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Endodontie: Ein-Feilen- oder Mehr-Feilen-Technik?

Heutzutage gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, um einen Wurzelkanal aufzubereiten: Nicht nur zwischen manuellen und motorgetriebenen Feilen kann der Behandler dabei wählen – je nach Patientenfall und bevorzugter Arbeitsweise gilt es auch, eine Entscheidung für ein Ein-Feilen- oder ein Mehr-Feilen-System zu treffen. Im Folgenden soll die Frage geklärt werden, anhand welcher Kriterien der Entschluss zugunsten einer bestimmten Technik gefällt werden kann.

Jährlich werden in Deutschland mehrere Millionen Wurzelkanalbehandlungen durchgeführt. Das beinhaltet sowohl die etwas einfacheren Fälle als auch jene, bei denen es der Behandler mit einer besonders komplexen Wurzelkanalanatomie zu tun hat. Angesichts dieser Zahlen und des variierenden Schwierigkeitsgrads der Behandlungen wird klar: Nicht jeder Patient kann, aber auch nicht jeder Patient muss von einem ausgesprochenen Endo-Spezialisten behandelt werden

Protaper

Heutzutage ist es sogar so, dass in vielen Fällen des klinischen Alltags eine einzige Feile ausreicht. Mit diesen Ein-Feilen-Systemen (zum Beispiel Waveone Gold, Dentsply Maillefer, Ballaigues) haben auch Generalisten die Möglichkeit, überzeugende Ergebnisse zu erzielen – wenngleich sich mit dieser Methode sicher nicht alle möglichen Fälle abdecken lassen.

Die Weiterentwicklung des Waveone-Systems bietet mit einer verbesserten Schneidleistung für die Praxis mehrere Vorteile: Neben einer erhöhten Sicherheit für den Patienten und einer größeren Flexibilität für den Behandler bringt sie auch die Möglichkeit mit sich, ein breiteres Spektrum an Kanalmorphologien mit einer einzigen Feile aufzubereiten. So lassen sich die meisten Fälle mit der Primary-Feile lösen. In solchen Situationen sorgt die Reduktion der benötigten Feilen für eine einfachere und entsprechend sicherere Therapie für jeden Behandler

Protaper

Doch selbstverständlich gibt es auch die schwierigen Fälle, bei denen eine Feile alleine nicht ausreicht. Insbesondere stark gekrümmte Wurzelkanäle oder andere individuelle Anatomien können die Aufbereitung ungemein erschweren. Solche Szenarien machen die Arbeit mit mehreren Feilen nahezu unumgänglich. Das 2001 eingeführte Protaper-System (Dentsply Maillefer, Ballaigues) etablierte sich in diesem Kontext als ein verlässlicher Partner des endodontisch tätigen Behandlers.

Das von Dr. Pierre Machtou, Dr. Clifford Ruddle und Dr. John West entwickelte Konzept verfügte seinerzeit über eine bereits reduzierte Anzahl von sechs Feilen. Mit dem Nachfolger Protaper Universal konnte später die Mehrzahl der klinischen Fälle mit nur vier Feilen bewältigt werden. Als entscheidender Vorteil erwies sich dabei, dass Zahnärzte unabhängig von der Kanalform nur eine Instrumentenfolge verinnerlichen mussten. Somit konnte die einmal erlernte Vorgehensweise auf nahezu alle endodontischen Herausforderungen übertragen werden.

Waveone Gold

Für viele Behandler ist genau dieses bewährte und zugleich vielseitig einsetzbare Aufbereitungsschema ein Pluspunkt, auf den sie nicht verzichten möchten. Bei einer aktuellen Weiterentwicklung (Protaper Gold, Dentsply Maillefer) kommt eine Reihe zusätzlicher Pluspunkte hinzu: Vor allem wurden die Flexibilität sowie die Ermüdungs- und Bruchfestigkeit nochmals verbessert.

Möglich machte dies ein Verfahren, das im vergangenen Jahr bereits die Ein-Feilen-Technik einen entscheidenden Schritt voranbrachte: die patentierte Gold-Wärmebehandlung (Waveone Gold). Diese thermisch-mechanische Bearbeitung wird nach dem Formgebungs- und Schleifprozess der Feile durchgeführt. Das sorgt für ein geringeres Formgedächtnis (höhere Flexibilität) einerseits und eine um 50 Prozent höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber zyklischer Ermüdung (im Vergleich zu Protaper Universal).

Somit kann der Behandler seine gewohnte Vorgehensweise beibehalten, profitiert jedoch gleichzeitig von den verbesserten Materialeigenschaften. Dementsprechend bleibt auch die Anzahl der benötigten Feilen gleich: Der überwiegende Teil der Aufbereitungen lässt sich nach wie vor mit nur vier Feilen realisieren, je nach klinischen Anforderungen kommen ein bis drei optionale Feilen hinzu. Ebenfalls beibehalten wurde der konvexe Querschnitt mit drei Schneidkanten, wodurch das neue System dem Behandler auch in puncto Taktilität von Beginn an vertraut ist

Fazit für die Praxis

Ein-Feilen-Systeme halten speziell für Generalisten bei unkomplizierten Wurzelkanalverhältnissen eine einfache und daher sichere Lösungsoption bereit. Bei schwierigen Fällen jedoch ist die Mehr-Feilen-Technik weiterhin das Mittel der Wahl. Dank universeller Instrumentenfolgen und Materialeigenschaften auf dem aktuellen Stand der Technik (zum Beispiel bei den Systemen Protaper Next und Protaper Gold) kann der Behandler dabei gleichzeitig auf gewohnte Vorgehensweisen und neue Handling-Vorteile vertrauen