Anzeige
Kein „business as usual“

Der Herbst bringt nicht nur Pilze und traurige Haushaltszahlen, sondern wohl auch weiterhin steigende Infektionszahlen und Absagen von Veranstaltungen. Für den 2. Oktober wurde dem Robert-Koch-Institut ein Plus von 2.673 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gegenüber dem Vortag mitgeteilt, womit die 7-Tage-Inzidenz bundesweit bei 15,3 Fällen liegt. Aufgeschlüsselt auf die Bundesländer zeigt sich, dass die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg die meisten Infektionen pro 100.000 Bewohner aufweisen, wohingegen die dünn besiedelten Flächenländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Thüringen die glücklichen Schlusslichter in dieser Auswertung sind.

Die Branchenleitmesse IDS am Scheideweg: Für Anfang Oktober war eine Neubewertung angekündigt, ob und wie die IDS stattfindet.

Für die anstehende Grippesaison sind das keine guten Vorzeichen, es ist mit einem weiteren Anstieg von Infektionen und Reiseeinschränkungen zu rechnen, gerade für die Ballungsräume. Insgesamt kennen die Zahlen weltweit derzeit nur eine Richtung: sie steigen.

virtual.Medica: Weltleitmesse in diesem Jahr nur im Internet

Auch wenn ein exponentielles Wachstum, wie von der Kanzlerin befürchtet mit 19.000 Neuinfizierten pro Tag im Dezember, ein hoffentlich nicht eintretendes Szenario bleibt, ist es Zeit, eigene Planungen und Aktivitäten für die nächsten Monate auf den Prüfstand zu stellen. In einigen Bereichen ist das bereits geschehen: Die Durchführung von Weihnachtsmärkten wird hinterfragt, der Straßenkarneval im Rheinland ist abgesagt und auch die Messe Düsseldorf hat entschieden, Medica und Compamed vom 16. bis 19. November 2020 als rein digitales Format durchzuführen. „Die erstmalige komplett virtuelle Durchführung der Medica und Compamed markiert einen denkwürdigen Meilenstein in der rund 50-jährigen Veranstaltungsgeschichte“, erklärt Pressesprecher Martin Koch.

Während die Reiselockerungen im Frühsommer eine sichere Durchführung der Messen noch realistisch erscheinen ließen, wurde aufgrund des weltweiten Pandemie-Geschehens zwei Monate vor Veranstaltungsbeginn die Reißleine gezogen, auch um Ausstellern und Besuchern Planungssicherheit zu bieten. Denn mit einem ausländischen Anteil von 70 Prozent bei den Besuchern und von mehr als 80 Prozent bei den Ausstellern haben die Messen eine interkontinentale Ausstrahlung.

„Dieser zentrale Kern lässt sich in diesem Jahr pandemiebedingt nicht in Form einer Präsenzveranstaltung realisieren“, so Koch, der sich über das Verständnis der Aussteller für die digitale Fokussierung freut. Aufbauend auf der bereits etablierten digitalen Branchenplattform bietet die virtual.Medica eine Conference Area für den Wissenstransfers mit Livestreams während der Messetage, eine Exhibition Space mit Online-Showrooms und Live-Websessions und eine Networking Plaza für das Matchmaking zwischen Besuchern und Ausstellern.

Auch die IDS braucht eine starke digitale Präsenz

Ganz anders der VDDI. Trotz reihenweiser Teilnahmeabsagen von Ausstellern der IDS beharrt man darauf: „Die Leitmesse der Dentalbranche biete, wie gewohnt, einen umfassenden Einblick in bewährte und innovative Verfahren und Technologien für Praxis und Labor (…).“ Die Argumentation ist folgende: Der Hygienestandard auf der IDS vom 9. bis 13. März sei ebenso hoch wie in deutschen Zahnarztpraxen und die Sicherheit der Besucher deshalb gewährleistet.

Doch selbst ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept der Messe Köln ist wohl kaum in der Lage, Infektionen gänzlich auszuschließen und sicher nachzuverfolgen, wenn Menschen aus aller Welt zusammenkommen. Sofern sie überhaupt anreisen können zur Grippehochzeit auf der nördlichen Erdhalbkugel. Anstatt weiterhin so tun, ein „businesse as usual“ sei möglich, sollten die Veranstalter der IDS sich besser Gedanken über einen Plan B machen. Das erfordert Kreativität beim Beschreiten neuer Wege, sicherlich kein „weiter so“ und die wichtige Erkenntnis, dass die IDS nur mit einer starken digitalen Präsenz zukunftsfähig ist.

Brigitte Dinkloh
 

Tags