktisch keine Rolle mehr – Nachinjektionen komplettieren erforderlichenfalls die Analgesie weitgehend.
  • Bei kreislauflabilen Patienten ist das kardiovaskuläre Risiko deutlich reduziert.
  • Ohne zusätzlichen Aufwand können Patienten mit Blutgerinnungsstörungen lege artis intraligamentär anästhesiert werden.
  • Bei Kindern und Patienten mit Einschränkungen oder Behinderungen ist das Risiko von postoperativen Bissverletzungen praktisch nicht gegeben.
  • Mittels punktgenauer Einzelzahnanästhesien ist es bei irradiierenden Schmerzen möglich, den Schmerz verursachenden Zahn sicher zu diagnostizieren = Differenzial-Diagnose (Zugal et al. 2005, Taubenheim und Zugal 2013) [3,4].
  • Bei Verwendung der sensibler Instrumentarien hat die „Spritze“ zum Teil ihre furchteinflößende Wirkung verloren.

Vorsicht bei endokarditis-gefährdeten Patienten

Die in der Literatur vereinzelt beschriebene Möglichkeit einer Bakteriämie wurde während der mittlerweile mehr als zehnjährigen breiten Anwendung von Zugal – und auch von anderen Anwendern – nicht beobachtet [2].

Besondere Vorsicht muss in diesem Zusammenhang jedoch bei endokarditis-gefährdeten Patienten gelten. Eine Absiedlung von Bakterien aus dem Blut kann zu ernsthaften Komplikationen für den Patienten führen. Insbesondere sind invasive Eingriffe unter Antibiotikaschutz vorzunehmen. Diese Vorsichtsmaßnahme ist jedoch nicht nur bei einer ILA sondern auch bei anderen Manipulationen am Zahnfleisch-sulcus wie Zahnsteinentfernungen einzuhalten (Frenkel 1990) [5]. Für Glockmann und Taubenheim (2002, 2010) ist die intraligamentäre Anästhesie bei endokarditis-gefährdeten Patienten kontraindiziert [6].

Die modernen, zur Verfügung stehenden Spritzensysteme der dritten Generation für die ILA, die Dosierrad-Spritzen, wie etwa die SoftJect, ermöglichen es jedem Behandler mit etwas Einübung erfolgreich die intraligamentäre Anästhesie zu praktizieren.

Pistolenspritzen, auch solche mit Druckbegrenzung, wurden nicht in die klinische Bewertung einbezogen, weil diese Spritzen – selbst bei Druckbegrenzung – dem Anwender die Möglichkeit lassen, Drücke aufzubauen, die deutlich über den tolerierbaren Grenzwerten für Maßnahmen der Zahnerhaltung liegen. Mit der SoftJect-Spritze wurden – vom Behandler präzise zu kontrollieren – bei der Injektion von 0,2 ml Anästhetikum in 20 Sekunden Drücke <0,1 MPa (MPa = 1 N/qmm oder 0,1 bar) gemessen (Tobien und Schulz 2000, Zugal et al. 2005) [3,7].
 

Genaue und kontrollierte Druckerzeugung

Die Dosierrad-Spritze bietet im direkten Vergleich gegenüber der Dosierhebel-Spritze, zum Beispiel der Citoject, signifikante Vorteile für den Behandler: Mit der Dosierrad-Spritze ist eine genaue und kontrollierte Druckerzeugung möglich. Weil bei diesem Injektionssystem keine Hebel die aufgewandten Kräfte verstärken, spürt der Behandler den zu überwindenden Gegendruck unmittelbar in der eigenen Hand. Wenn sich das Dosierrad nicht mehr drehen lässt, ist der Gewebewiderstand groß.

Dann sollte nicht versucht werden, den Druck zu erhöhen. Vielmehr empfiehlt es sich dann, den Druck zu halten – das angediente Anästhetikum wird sukzessive vom zahnumgebenden Gewebe resorbiert (Abbildung) und schon nach wenigen Sekunden ist es möglich, das Dosierrad wieder leicht vorwärts zu drehen.

