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Gender Dentistry International bei der „Sommerakademie 2017“

Einwag suchte als Thema für die diesjährige Sommerakademie des Zahnmedizinischen FortbildungsZentrums Stuttgart ein spannendes Thema, das nicht alltäglich in der Fortbildungslandschaft ist und auch für die Teilnehmer aus dem Bereich des Praxispersonals brauchbare Botschaften bietet.

Unter dem Titel „Der kleine Unterschied“ subsumierten sich schließlich am 7. und 8. Juli 2017 in Ludwigsburg verschiedene Facetten des Themas, das auch über das Geschlechter-Thema hinausreichte. Rund 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen ins Forum Ludwigsburg in der Nähe des barocken Schlosses und genossen zwei volle Tage mit spannenden, eher selten auf die Bühne gebrachten Themen, eine großzügige Bewirtung und eine eindrucksvoll familiäre Atmosphäre. In der begleitenden gut besuchten Ausstellung fanden sie auch einen Partner-Stand von GDI und dem Dentista e.V., dem Wegbereiter des Themas in der dentalen Szene.

Die wissenschaftliche Fachgesellschaft Gender Dentistry International war Programm-Partner der diesjährigen Sommerakademie des Zahnmedizinischen FortbildungsZentrums Stuttgart unter Leitung von Prof. Dr. Johannes Einwag; Präsidentin PD Dr. Dr. Christiane Gleissner brachte zudem als Referentin aktuelle Daten aus der Forschung für die Praxis mit.

Die wissenschaftliche Fachgesellschaft Gender Dentistry International war Programm-Partner der diesjährigen Sommerakademie des Zahnmedizinischen FortbildungsZentrums Stuttgart unter Leitung von Prof. Dr. Johannes Einwag; Präsidentin PD Dr. Dr. Christiane Gleissner brachte zudem als Referentin aktuelle Daten aus der Forschung für die Praxis mit.

Intensivprophylaxe für den besonderen Patienten

Auf der gemeinsamen Pressekonferenz dankte Einwag für die gute Zusammenarbeit mit den beiden Organisationen und betonte die Besonderheit der Sommerakademie, immer etwas über den Tellerrand hinauszuschauen – insofern sei das Thema weiter gefasst. Den Rahmen um das Kernthema Gender Dentistry bildete im Vorprogramm der „kleine Unterschied hohes Alter“ und am Samstagvormittag der „kleine Unterschied“ in der Intensivprophylaxe bei Patienten mit spezifischen Besonderheiten.

Männerschnupfen und andere tödliche Erkrankungen

Auch das Kernthema war in verschiedene Facetten geteilt und startete unter dem Thema „Vom Männerschnupfen und anderen tödlichen Erkrankungen“ mit einem Ausflug in die aktuelle Gender-Medizin mit Prof. Dr. Dr. h.c. Vera Regitz-Zagrosek, Präsidentin der Deutschen und Gründungspräsidentin der Internationalen Gesellschaft für geschlechtsspezifische Medizin. Sie stellte die biologischen Unterschiede männlicher und weiblicher Patienten insbesondere im Bereich der Kardiologie und der Pharmakotherapie dar. So sind bei großen Anstrengungen Frauen besser vor plötzlichem Herztod geschützt als Männer – ein Umstand, für den es noch keine Erklärung gibt.

Medikamente: Unterschiedliche Wirkung bei Männern und Frauen

Schon deutlich mehr wisse man über die unterschiedliche Wirkung von Medikamenten bei weiblichen und männlichen Patienten, was aber nicht bedeute, dass dieses Wissen bereits überall in den Praxen angekommen sei. Zudem werde nach wie vor die Arzneimittelforschung zumeist an weißen Männern durchgeführt und dabei außer Acht gelassen, dass das Hormon- und Stoffwechselsystem bei den Männern und Frauen unterschiedlich arbeite. Frauen mit kardiologischen Erkrankungen werden zudem weniger intensiv behandelt als Männer in vergleichbarer Situation. Hier sei noch viel Aufklärungsarbeit notwendig, erste Anfänge zeigten bereits gute Lernkurven in den Praxen.

