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40 Jahre zahnärztliche Entwicklungshilfe in Afrika und auf den Seychellen

mobile Zahnllinik des Vereins VUZV3 auf den Seychellen

In den ersten zehn Jahren versorgte eine vom Verein gekaufte und in Deutschland ausgerüstete mobile Zahnklinik den gesamten Süden der Hauptinsel Mahé und wurde alle paar Monate von einem Dorf zum anderen versetzt. Das Foto wurde im August 1989 aufgenommen. Auf der Bank vor der Klinik sitzen die diensthabende Zahnärztin Dr. Gabriele Kähler (2.v.r.) aus Hamburg und die damalige einheimische Zahnarzthelferin Marie-France ( 3.v.r.) mit Patienten.

Kinder auf den Seychellen zeigen hohe Kariesanfälligkeit

Die Seychellen, Inselgruppe mitten im Indischen Ozean, ist den meisten von uns bekannt als tropisches Urlaubsgebiet mit weißen Traumstränden und Granitfelsen, als Hintergrund für Hochzeitsfotos und Werbung.
1981, als ein paar norddeutsche Zahnärzte den „Verein zur Unterstützung der zahnmedizinischen Versorgung in Ländern der Dritten Welt“ gründeten, geschah dies vor einem völlig anderen Hintergrund.

Mitten im kalten Krieg hatte sich das 1976 von Großbritannien unabhängig gewordene Archipel unter der Regierung des ehemaligen Gouverneurs James Mancham angeschickt, die Inseln nach und nach an reiche Ausländer zu verkaufen und das System der ausbeuterischen Groß-Grundbesitzer auszubauen. Es gab weder allgemeine Schulpflicht noch ein Nahverkehrssystem und auch kein funktionierendes Gesundheitssystem.

Das wurde erst 1979 nach einer revolutionären Übernahme des Staates durch die sozialistische Einheitspartei „Seychelles Progressive Peoples Front“ anders, durch Einführung unter anderem eines staatlichen Gesundheitswesens, in dem die bitterarme Bevölkerung unentgeltlich behandelt wurde. Die zahnärztliche Versorgung der Bevölkerung wurde mit Hilfe von Kollegen aus Mauritius und den „sozialistischen Bruderländern“ mehr schlecht als recht aufrecht erhalten.  

Die deutsche Zahnklinik hatte schnell einen guten Ruf

Daher hat die Regierung das Angebot des Vereins, beim Aufbau einer zahnmedizinischen Versorgung zu helfen, dankbar angenommen. Der 1981 abgeschlossene Vertrag integrierte eine mobile deutsche Zahnklinik und die Arbeit der darin tätigen Zahnärzte in das staatliche Gesundheitswesen. Es kam zu keiner Zeit zu Konkurrenz zu privaten niedergelassenen Zahnärzten, die es erst seit einigen Jahren gibt und die für die normale Bevölkerung sowieso unerschwinglich sind. Aufgrund des qualitativ hochwertigen Standards der Vereinsarbeit hat sich die „Deutsche Klinik“ bei der Bevölkerung und den offiziellen Stellen schnell einen guten Ruf geschaffen, den man bis heute erhalten konnte.

In den ersten zehn Jahren versorgte eine vom Verein gekaufte und in Deutschland ausgerüstete mobile Zahnklinik den gesamten Süden der Hauptinsel Mahé und wurde alle paar Monate von einem Dorf zum anderen versetzt. Jedes Quartal wechselt – bis heute – der/die deutsche Zahnarzt/Zahnärztin. Als das Mobil nach zehn Jahren Dauereinsatz nicht mehr funktionsfähig war, gelang es mit Hilfe des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit im Ort Baie Lazare eine feste Bezirkszahnklinik zu errichten.

Sämtliches Material, Instrumente, Geräte und Behandlungseinheiten werden vom Verein beschafft. Die Regierung stellt eine zahnärztliche Helferin, zahlt die Miete für die Unterkunft und das Flugticket. Auch für Transportkosten für größere Geräte und Zölle kommt die Regierung der Seychellen auf. Die diensthabenden Zahnärzte arbeiten ehrenamtlich und müssen für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen. 

zahnärztliche Klinik des Vereins VUZV3 in Baie Lazare

Aufgrund des hohen Standards der Vereinsarbeit hat sich die „Deutsche Klinik“ bei der Bevölkerung und den offiziellen Stellen schnell einen guten Ruf geschaffen, den man bis heute erhalten konnte.

Zivilisationseinflüsse und durch den Tourismus veränderte Ernährungsgewohnheiten

Basis des Vereins bilden ein ehrenamtlich arbeitender Vorstand und etwa 75 Zahnärztinnen und Zahnärzte, Fachangestellte, andere Mitglieder und Spender, die mit ihren Beiträgen und Spenden den Betrieb finanzieren.
Der Gebisszustand der Bevölkerung ist häufig sehr schlecht und besonders bei Kindern gibt es durch Zivilisationseinflüsse und durch den Tourismus veränderte Ernährungsgewohnheiten eine hohe Kariesanfälligkeit. 

Es gibt zwar, wie in vielen staatlichen Gesundheitssystemen, eine von ausgebildetem Personal durchgeführte Zahnprophylaxe in den Schulen, die aber kaum erkennbare Erfolge bringt. Es zeigt sich, dass die Arbeit des Vereins auch nach so vielen Jahren immer noch sehr nötig, wichtig und auch willkommen ist. Die Zahnärzte und Zahnärztinnen bieten neben hauptsächlich konservierender, endodontischer und chirurgischer Zahnheilkunde und einfachem Zahnersatz auch Prophylaxe für die Patienten und Fortbildung für das zahnärztliche Personal an.

Weitere Kliniken auf dem afrikanischen Kontinent

Seit 1997 betreibt der Verein eine Klinik in Togo und seit einigen Jahren auch mit einem holländischen Kollegen zusammen eine in Sambia. Leider ist es, bedingt durch die Corona-Situation, zurzeit unmöglich Kollegenen dorthin zu schicken.

Im Laufe der Jahre hat der Verein auch einheimische Kollegen in Sierra Leone, Ghana und in Kamerun mit Material, Instrumenten und Geräten unterstützt.

Um die Arbeit des Vereins aufrecht zu erhalten, ist dieser darauf angewiesen, Kollegen oder Kolleginnen zu gewinnen, die (bei der in Deutschland immer schwieriger werdenden finanziellen Situation) bereit und in der Lage sind, drei Monate am Stück unentgeltlich im Seychellenprojekt zu arbeiten und ihre Lebenshaltungskosten selbst zu tragen. Die Bedingungen bei den anderen Projekten können erfragt werden. Die Belohnung: eine Zeit lang mit freundlichen, dankbaren, gut gelaunten und temperamentvollen Menschen in schöner tropischen Umgebung leben.
 
Dr. Stephan Krause
Vorsitzender des Vereins zur Unterstützung der zahnmedizinischen Versorgung in Ländern der Dritten Welt