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Signale nach innen und nach außen

Von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Von Chefredakteur Marc Oliver Pick

Noch ist das Statistische Jahrbuch 2019/ 2020 der Bundeszahnärztekammer nicht erschienen, aber schon jetzt ist klar, dass der Bereich privat liquidierter Leistungen einen nicht ganz so erfreulichen Anblick bieten wird wie in vergangenen Jahren.

Eine Liquidationsdelle wird bleiben

So sind im April und Mai 2020 – zur Corona-Hochzeit – Einbrüche bei Privat­liquidationen von zum Teil mehr als 50 Prozent zu verzeichnen gewesen. Insbesondere die bei GKV-Patienten rückläufigen Privatleistungen für Zahnersatz oder Professionelle Zahnreinigung gaben um 13 Prozent nach. Bei den Voll-PKV-Versicherten waren es sogar 23 Prozent. Zwar konnte einiges davon durch Nachhol­effekte im Frühsommer und Sommer dieses Jahres aufgefangen werden, aber eine Liquidationsdelle wird bleiben.

Relativ schnell hatte sich das Behandlungsaufkommen beziehungsweise die Nachfrage nach Behandlungen nach dem ersten Corona-Schock erholt, aber aufgrund Corona-bedingter längerer Rüst­zeiten konnten viele Praxen nicht so viele Patienten einbestellen, wie Bedarf da gewesen ist. Manche Praxis bot vorüber­gehend sogar Samstagssprechstunden an. 

Dieser zweite Eingriff ist vielleicht nicht der letzte

Aktuell erleben wir erneut einen dra­ma­tisch schnellen Anstieg der Corona-Infektionszahlen. Und zwar derartig rasant, dass wir seit Montag dieser Woche einen Lockdown „light“ erleben, um durch diese zweite, nicht ganz so heftige Maßnahme die Ausbreitung des Virus irgendwie wieder unter Kontrolle zu bekommen. So sinnvoll diese Maßnahme ist, sie macht allen Bürgern unmissverständlich klar, dass dieser zweite Eingriff – diesmal (noch) im privaten und öffentlichen Bereich – vielleicht nicht der letzte ist, denn der Winter steht noch bevor. Entsprechend zurückhaltend dürfte mancher Patient erneut über die eine oder andere „aufschiebbare“, weil als nicht so dringend empfundene Behandlung bei seinem Zahnarzt oder seiner Zahnärztin nachdenken. Schließlich nehmen mit jedem Lockdown auch Ängste um den eigenen Job und die finanzielle Zukunft zu – Bedenken wegen Corona selbst kommen noch hinzu.

Tatsächlich bestätigen erste Finanzdienstleister im Zahnmedizin­bereich, dass insbesondere die Zahl der Liquidationen für PZR rückläufig ist, noch nicht dramatisch, aber durchaus spürbar. Es nur eine Frage der Zeit, bis sich dieselbe Tendenz auch bei prothetischen Leistungen abzeichnet.

Positive Botschaften nur nach innen gesendet

Relativ früh in der ersten Corona-Phase lieferte Prof. Dr. Roland Frankenberger, Präsident der DGZMK, Argumente, wie wichtig die orale Gesundheit als Barriere gegen eine Corona-Infektion ist. Gleichzeitig besann man sich auf die zahnärztliche Grundtugend der Hygiene, die in deutschen Praxen schon immer auf höchstem Niveau war und ist. All diese positiven Botschaften wurden nach innen gesendet, in die dentale Fachwelt hinein, als Argumente für die Behandler.

Wäre es jetzt nicht angebracht, diese Botschaften, die sicher manchem Patienten die (Corona-bedingte) Angst vor dem Zahnarzt nehmen könnte, auch nach außen zu senden? Im Falle der gefühlten Bedrohung durch I-MVZ hat die Standespolitik die Publikumsmedien als Bühne gesucht. Die Corona-Krise ist für die zahnärztliche Versorgung eine reale Bedrohung. Jetzt ist die Zeit da für die großen Drei – DGZMK, BZÄK und KZBV –, gemeinsam zu handeln und gemeinsam ein starkes Signal nach außen zu senden.