Am Ende der Injektion kann durch das Zurückdrehen des Dosierrades der aufgebaute Druck wieder abgebaut werden, sodass kein Anästhesiemittel in den Mund fließt und dort auch keinen unangenehmen Geschmack hinterlässt. Mit Spritzensystemen mit einem mehrstufigen integriertem Hebelsystem spürt der Behandler auch den Injektionsgegendruck; er sollte aber der Versuchung widerstehen, den Gegendruck durch eigenen Injektionsdruck zu überwinden, sondern auch hier warten, bis das Anästhetikum langsam ins Gewebe diffundiert.

Zeichnung eines längs aufgeschnittenen Zahns
Das in den Desmodontalspalt injizierte Anästhetikum wird sukzessive vom zahnumgebenden Gewebe resorbiert.

Aus der Praxis ist bekannt, dass manche Patienten nur bei einem deutlichen Taubheitsgefühl beruhigt und der Meinung sind, dass die Anästhesie wirkt. In diesem Fall ist eine Terminal- bzw. Leitungsanästhesie indiziert, um das subjektive Empfinden eines Anästhesie-Versagers auszuschließen.

Mit der Dosierrad-Spritze steht heute ein Instrumentarium zur Verfügung, das es der behandelnden Zahnärztin/dem behandelnden Zahnarzt ermöglicht, unter präzise zu kontrollierenden Bedingungen schonend, sicher und fast vollständig ohne Anästhesieversager für nahezu alle zahnärztlichen Behandlungen eine ausreichende Schmerzausschaltung zu erreichen. Der aktuelle Stand von Wissenschaft, Technik und Klinik ist eine gute Basis, die intraligamentäre Anästhesie als primäre Methode in das Repertoire der praktizierten Lokalanästhesie aufzunehmen und dem Patienten als Alternative der Leitungs- und der Infiltrationsanästhesie vorzuschlagen.

Lothar Taubenheim, Erkrath

Über den Autor

Lothar Taubenheim hat einen chemisch-pharmakologischen Background. Seit 30 Jahren begleitet er die medizintechnische Entwicklung der dentalen Lokalanästhesie. Alle evidenzbasierten klinischen Vergleichstudien der intraligamentären Anästhesie wurden von ihm strukturiert und veröffentlicht. Lothar Taubenheim ist Co-Autor der Fachbücher über den klinischen Stand der intraligamentären Anästhesie – primäre Methode der dentalen Lokalanästhesie. Er war Fortbildungsreferent zahlreicher Landeszahnärztekammern.

Literatur

[1] Zugal, W.: Die intraligamentäre Anästhesie in der zahnärztlichen Praxis. Zahnärztl Mitt  (91) 6, 46-52 (2001).
[2] Zugal W, Taubenheim L. Komplikationen und Grenzen der intraligamentären Anästhesie. Z Stomatol 2008; 105 (8): 187-195.
[3] Zugal W, Taubenheim L, Schulz D. Triade des Anästhesie-Erfolgs: Instrumente - Anästhetika - Methodenbeherrschung. Z Stomatol 2005; 102 (1): 9-14.
[4] Taubenheim L, Zugal W. Diagnose unklarer pulpitischer Beschwerden mithilfe der intraligamentären Anästhesie (ILA). Endodontie 2013; 22(3): 251-254.
[5] Frenke G. Möglichkeiten und Grenzen der intraligamentären Anästhesie. In: Aktuelles Wissen Hoechst, 1989, Zahnärztliche Lokalanästhesie heute. Zwei Jahrzehnte Articain.
[6] Glockmann E, Taubenheim L. Die intraligamentäre Anästhesie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart - New York, 2002.
[7] Tobien V, Schulz D. Veränderte intrdesmodontale Injektion. ZMK 2000, (16) 5: 332-333.