Miguel Angelo Basalo ist ein junger ZTM, der die Herausforderung liebt und sich nicht vor neuen Projekten scheut. Viele kennen ihn vielleicht von seinem Dentalwelt Podcast - wenn nicht, wird es höchste Zeit. Denn wenn ihr versteht, was er damit versucht zu erschaffen, seid ihr ein Teil dieser Dentalwelt!
Doch bevor wir uns deinem Podcast zuwenden, wie bist du selbst in die Dentalwelt gekommen?
Also erstmal muss ich ganz weit vorne anfangen: Ich habe ganz normal die Schule gemacht und später eine Schule für Wirtschaft und Verwaltung besucht, da war ich gerade 18 Jahre alt. Ich konnte mit Wirtschaft und Verwaltung nichts anfangen und so kam es, dass ich ca. 256 unentschuldigte Fehlstunden sammelte. Und wen wundert es, ich blieb sitzen. Somit war die Schule für mich erstmal kein Thema mehr.
Ich fragte mich, wie es jetzt weitergehen soll und überlegte, was ich früher für Interessen hatte. Mein Opa ist Elektromeister, was mich wohl sehr geprägt hat, da ich so schon früh Berührungspunkte mit dem Handwerk hatte. Ich bin quasi zwischen Steckdosen und Kabeln aufgewachsen. Bei vielen kleinen Sachen konnte ich mithelfen und so wusste ich schnell, dass ich etwas handwerkliches erlernen will. Außerdem zeichnete ich immer sehr gerne, doch für einen Beruf in diese Richtung hat es nicht ausgereicht. Dann schaute ich mich im auditiven Bereich um und wollte Hörbücher aufnehmen – naja heute mache ich ja sowas ähnliches.
Nun musste ich nur noch einen Beruf finden, der das Kreative mit dem Handwerklichem verbindet.
So habe ich nur eine einzige Bewerbung geschrieben und abgeschickt. Ich bekam direkt meine Zusage und so begann meine Ausbildung als Zahntechniker. Das ist die Story.
Nun wissen wir, wie du Zahntechniker geworden bist. Du hast ziemlich schnell nach der Ausbildung deinen Meister gemacht. Wie kam es dazu?
Das war eine schnelle Entscheidung. Ich hatte nur zwei Optionen: Entweder setze ich mich in ein Labor und sammle Berufserfahrungen oder ich schreibe mich in der Meisterschule ein. Nun ist es so, dass ich mich ziemlich gut kenne und weiß, dass ich gerne sehr intensiv projektbezogen arbeite und da auch gute Resultate erziele. Siehe den Podcast. Natürlich ist es eine große Herausforderung, den Meister direkt im Anschluss an die Gesellenprüfung zu machen, jedoch eine gute Option um im „Dental-game“ mitzumischen und frischen Wind mit zu bringen. Mein Leben ist bestimmt von großen und kleinen Herausforderungen, denen ich mich jedes Mal aufs Neue gerne stelle. Ich habe keine Angst vorm Scheitern. Ich liebe es sogar, weil ich daran wachse.
Zudem hatte ich immer meinen Opa im Nacken, der selbst auch Meister ist und mir nahegelegt hat, es genauso zu tun.
Was war für dich die größte Hürde, als du dich in der Meisterschule eingeschrieben hast?
Ich hatte keinen Plan, wie ich eine siebengliedrige Brücke verblenden sollte. In der Gesellenprüfung musste man gerade einmal einen Dreier vestibulär verblenden, da kann man sich vorstellen, dass eine Vollverblendung ohne Berufserfahrungen, schon etwas anderes ist. Um die Prüfung zu bestehen, musste ich üben, so habe ich von 6 Uhr morgens bis 12 Uhr nachts das Schichten geübt. Hier war mein Ansporn nicht die schönste Verblendung hinzubekommen, sondern die Prüfung zu bestehen. Denn wie sollte man das sonst ohne Erfahrungen schaffen? Mein Notfallplan: Gute Freunde und Kontakte finden, die sich gegenseitig ergänzen und helfen. Jeder hat von jedem gelernt.
Nun hast du als 27-jähriger ZTM ja schon viel gesehen und erlebt. Was begeistert dich an der dentalen Welt?
Es ist ein „Mensch-zu-Mensch“ Geschäft. Denn man sollte nie vergessen, dass hinter jedem Menschen ein Patient steht, der mit der Hilfe eines dentalen Netzwerks, wieder lächeln kann.
