Forscher des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie (SIT) haben beliebte Tracker-Apps aus dem Google Play Store untersucht. Das Ergebnis: Keine einzige davon war sicher programmiert, alle hatten teils gravierende Schwachstellen.
Angreifer können die Sicherheitslücken ausnutzen, um Bewegungsprofile zu erstellen, Chats und SMS-Nachrichten zu lesen und Bilder anzusehen. Besonders brisant: Sie sind ebenfalls in der Lage, gleichzeitig Millionen von Nutzern anzugreifen, die diese Apps auf ihrem Smartphone installiert haben.
Mit Monitoring- oder Tracker-Apps können Smartphone-Nutzer überwacht werden. Beispielsweise nutzen Eltern eine solche App, um jederzeit zu wissen, wo sich ihre Kinder befinden oder welche Nachrichten und Bilder sie verschicken. Die Nutzung dieser Apps ist legal, sofern der oder die Ausspionierte damit einverstanden ist. Wissenschaftler des Fraunhofer SIT haben 19 legale Apps, die im Google Play Store angeboten werden, untersucht. Die Apps wurden laut Google mehrere Millionen Mal installiert. Insgesamt haben die Forscher 37 Sicherheitslücken gefunden.
Komplette Überwachung von Smartphones möglich
Die hochsensiblen Daten werden meist im Klartext auf einem Server abgespeichert, ohne durch korrekte Verschlüsselung abgesichert zu sein. „Wir mussten lediglich eine bestimmte Website aufrufen und einen Nutzernamen in die URL eingeben oder raten, um das Bewegungsprofil einer Person aufzurufen“, erklärt Fraunhofer-Projektleiter Siegfried Rasthofer, der gemeinsam mit der Fraunhofer-Hacking-Gruppe TeamSIK die Apps untersucht hat. Die Forscher fanden auf den Servern nicht nur Daten einzelner Personen, sondern konnten von allen Nutzern dieser Apps komplette Bewegungsprofile auslesen, die ungesichert auf einem Server gespeichert waren.
„Damit ist eine Echtzeitverfolgung von Tausenden Menschen möglich“, sagt Rasthofer. Über die unsicher programmierten Apps können Angreifer nicht nur Metadaten wie Aufenthaltsorte abrufen, sondern auch Inhalte wie SMS-Nachrichten und Bilder der überwachten App-Nutzer lesen und ansehen. „Damit ist eine komplette Überwachung möglich“, erklärt Stephan Huber, Mitglied von TeamSIK und Forscher am Fraunhofer SIT.
Darüber hinaus ist es den Wissenschaftlern gelungen, die Anmeldeinformationen der App-Nutzer auszulesen. Auch diese waren bei den meisten Apps unverschlüsselt gespeichert oder nur mit völlig ungenügender Verschlüsselung gesichert – das Team um Siegfried Rasthofer und Stephan Huber hatte bei einer App 1.700.000 Login-Daten gefunden.
Die Fraunhofer-Wissenschaftler haben die App-Anbieter sowie den Google Play Store über ihre Entdeckungen informiert. Zwölf der 19 untersuchten Apps sind inzwischen aus dem Play Store entfernt worden. Andere Anbieter hingegen haben gar nicht reagiert.