Unter Fehlstellungen der Zähne, meist mit Kau- und Funktionsstörungen im Kieferbereich verbunden, leiden nicht nur Kinder und Jugendliche, auch wenn sie die weitaus größte Patientengruppe der Kieferorthopäden darstellt. Die Zahnmediziner können auch Erwachsenen zu einem Gebiss mit besserer Funktion und Ästhetik verhelfen. Relativ jung ist die Therapie von Fehlstellungen, die als Folge von Zahnfleischerkrankungen eintreten. „Nach der Behandlung der Parodontose wird der aus dem Zahnfach getretene Zahn behutsam zurückbewegt. Das ist auch mit Zahnspangen möglich, die an der Innenseite der Zähne befestigt werden“, so der neuberufene Professor für Kieferorthopädie am Universitätsklinikum Jena, Prof. Dr. Dr. Collin Jacobs.
Diese Lingualtechnik ist einer seiner klinischen Schwerpunkte, den er als Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie am Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des Jenaer Uniklinikums etablieren möchte. Von den ästhetischen Vorteilen der nicht sichtbaren Zahnspangen können sowohl Kinder und Jugendliche, als auch Erwachsene profitieren, ebenso von der exakten dreidimensionalen digitalen Abformung des Gebisses, die den unangenehmen Gebissabdruck überflüssig macht. „Bei der kieferorthopädischen Behandlung Erwachsener muss auch die eventuelle Einnahme von Medikamenten berücksichtigt werden, die den Knochenstoffwechsel beeinflussen, etwa Wirkstoffe gegen Osteoporose“, merkt Jacobs an.
Interdisziplinäres Arbeiten als wichtiger Bestandteil der Kieferorthopädie
In der modernen Kieferorthopädie spielt mehr denn je das Ineinandergreifen verschiedenster Fachrichtungen eine große Rolle, um für den individuellen Patienten das optimale Behandlungsergebnis zu erzielen. „Bei Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Segelspalten ist die Kieferorthopädie ein wichtiger Bestandteil im Zusammenspiel aus Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Phoniatrie, Logopädie und Zahnärzten. Gerade bei diesen Patienten sollten wir nicht allein die Kau-, Sprech- und Kiefergelenksfunktionen verbessern, sondern durch ein ästhetisch ansprechendes Gesamtergebnis auch das Selbstwertgefühl des Patienten steigern,“ so Jacobs.
Von zentraler Bedeutung ist für ihn sowohl die Kooperation innerhalb des Universitätsklinikums als auch zu den niedergelassenen Kollegen: „Gerade in enger Abstimmung mit den niedergelassenen Zahnärzten und Kieferorthopäden können bei Kindern und Jugendlichen die besten Ergebnisse erzielt werden, und auch während einer kieferorthopädischen Behandlung ist der Hauszahnarzt stets ein wichtiger Ansprechpartner, sowohl für Eltern und Kind als auch für uns.“ Dies gelte noch mehr für erwachsene Patienten, da hier nach einer geringen Zahnregulierung eine bessere prothetische Versorgung vom Hauszahnarzt durchgeführt werden könne, beispielsweise mit Brücken oder Implantaten.