Es gibt morphometrische Studien, die zeigen geschlechterspezifische Dimorphismen in menschlichen Zähnen, beispielsweise werden die Zähne von Frauen als kleiner beschrieben. Die Deutsche Gesellschaft für geschlechterspezifische Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGGZ) wollte wissen, wie relevant diese Unterschiede für die zahnärztliche Praxis sind, und stieß dabei auf eine Untersuchung, die im März 2011 veröffentlicht wurde.
Eine Studiengruppe um Prof. Dr. Dr. Ralf J. Radlanski von der Charité Berlin hatte sich für die Frage interessiert, ob solche Unterschiede beispielsweise in der ästhetischen Restauration eine Rolle spielen – und auch, ob diese Unterschiede auf jeden Patienten zutreffen. Die Wissenschaftler untersuchten hier, ob sich das Geschlecht eines Individuums erkennen ließe, wenn ausschließlich die Frontzähne betrachtet würden. Geprüft wurde dies an 50 Aufnahmen der Frontzahnregion von Männern und Frauen im Alter zwischen sieben und 75 Jahren – unter Abdeckung der Lippenregion. Befragt wurden Zahnärzte, Zahntechniker, Zahnmedizin-Studierende sowie zahnmedizinisches Fachpersonal sowie 50 fachliche Laien.
Im Ergebnis zeigte sich insgesamt, dass das jeweils zutreffende Geschlecht oft nur in etwa 50 Prozent der Fälle erkannt wurde und in 50 Prozent der Fälle nicht. Zwar gebe es anthropologischen Untersuchungen zufolge in der Tat messbare morphometrische Unterschiede – selbige seien aber für das Auge selbst der Fachleute nicht eindeutig erkennbar. Während es Zahnstellungen gab, die zu mehr als 70 Prozent dem jeweiligen Geschlecht korrekt zugeordnet wurden, gab es andere, bei denen die Tester zu knapp 70 Prozent daneben lagen. Auch die Erwartungshaltung, Zähne von Frauen seien abgerundeter und die von Männern eher kantig, konnte nicht bestätigt werden. Auch haben, anders als die Testpersonen vermuteten, die Eckzähne hinsichtlich Form, Größe und Farbe keine Aussagekraft. „Unser Resümee,“ so Professor Radlanski: „ist daher: Es kommt in der Praxis allein darauf an, ob die Restauration zum Gesicht des Patienten passt – nicht aber, ob der Patient männlich oder weiblich ist. Erkennbar typische Männerzähne oder Frauenzähne gibt es nicht.“