Die Abschaffung der Zeitumstellung in der Europäischen Union ist längst beschlossene Sache, nur an der Umsetzung hapert es bislang. Deshalb gilt auch für dieses Jahr: Von Ende März bis Ende Oktober ist Sommerzeit. In der Nacht auf Sonntag, 28. März, werden um 2 Uhr die Uhren auf 3 Uhr vorgestellt.
Für viele ist gerade der Beginn der Sommerzeit eine Qual, insbesondere für diejenigen, die gerne etwas später aufstehen, denn sie müssen jetzt noch eine Stunde früher aus den Federn. Bis der Biorhythmus sich umgestellt hat, dauert bei den meisten etwa eine Woche. Dann können wir allerdings viele Monate lang genießen, dass es abends länger hell bleibt. Und bei einem Spaziergang in der Sonne auch mal von Corona abschalten.
Viele glauben nicht mehr an die Abschaffung
Aber was ist jetzt mit dem Beschluss? Die DAK hat in einer aktuellen repräsentativen Umfrage festgestellt, dass sich das viele Deutsche fragen, genauer gesagt, dass 63 Prozent der Befragten nicht glauben, dass der regelmäßige Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit tatsächlich in absehbarer Zeit abgeschafft wird. „Mit 72 Prozent sind dennoch fast drei Viertel der Befragten der Meinung, die Zeitumstellung sollte abgeschafft werden – dieser Wert ist über die vergangenen Jahre nahezu konstant geblieben. Dabei können im bundesweiten Vergleich die Ostdeutschen am wenigsten mit der Zeitumstellung anfangen: 77 Prozent sind dort für eine Abschaffung. Die größte Zustimmung genießt die Regelung demgegenüber nach wie vor in den südlichen Bundesländern“, heißt es von der DAK-Gesundheit.
Belastung während der Corona-Pandemie größer
Zudem habe die Umfrage ergeben, dass sich viele Menschen belastet fühlen: 24 Prozent der Befragten geben an, aufgrund der Zeitumstellung schon einmal gesundheitliche Probleme gehabt zu haben. „Durch die Corona-Pandemie sind viele Menschen psychisch bereits in einer angespannten Situation. Es kann zusätzlich belasten, wenn die innere Uhr durch die Zeitumstellung durcheinanderkommt“, erklärt Franziska Kath, Diplom-Psychologin der DAK-Gesundheit. „Die beste Medizin ist dabei, die ersten Tage ruhig anzugehen. Dann vergehen die Beschwerden in der Regel wieder ganz von allein.“
Weitere Ergebnisse der Umfrage: In diesem Jahr liegen Müdigkeit und Abgeschlagenheit als Symptome mit 85 Prozent auf dem ersten Platz, gefolgt von Einschlafproblemen mit 70 Prozent. Darunter leiden Frauen besonders häufig: 75 Prozent der weiblichen Befragten geben das an, im Vergleich zu 59 Prozent der Männer. Fast die Hälfte (48 Prozent) konnten sich nach der Zeitumstellung schlechter konzentrieren. Zwölf Prozent hatten sogar depressive Verstimmungen.
Schlaf ist ein unterschätztes Grundbedürfnis
„Schlaf ist ein lebenswichtiges und oft unterschätztes Grundbedürfnis des Menschen. Fast ein Drittel seines Lebens verbringt der Mensch im Schlaf. Jede und jeder leidet gelegentlich unter Schlafstörungen, zum Beispiel bei Krankheit, Sorgen oder Stress“, betont auch Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer Krankenkasse in Sachsen-Anhalt. Auswertungen der Barmer zeigten, dass es zu häufigeren Arztbesuchen nach der Zeitumstellung gekommen sei. 2019 seien in Sachsen-Anhalt rund 115.000 Menschen beim Arzt gewesen, weil sie Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen oder dem Wach-Schlaf-Rhythmus hatten. Das entspreche rund 5,2 Prozent der Bevölkerung. Innerhalb von fünf Jahren sei die Zahl um rund 17.000 Personen angestiegen.
Zu wenig Schlaf schwäche das Immunsystem und begünstige Infektionskrankheiten. Unbehandelte Schlafstörungen können das Auftreten von psychischen Erkrankungen wie Depressionen begünstigen. Keine guten Nachrichten in Corona-Zeiten. Andersherum sei gesunder und ausreichender Schlaf wichtig für das Gehirn, er unterstütze Lern- und Gedächtnisprozesse und führe am Tage zu einer ausgeglichenen Stimmung.
Das Europäische Parlament stimmte im März 2019 mit deutlicher Mehrheit für eine Abschaffung der Zeitumstellung im Jahr 2021. Hierfür wäre eine Einigung der einzelnen Mitgliedsstaaten nötig, die jedoch auf unbestimmte Zeit vertagt wurde, insbesondere besteht Uneinigkeit darüber, ob nach einer Abschaffung die Normalzeit oder die Sommerzeit gelten soll.