Beim Kampf gegen den Missbrauch von Alkohol kommen die Deutschen nicht gut weg. Das und mehr zeigt ein aktueller Bericht der WHO.
Europa hat den höchsten Alkoholkonsum und die höchste damit zusammenhängende Krankheitslast in der Welt. Das teilt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit. Diese hat kürzlich einen Bericht über die Anstrengungen der europäischen Staaten zur Reduzierung des schädlichen Alkoholkonsums vorgelegt.
Politik ist gefordert
Dabei schneidet Deutschland in vielen Bereichen nur mittelmäßig, häufig sogar als Schlusslicht ab. "Der Bericht macht deutlich, dass die deutsche Politik dringend Maßnahmen gegen den hohen Alkoholkonsum ergreifen muss", sagt Dr. Dietrich Garlichs, Sprecher der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK). 2011 haben die 53 Mitgliedstaaten der europäischen WHO-Region einem gemeinsamen Plan zur Reduzierung von Alkoholgenuss zugestimmt. Der Plan hat eine Laufzeit von acht Jahren. Ergebnisse sollen 2020 vorgestellt werden.
Alkohol-assoziierte Probleme
Ziel des Plans ist es, mithilfe verschiedener Maßnahmen wie Preispolitik, Prävention am Arbeitsplatz, Promillegrenzen für Autofahrer, Altersbeschränkungen bei der Abgabe oder Einschränkungen von Marketing und Werbung alkohol-assoziierte Probleme zu reduzieren. Nun hat die WHO überprüft, inwiefern die Mitgliedsstaaten die empfohlenen Maßnahmen umgesetzt haben und legt den Bericht vor.
Die Auswertung zeigt, dass Deutschland im Bereich Politik/Aufklärung von 29 Ländern auf dem 23. Platz liegt. Im Bereich Prävention am Arbeitsplatz/in der Kommune belegt Deutschland zusammen mit Österreich den vorletzten Rang. Bei Maßnahmen gegen Alkohol am Steuer kommen die Deutschen auf den 26. Platz. Bei den Maßnahmen gegen illegalen Handel und Herstellung von Alkohol landet Deutschland laut WHO-Bericht auf der vorletzten Position von 53 Staaten.
Handlungsbedarf in Deutschland
"Was die Einschränkung der Verfügbarkeit von Alkohol angeht, bilden wir unter 30 Ländern sogar das Schlusslicht", erläutert Dr. Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg.
Lediglich bei Marketingbeschränkungen und Maßnahmen zur Verringerung der negativen Auswirkungen des schädlichen Alkoholkonsums belegt Deutschland mittlere Plätze, das heißt Rang zwölf von 30 und 15 von 31.
"Der WHO-Bericht macht deutlich, dass in Deutschland noch Handlungsbedarf besteht, was die Verringerung des schädlichen Alkoholkonsums betrifft", resümiert Mons. "Hier sind die politisch Verantwortlichen gefordert, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, zum Beispiel durch eine Erhöhung der Alkoholsteuern und Erhebung nach Alkoholgehalt sowie eine einheitliche Altersgrenze von 18 Jahren für die Abgabe von Alkohol und den Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit." dzw