Alle Beteiligten müssen miteinander sprechen, vom Zahntechniker bis hin zum Zahnarzt. Leider wissen die meisten nicht, wie viele Zahntechniker es wirklich gibt. Wenn man den Patienten fragt, wer hat ihren Zahnersatz gefertigt?!- Die Antwort ist meistens: Der Zahnarzt! Es wird also immer wichtiger, die menschliche Komponente einzubringen. Schließlich kaufen Menschen von Menschen und wir fühlen uns zu Menschen hingezogen, nicht zu den Arbeiten.
Du redest davon, dass die Beziehungen zueinander menschlicher werden sollen. Was genau meinst du damit? Hast du dafür ein Beispiel?
Es fängt schon beim Thema „Sales“ , bzw. „Kundensupport“ in deutschen Dentallaboren an, was leider oft vernachlässigt wird. Denn das ist was ich mit der menschlichen Komponente meine. Ich hatte einen Gast aus den USA in meinem Podcast und er erzählte mir, dass in den USA jedes Labor eine eigene Sales-Abteilung hat. Die Mitarbeiter fahren zu den Zahnärzten und betreiben Akquise.
Sie repräsentieren das Dentallabor, zeigen mit welchen Maschinen gearbeitet wird und heben deren Alleinstellungsmerkmal hervor. Nicht aufdringlich, wie man sich den typischen Verkäufer vorstellt, aber einfach um ein freundliches und gewohntes Gesicht zu haben, welches ein Kunde dem Dentallabor zuordnet. Ein Ansprechpartner für gemeinsame Herausforderungen eben.
Frei nach dem Motto, „Hallo hier sind wir, schau was wir anbieten, vielleicht finden wir beide ja zusammen. Da kann sowohl online als auch offline passieren. Ich betone es immer wieder. „Mensch zu Mensch“. Deshalb lieben Instagram user persönliche Beiträge. Eine schöne Krone posten kann jeder, sich authentisch zu zeigen erfordert Mut, den viele nicht haben. Da haben die Amerikaner uns einiges voraus. Wir stellen zwar den besseren Zahnersatz her, die Amerikaner verkaufen ihn jedoch besser. Mit „menschlicher“ ist zudem gemeint, dass sich die Dentalwelt auf Augenhöhe unterhält. Niemand ist besser oder schlechter als der andere. Ein Patient hat das Recht ernst genommen zu werden, der Behandler und die Zahntechniker sollten Hand in Hand arbeiten. Auch Bitte und Danke zu sagen, halte ich für selbstverständlich.
Nun wissen wir, wie du ZTM geworden bist und was dich an der Zahntechnik begeistert. Aber welcher Bereich liegt dir persönlich am besten?
Handwerklich betrachtet das Thema CAD/CAM! Ich bin tendenziell eher in der Lage digital zu arbeiten, deswegen begeistert mich das Thema Podcast auch so sehr. Für mich wird daher auch der Bereich digitale Funktionsdiagnostik super interessant. Das Digitale sollte mit funktionellem Zahnersatz verknüpft werden und darin sehe ich meine Stärke. Verknüpfen ist meine Stärke. Ich habe zwar weniger handwerkliche Erfahrung als ein langjähriger Zahntechnikermeister und dazu stehe ich auch, dafür verstehe ich die neuen Spielregeln in diesem Spiel.
Handwerkliche Erfahrung kann man als ZTM sammeln, einkaufen oder digitalisieren.
Es arbeitet auch nicht nur ein Mensch in einem Labor. Zum Meister sein gehört auch sich in Demut zu üben und von anderen Menschen zu lernen. Das kann auch ein Azubi sein, der mich auf etwas aufmerksam macht.
Für das Thema Marketing und Vertrieb braucht man jedoch mehr Fingerspitzengefühl, als wenn man Keramik schichtet. Ich kenne viele bessere Zahntechniker als mich selbst, dafür weiß ich mit Menschen umzugehen, fühle was sie bewegt und was sie brauchen. In Zeiten von Fachkräftemangel, wird es zukünftig Gold wert sein, Mitarbeiter zu finden, zu führen und zu begeistern.
Das klingt ja, als ob du nur digital unterwegs bist. Ist das so?
Nein, mir macht auch das Schichten Spaß und man merkt, dass es auf jeden Fall eine Übungssache ist. Ich würde mich jetzt nicht als sehr guten oder guten Keramiker bezeichnen, aber ich bekomme eine Schichtung ordentlich hin. Es gibt so viele Zahntechniker und damit auch sehr gute Keramiker, vor denen ich den Hut ziehe. Aber von denen hat man dann meistens noch nie etwas gehört, da viele sich nicht trauen ihr Können nach außen zu tragen. Sie tragen es nicht nach außen, weil viele Menschen Angst vor der Ablehnung haben.
