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„Männliche Patienten interpretieren ein Lächeln oft als Flirtversuch“

Carsten Draheim - Krav-Maga-Experte - erklärt, wie man sich vor aggressiven Patienten schützt.

Carsten Draheim, Jahrgang 1975, trainiert Kampfsport und Selbstverteidigung seit seiner Kindheit. Er ist Inhaber des Krav-Maga-Instituts, dem größten Anbieter für das israelische Selbstverteidigungssystem im deutschsprachigen Raum. Als S.W.A.T.-Instructor bildet er international Angehörige von Militär und Polizei aus. Im Interview mit DZW-Redakteurin Evelyn Stolberg erklärte er, dass Frauen und Männer in Gefahrensituationen anders reagieren und dass ein Teamtraining für Arztpraxen wichtig ist.

Herr Draheim, Sie bieten in ihren Schulen Krav-Maga-Kurse nur für Frauen an. Warum?

Carsten Draheim: Es gibt Frauen, die fühlen sich sicherer, wenn sie erst mal nur mit anderen Frauen trainieren. Allerdings achten wir darauf, dass die Trainer in diesen Kursen männlich sind, denn Frauen werden im realen Leben von Männern angegriffen. Sie können sich also nur im Training mit Männern auf den Ernstfall vorbereiten. Wir empfehlen den Frauen deshalb nach etwa einem halben Jahr, in einen gemischten Kurs zu wechseln.

 

Eine Frau wehrt sich im Bus gegen einen Angreifer

Krav-Maga-Training auf engstem Raum: Eine Teilnehmerin wehrt sich im Bus gegen einen männlichen Angreifer. 

Frauen beim Krav-Maga-Training

Krav-Maga-Instructor Carsten Draheim gibt Tipps beim Training. 

Bezogen auf die Arztpraxis: Laufen eher die Helferinnen oder Zahnärzte Gefahr, Opfer von Übergriffen zu werden?

Draheim: Das kommt wirklich immer auf den jeweiligen Fall an. Es ist aber so, dass Frauen und Männer auf Gewalt und aggressive Menschen unterschiedlich reagieren. Frauen sind oft zu nett, Männer fühlen sich hingegen am Arbeitsplatz meistens völlig überrumpelt, wenn sie angegriffen werden. Ein großes Problem ist außerdem, dass männliche Patienten mit kleinem Ego ein Lächeln der Zahnarzthelferin häufig als Flirtversuch interpretieren. Die Frauen lernen bei uns deshalb auch, sich lautstark gegen unangenehme Patienten zu wehren, was außerhalb der Praxis ebenfalls nützlich sein kann. Denn es kommt durchaus vor, dass männliche Patienten ein „Nein“ nicht akzeptieren und nach Feierabend vor der Praxis auf die Mitarbeiterin warten.

Warum ist es wichtig, als Praxis-Team zu trainieren?

Draheim: Das Leben ist nicht planbar. Deshalb kann ein Vorfall mit einem übergriffigen Patienten vorne an der Rezeption oder im Behandlungsraum passieren. Wenn alle zusammenarbeiten, sich gegenseitig warnen, Hilfe holen oder einem möglichen Angreifer gegenüber gemeinsam sehr deutlich auftreten, ist das Team stärker als ein Einzeltäter. Damit das im Ernstfall unter Stress funktioniert, üben wir bestimmte Abläufe. Dabei lernen alle Mitarbeiter, dass zwar jederzeit etwas passieren kann, aber niemand alleine dasteht.

 

Frauen beim Krav-Maga-Training

Trainingssituation: Hier lernen Teilnehmerinnen eines Krav-Maga-Kurses, sich auch körperlich zur Wehr zu setzen.

Weitere Informationen unter www.krav-maga-institut.de