Von Frauen-Zähnen und Männer-Knochen

Aus dem Forschungsbereich Gender Dentistry berichtete PD Dr. Dr. Gleissner unter dem Titel „Von ‚Frauen-Zähnen’ und ‚Männer-Knochen’“ und gab Anregungen mit auf den Weg zurück in die Praxis, worauf man bei der einen oder anderen Patientengruppe ein besonderes Auge haben müsse. Es gebe weit mehr Unterschiede zwischen Patientinnen und Patienten als die „Schwangerschaftsgingivitis“.

Schon 1996 habe eine DH in Kanada trefflich dargestellt, dass „Zähne“ bei Männern und Frauen nicht gleich sein können, da sie in einem Männer- oder einem Frauenkörper steckten – hier habe der vorhergehende Beitrag ja bereits einige grundsätzliche Aspekte nicht zuletzt zu hormonellen Unterschieden dargelegt. Auch wenn die Zähne von Männern und Frauen – freigestellt betrachtet – optisch nicht einem Geschlecht zuzuordnen waren, wie eine Studie ergab, seien sie strukturell doch unterschiedlich.

Männerzähne zeigten ein dickeres Dentin, eine größere Pulpakammer und einen kraftvolleren Knochen als Lager, weitere anatomische Unterschiede gebe es auch im Bereich weiterer oraler Strukturen. Weltweit zeigten entsprechende Studien, dass Frauen eher zu Karies neigten, unabhängig vom Putzverhalten, Männer wiesen dagegen mehr schwere Parodontalerkrankungen auf.

Unterschiede auch bei den Wirtsfaktoren

Zwar gebe es in der Zusammensetzung der oralen Mikroflora keine Unterschiede, wohl aber bei den Wirtsfaktoren. Zu den spannenden Herausforderungen gehöre die Suche nach genetischen Gründen für geschlechterspezifische Unterschiede, hier spielte das X- und das Y-Chromosom und besonders das Amelogenin bei der Schmelzbildung eine Rolle.

Rund 1.000 Gene auf dem X-Chromosom würden mit dem Immunsystem in Verbindung gebracht. Allerdings dürfe man bei Gender Dentistry nicht nur die biologischen Unterschiede, von denen sie weitere darstellte wie den Komplex „Schmerz & Angst“, beachten, sondern müsse auch die soziologischen Besonderheiten von Männern und Frauen und ihre „Rollenbilder“ berücksichtigen. Als Beispiel nannte sie die Rauchentwöhnung, die schon allein deshalb bei Männern und Frauen unterschiedlich ausgerichtet sein muss, weil das Rauchen selbst verschiedene Bedarfe erfülle.

Frauen hören anders, Männer auch

Amüsant, aber ebenfalls lehrreich für die Praxis wurde es in den beiden nachfolgenden Vorträgen unter dem Stichwort „Gender Dentistry“. Neben manchen anderen Aspekten zeigte ein Saal-Test unter Führung von Referentin Sabine Nemec, Marketing-Beraterin und Autorin, dass es mit dem Farben erkennen bei Männern und Frauen unterschiedlich bestellt ist: Frauen sehen eindeutig mehr Zwischentöne. „Frauen hören anders, Männer auch“, sagte sie und machte den Faktor Kommunikation mit zahlreichen Wiedererkennungs-Beispielen aus dem Lebensalltag deutlich.

Mit interaktiven Fragerunden ins Auditorium arbeitete auch Kommunikations- und Marketingexperte Prof. Dr. Gerd Nufer, der das Thema weiter fortführte und darstellte, dass Frauen anders entscheiden als Männer und wie man etwas anbieten muss, damit es Frau Patientin oder Mann Patient gefällt.

Nach viel Beifall für Veranstalter Einwag und die Referenten ging es dann gemeinsam zum abendlichen Ausklang in den Garten des Forums: Für Grill und Wein und einen schönen Sommerabend konnten sich die männlichen und überwiegend weiblichen Teilnehmer der Sommerakademie gleichermaßen begeistern.