Digital ist für dich, wie man merkt ja nichts Neues. So bist du auch auf mehreren Social-Media Accounts, wie z.B. Instagram unterwegs. Wie kamst du auf den Namen deines Instagram-Accounts?
Ich beende meine Podcasts immer mit den Worten: Ihr findet mich auf Instagram unter den Namen ZahnArt, das ist wie Zahnarzt nur ohne „Z“. – Der Name ist super einfach zu merken und das war auch eigentlich der Grund, warum ich meinen Instagram-Account so genannt habe. Zudem besteht es aus zwei Wörtern „Zahn“ und „Art“ (englisch für Kunst) und damit ist ganz klar die Zahntechnik gemeint. Wir Zahntechniker sind die Künstler im Handwerk.
Du warst bei der Namenswahl deines Instagram-Accounts sehr kreativ. Ist es dir schwergefallen, einen passenden Namen für deinen Podcast zu finden?
Voll! Ich hatte so viele verschiedene Namen im Kopf: „Dentlemans Podcast“ oder auch „Dentalworld Podcast“, um nur zwei zu nennen. Aber die beiden Namen waren zu international.
Dann bin ich zum Anfang gegangen: Wir bewegen uns alle in der Dentalwelt, egal ob Zahntechniker, Zahnarzt oder ZFA. Meinen Podcast nur „Dentalwelt Podcast“ zu nennen ist schon stumpf, aber stumpf ist bekanntlich Trumpf und eingängig. Der Name war also gefunden.
Der Name für deinen Podcast stand fest, aber wie bist du an deine ersten Podcast-Gäste gekommen?
Größtenteils über mein Offline-Netzwerk. Hierbei waren die zwei Jahre, in denen ich in einer Dentalindustrie gearbeitet habe und dadurch viele Leute und Labore kennenlernte, ein großer Vorteil. Die Dentalwelt ist bekanntlich ein kleines Dorf: Jeder kennt einen, der wieder einen kennt und so weiter. Genau dieses Netzwerk habe ich genutzt, um mir meine ersten Podcast-Gäste zu sichern. Ich hatte einen Gast initialisiert und daraufhin sind zwei neue Podcasts entstanden. Einfach nur durch Kontakte in der Dentalwelt. Mittlerweile bin ich an dem Punkt, dass ich nicht mehr schauen muss, wen interviewe ich, sondern wen zuerst! Es ist jedoch super schwierig einen Dentalwelt Podcast zu erschaffen, der meinen Ansprüchen gerecht wird. Ich habe nichts, woran ich mich orientieren kann. Ich mache Dinge einfach. Vielleicht macht ich auch öfter Fehler, aber einer muss es vor machen, damit andere daraus lernen können.
Erreichen dich durch deine Podcasts auch fachliche Fragen?
Mich schreiben junge Menschen an, die nach Tipps für die Ausbildung oder Meisterschule fragen. Zum Beispiel: Wie sich die Ausbildung etwas angenehmer gestalten lässt, wie man besser durch die Prüfung kommt oder worauf man sich allgemein vorbereiten kann. Ganz aktuell durch die Corona Krise, unterrichte ich einzelne Meisterschüler kostenlos via Videochat. Das hat sich ergeben, weil das Fachgespräch als Teil der Meisterprüfung vor der Tür steht. Hier gab es deutlich Nachholbedarf.
Fragen wie, „was kommt auf mich zu, wie präsentiere ich meine Meisterarbeit und warum ist das so wichtig, erreichen mich aktuell täglich“
Wenn ich dann mal keine Antwort auf eine bestimmte Frage habe, greife ich auf mein Netzwerk zurück. Denn so ist es gedacht: Eine große Dentalwelt, in der man sich unterstützt und austauscht.
Der Zahntechniker hat immer eines zu wenig - Zeit! Da stellt sich doch die Frage: Wie zeitintensiv ist es, eine Podcast-Folge aufzunehmen?
Ehrlich gesagt, habe ich das total unterschätzt. Ich dachte eigentlich, man nimmt sich ein Mikro, ruft die Leute an und quatscht ein bisschen. Da sag ich nur: Falsch gedacht!
Ich muss mir zuvor genau überlegen, wer da vor mir sitzt und was mein Gegenüber am Ende von diesem Podcast hat und wie können die Zuhörer von dem Podcast profitieren?
