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Von vermissten Mehrwerten und einem geplanten Austritt

Der Kommentar von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Noch ist er zwar noch nicht vollzogen, aber ein Statement von Obermeister Klaus Scheitza von der Südbayerischen Zahntechniker-Innung (SZI) kündigt ihn für das Jahresende an: den Austritt der SZI aus dem Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI).

Begründet wird dieser Schritt gleich mehr­fach: Man frage sich bereits seit längerem, welchen Mehrwert der VDZI für die Mitgliedsinnungen habe und welche politischen Ziele der VDZI im Sinne des Zahntechnikerhandwerks verfolge. Letzteres vor allem vor dem Hintergrund des zunehmenden Preisdrucks auf die gewerb­lichen Labore als Folge der Ukraine-Krise, die 2022 ihren Anfang nahm.

SZI verlässt den VDZI zum Ende des Jahres

Weiter heißt es in der SZI-Stellungnahme, dass die SZI-Mitgliedsbetriebe bereits im Herbst 2022 einen klaren Auftrag gegeben haben, „die Arbeit des VDZI kritisch zu begleiten und gegebenenfalls entsprechende Konsequenzen zu ziehen“. Dies mündete auf der Innungsversammlung im März 2023 – nach der Anhörung einer Stellungnahme des VDZI-Präsident Dominik Kruchen – in der Entscheidung, den VDZI zum 31. Dezember 2023 zu verlassen.

Der Austritt mit Ansage ist für den VDZI ein weiterer, herber Verlust, denn mit den Innungen Rheinland-Pfalz, Rhein-Main und Nordbayern wird nun auch die Südbayerische Zahntechniker-Innung und ­damit die nun vierte Innung den Bundesverband verlassen. Damit stellt sich die Frage – und diese stellt zurecht auch die Südbayerische Zahntechniker-Innung – ob der VDZI durch diese erneute Schwächung überhaupt noch dem Gesetzgeber gegenüber glaubhaft argumentieren kann, die Interessen der Zahntechniker im gesamten Bundesgebiet zu vertreten.

Rückschritt für das Zahntechniker-Handwerk

Das sieht auch der VDZI so. Auf Anfrage der dzw heißt es in einem Statement von Dominik Kruchen: „Der Austritt der SZI aus dem VDZI bedeutet für das gesamte Zahntechniker-Handwerk einen bedeutenden Rückschritt. Die Organisationskraft der Zahntechniker wird geschwächt und jeder weiß, dass damit das Erreichen ihrer berufspolitischen Ziele schwieriger wird.“ Gefahr erkannt, aber noch nicht gebannt. Denn weiter heißt es, es seien „keine nachvollziehbaren Gründe erkennbar“, mit ­denen sich der Austritt erklären ließe.

Am Ende hat die Stimme mehr Gewicht, die von vielen erhoben wird, gebündelt in einer starken Organisation.

Nun, Gründe, und zwar nachvollziehbare, gibt es aus der SZI-Perspektive zur Genüge. Etwa die Petition an den Deutschen Bundestag, die von der SZI angestoßen worden war – mit Wissen des VDZI –, aber nicht unterstützt wurde. Was blieb der SZI anderes übrig, als selbst aktiv zu werden und den direkten Kontakt zu Landes- und Bundespolitikern zu ­suchen. Die Enttäuschung über fehlende Unterstützung und fehlende politisch wirksame Akzenten ist nachvollziehbar – so wie die daraus gezogenen Konsequenzen.

So gesehen trifft die Einleitung zur VDZI-Stellungnahme den Nagel auf den Kopf: „Der Austritt der SZI aus dem VDZI bedeutet für das gesamte Zahntechniker-Handwerk einen bedeutenden Rückschritt.“ Allerdings vermisst man die Ableitung der nun umso nötiger werdenden Schlussfolgerungen und Aktivitäten.

Mitgliederschwund ernst nehmen

Angesichts des neuerlichen Mitgliederschwunds wäre es für den VDZI jetzt an der Zeit, vielleicht doch genauer bei den Innungen, die erst in ihrer Gesamtheit ­einen Bundesverband sinnvoll machen, nachzuhören und auf ihre Wünsche nicht nur einzugehen, sondern auch selbst initiativ zu werden, um den Stimmen der ­Innungsgesamtheit noch mehr Nachdruck zu verleihen. Am Ende hat die Stimme mehr Gewicht, die von vielen erhoben wird, gebündelt in einer starken Organi­sation. Sicher, der Austritt der SZI zum ­Jahresende ist ein deutliches Signal, aber verbunden mit dem Angebot, doch noch einen Weg der Kooperation mit dem VDZI zu finden. Die Tür steht damit ein Stück weit offen.

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