Bei aufwendigen Zahnersatzmaßnahmen kommen Patienten schon mal auf die Idee, sich die Meinung eines zweiten Zahnarztes einzuholen. Insbesondere dann, wenn das Aufklärungs- und Beratungsgespräch mit dem Patienten nicht optimal verlief. Oder wenn sich der Patient die Behandlung finanziell nicht leisten kann und auch keine oder zumindest keine gute Zahnzusatzversicherung hat.
Recherche im Internet
Patienten, die im Internet Hilfe suchen, finden vielleicht in einem Bewertungsportal einen Zahnarzt in ihrer Nähe, den sie dann direkt aufsuchen und sich eine zweite Meinung einholen. Es kann auch sein, dass sie auf der Plattform 2te-ZahnarztMeinung.de landen. Hierbei handelt es sich um ein Auktionsportal für zahnärztliche Leistungen, das schon seit dem 1. Januar 2005 online ist. Patienten können hier Heil- und Kostenpläne (HKP) einstellen und Preise für Professionelle Zahnreinigung und Bleaching einholen. Schaut man sich die Homepage an, wird schnell klar: Es geht primär darum, Kosten zu sparen.
Sieben Tage Zeit zur Angebotsabgabe
Zahnärzte, die sich dem Portal angeschlossen haben, haben sieben Tage lang Zeit, auf Basis des eingestellten HKPs ein günstigeres Behandlungsangebot abzugeben. Danach wird die Auktion geschlossen und die Angebote werden dem Patienten übermittelt, und zwar zunächst anonym. Entscheidet er sich für ein Angebot, dann bekommt er auch den Namen der Praxis genannt und kann sich mit ihr direkt in Verbindung setzen.
Laut einer Untersuchung von Stiftung Warentest aus dem Jahre 2014 liegt bei HKP die durchschnittliche Ersparnis bei 45 Prozent. Die Plattform selbst spricht von 56 Prozent Ersparnis.
Aus einem Selbstversuch weiß ich, dass ein Teil der Ersparnis auf dem zahnärztlichen Honorar beruht, ein großer Teil auf den Laborkosten: Zahnersatz aus Manila oder den Philippinen ist nun mal deutlich günstiger als „Made in Germany“.
Bei der Professionellen Zahnreinigung ist die Ersparnis noch größer. Sie gibt es über das Auktionsportal in Düsseldorf schon ab 29 Euro, in Köln und Berlin für 30 Euro und in Hamburg für 35 Euro. Zum Bleaching sollte man nach Mainz fahren. Dort kostet es nur 40 Euro. Getreu dem Motto: „Wir sind doch nicht blöd.“
Krankenkassen als Partner
Die Plattform 2te-ZahnarztMeinung listet Krankenkassen auf, die eine Partnerschaft mit ihnen eingegangen sind (zum Beispiel KKH, BKK Mobil Oil, hkk). Da liegt die Frage nahe: Welche Rolle spielen die Krankenkassen dabei? Schließlich zahlen sie für Zahnersatz nur den Festzuschuss und haben selbst keine Ersparnis durch die Plattform. Bei genauem Nachfragen stellt sich dann auch heraus, dass die Partner-Krankenkassen ihren Mitgliedern nur einen Gutscheincode geben, so dass diese für die Nutzung der Plattform keine Gebühren zahlen müssen. Das Einstellen eines HKP kostet nämlich – je nach Höhe der veranschlagten Kosten – zwischen 2,50 Euro und 7,50 Euro. Aus Sicht der Krankenkassen ist der Hinweis auf die Plattform eine Dienstleistung für Mitglieder, die sich aus finanziellen Gründen die Behandlung nicht leisten können und sich über den geringen Zuschuss bei der Kasse beschweren.
Private Krankenversicherer sind bislang zurückhaltend
Manche der privat Versicherten haben sich für einen besonders günstigen Tarif entschieden und wundern sich dann im Behandlungsfall über die verbleibende Höhe ihrer Eigenbeteiligung. Natürlich fragen sie oft bei den Versicherern nach, ob es günstigere Versorgungsformen gibt.
Ergo Direkt wird bislang als einziger privater Krankenversicherer auf der Partnerliste bei 2te-ZahnarztMeinung geführt. Für die Ergo Direkt gehört es zum Service, ihre Kunden bei Rückfragen auf die Plattform aufmerksam zu machen. „Auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden“ kann man auch behilflich sein, den HKP anonymisiert einzustellen und die günstigsten Angebote an den Versicherten weiterzugeben, heißt es bei der Versicherung.
Andere Versicherer haben insbesondere die Laborkosten im Blick und nennen ihren Kunden im Leistungsfall besonders günstige Labore, mit denen sie Kooperationsverträge haben. Die HUK Coburg hat sogar in ihren Bedingungen einen Hinweis darauf stehen. Da heißt es: „Wenn ein von der HUK-COBURG-Krankenversicherung genanntes zahntechnisches Labor in Anspruch genommen wird, erhöht sich der tarifliche Erstattungsanspruch für Material- und Laborkosten um 5 Prozent.“
Weitere Plattform: Zahngebot.de
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es eine weitere Auktionsplattform gibt: zahngebot.de. Auch hier wird damit geworben, dass bei Zahnersatzmaßnahmen eine Kostenersparnis von ca. 40 Prozent erzielt wird. Als Partner werden bislang ausschließlich Krankenkassen aufgeführt, darunter zum Beispiel die AOK Baden-Württemberg und die SBK. Gleich auf der Startseite wird der Patient darauf hingewiesen, dass der Service für ihn kostenfrei ist. „Wir finanzieren uns über ein Nutzungsentgelt der teilnehmenden Zahnärzte“ – wird dem Portalbesucher erklärt.
Für Zahnärzte könnte ein Auktionsportal eine Möglichkeit sein, neue Patienten zu gewinnen. Beim Einstellen eines HKP muss der Patient übrigens auch seinen Versichertenstatus angeben. Die angeschlossenen Zahnärzte wissen also, ob sie ein Angebot für einen gesetzlich Versicherten oder einen privat Versicherten erstellen und können dies gezielt steuern. Wie nachhaltig diese Form der Patientengewinnung ist, wird die Praxis vermutlich aber erst mittelfristig erkennen können.
Gabriele Bengel, Esslingen