So muss ich bestimmt zwei Stunden investieren, um mir konkrete Fragen zu überlegen, die ich vorab meinem Gast zuschicke. Derjenige hat dann Zeit, sich zu überlegen, ob die Fragen zu beantworten sind, ob er sie beantworten möcht oder ob noch etwas ergänzt bzw. abgeändert werden soll. Die Vorbereitungszeit ist also schon ein riesiger Zeitfaktor. Zusätzlich muss ich die Umstände abklären, wie ich den Podcast am besten aufnehmen kann. Gibt es zum Beispiel Zeitverschiebungen? Dann kommen meistens noch 1-2 Stunden Nachbearbeitung für die Audioqualität obendrauf, sodass eine Folge oft mit einem ganzen Arbeitstag gleichzusetzen ist. Und den Podcast hatte ich nur nebenbei gemacht. Also konnte ich viele Dinge entweder nur am Wochenende oder spät abends machen.
Bei deinen Aufnahmen spielt ja auch immer das „Wie“ eine große Rolle. Vor allem wenn es um die Tonqualität geht. Wie hast du das gelöst?
Das ist ganz unterschiedlich. Wenn es sich beispielsweise um einen Kontakt handelt, der für mich auch offline bzw. privat ist, fahre ich auch gerne selbst mal hin. Das ist natürlich noch viel zeitintensiver als ein Videocall, aber wenn es möglich ist, warum nicht.
Wenn meine Podcast-Gäste jedoch kein Mikro oder keine Kopfhörer zum Interviewen benutzen, sondern nur den Lautsprecher des Laptops verwenden, dann war das immer so eine Sache mit der Tonqualität. Die Lösung war einfach: Ich bestellte mir ein Großmembranen-Mikrofon. Dieses Mikrofon wird jetzt von Gast zu Gast durch ganz Deutschland geschickt. Hierbei schickt jeder Gast es selbst an den nächsten weiter. Nun fehlen nur noch die coolen Reiseaufkleber…
Jetzt hast du ja bereits viele Podcast-Folgen mit spannenden Menschen aus der Dentalwelt aufgenommen. Was ist dein persönliches Ziel mit deinem Podcast und wie geht es damit weiter?
Die nächsten zwei Monate lege ich meinen Fokus auf meinen Podcast, Social-Media-Marketing und dem Thema Funktionsdiagnostik.
Mein Herzenswunsch ist es, Wissen und Erfahrung an die nächste Generation und allen in der dentalen Welt, weiterzugeben und alle damit zu unterstützen. (Nicht nur mein Wissen und meine Erfahrung. Generell teilt jeder Interviewgast seine ganz persönliche Geschichte. Ohne die Interviewgäste, wäre der Podcast ein langweiliger Monolog. An dieser Stelle danke ich jedem Interviewgast für seine Zeit. Ganz besonders denen, die ganz am Anfang darauf vertraut haben, dass daraus eine runde Sache wird.)
So ist auch mein Podcast entstanden. Demnächst werde ich YouTube-Videos zum Thema Zahntechnik produzieren, in denen ich erkläre, wie z.B. ein Kiefergelenk funktioniert, wie ein Kiefergelenk aufgebaut ist und wie die Muskulatur sich verhält. Das Ganze soll ausbildungsunterstützend gesehen werden, denn so etwas gibt es noch nicht.
Ich finde es sehr wichtig, dass das digitale Arbeiten auch in der dentalen Welt nicht vergessen wird.
YouTube ist für mich ein Medium von vielen. Hier muss man sich etwas trauen, denn es werden wahrscheinlich nicht nur positive Zusprüche von außen kommen. Der ein oder andere alteingesessene ZTM wird wohl hier und da einen Fehler finden, doch da muss man drüberstehen, die Kritik annehmen und das Beste draus machen.
Allerdings ist mein Anspruch an dieser Stelle, vorrangig die junge Generation abzuholen und dafür zu sorgen, dass sie sich gut aufgehoben fühlen oder gegebenenfalls auch Nachwuchs für unser Handwerk begeistert wird. Ich habe nämlich den Eindruck, dass die Zahntechnik immer etwas unter dem Radar liegt. Deshalb ist es mir, als Zahntechnikermeister, besonders wichtig dieses Thema zu pushen und darauf aufmerksam zu machen.
Wir, in der dentalen Welt, sind zwar etwas anders, aber das ist auch gut so.
Vor allem müssen wir uns trauen anders zu sein. Wie langweilig wäre die Welt, wenn alle Menschen gleich wären ? Unsere Persönlichkeit ist, was uns voneinander unterscheidet.
Jetzt Reinhören!
Vielen fällt das Zuhören schwer, doch der 27-jährige ZTM Miguel Angelo Basalo macht es einen ganz einfach! Wer jetzt Lust auf mehr bekommen hat, findet den Podcast auf den gewohnten Kanälen: Spotify, itunes, bzw. podcasts.apple.com,… je nach dem was ihr benutzt. Und natürlich auch auf Instagram unter @Zahnart.
Viel Spaß beim Zuhören.