Die Mikrobiologen des Universitätsklinikum Münster (UKM) untersuchten gezielt vier noch vorhandene Isolate auf das erst Ende 2015 in China entdeckte Gen, das insbesondere Darmbakterien wie beispielsweise das Escherichia-Coli-Bakterium (E. coli) gegen Colistin resistent macht. „Wir konnten das mcr-1 Gen in jeweils einer Probe aus dem Jahr 2012 und 2014 nachweisen“, sagt Dr. Jörg Wüllenweber, Oberarzt am Institut für Medizinische Mikrobiologie des UKM. „Diese Funde belegen, dass das Gen in Bakterien isoliert vom Menschen schon mindestens seit 2012 in Deutschland vorkommt.“
Bisher waren lediglich vier Fälle in Deutschland bekannt: Drei wurden bei Schweinen nachgewiesen, das früheste 2010, und eines beim Menschen aus einer Probe von 2014. In den USA wurde zudem im Mai erstmals ein Fall einer 49 Jahre alten Patientin bekannt, die routinemäßig auf das Ansprechen des Reserveantibiotikums Colistin beziehungsweise das mcr-1-Gen getestet wurde.
Resistenz möglicherweise auf andere Keime übertragbar
Bei den beiden in Münster positiv getesteten Isolaten handelt es sich um Keime, die zwar einige weitere Resistenzen aufweisen, aber – im Gegensatz zum Fall aus den USA – nicht komplett resistent sind. „Dennoch sind wir alarmiert, da diese Art der Resistenz möglicherweise übertragbar ist“, so Wüllenweber.
Weitere Ausbreitung erforschen
In der Folge wäre bei einer zunehmenden Anzahl von Infektionen die Behandlung mit dem Reserve-Antibiotikum Colistin nicht mehr möglich. Die Marschrichtung ist für Wüllenweber, der mit seinen Kollegen derzeit eine wissenschaftliche Publikation zu den Funden in Münster vorbereitet, deshalb klar: „Es muss weiter erforscht werden, ob sich die Colistin-resistenten E.-coli-Stämme in Deutschland ausbreiten und eine Übertragung auch auf andere Darmkeime oder zwischen Tier und Mensch auftritt.“