Anzeige

Dentin-Exposition durch falsches Putzen

Als der Patient vor sechs Monaten die Praxis Lieblings-Zahnarzt in Köln besuchte, war er bereits seit mehreren Jahren bei keinem Zahnarzt Praxis mehr gewesen. Bei der Erstuntersuchung war der Verlust der Schmelzareale deutlich, was dem Patienten persönlich unverständlich erschien, da er eine lange Zeit keine Veränderungen feststellte und der Prozess nur langsam verlief. Zudem konsumierte er, laut eigener Aussage, keine säurehaltigen Früchte oder Getränke und putze anschließend die Zähne. Auch Reflux oder organische Erkrankungen wurden verneint.
Nachdem die Schmelzareale im Laufe der Zeit großflächiger erodiert waren und das Dentin großflächig exponiert war, Schritt der Zustand der Erosion somit zügiger voran. Im letzten halben Jahr fand damit eine deutlich schnellere Erosion statt, welche auch merklich sichtbar für den Patienten war. Das beunruhigte den Patienten und bewog ihn dazu die Praxis aufzusuchen und sich zahnärztlichen Rat einzuholen.

Ausgangssituation

Pat., männlich, bukkale und vestibuläre Schmelzauflösung in einem Zeitraum von 6 Monaten, oral kein oder nur wenig Schmelzverlust. Nach Befragung gab er an, Raucher zu sein, aber weder verstärkt Cola- oder andere säurehaltige Getränke zu sich zu nehmen. Reflux sowie Bulimie und Drogenmissbrauch konnten auch ausgeschlossen werden. Zehn Jahre lang Verwendung handelsüblicher Zahncreme, nach eigener Aussage kein (Zahn-)Putzzwang.
Die allgemeinen medizinischen Untersuchungen sowie eine toxikologische Untersuchung blieben ohne Befund. Nach Rücksprache mit den Vorbehandlern wurde dem Patienten bestätigt, dass er aufgrund von Bruxismus zervikal-vestibulär Schmelzareale verloren hatte.

Die gelbliche exponierte Dentinstruktur sowie die Verfärbung durch Kaffee und Nikotin versuchte der Patient durch Putzen zu entfernen. Die Schmelz- und Dentinerosion fand dann zusätzlich zu den durch Bruxismus delaminierten Schmelzstrukturen durch sogenannte Weißmacher-Zahncreme und falsches Putzen über einen sehr langen Zeitraum von zehn Jahren statt.

Durch die lange zahnärztliche Abstinenz des Patienten nahmen die Dinge ihren Lauf. Der Zustand wurde vom Patienten erst dann als beunruhigend empfunden, als dieser in einen kurzen Zeitraum sichtbar wurde, sozusagen im Zeitraffer stattfand.

Therapie

Zuerst fand nach der Anamnese eine ausgiebige Fotodokumentation und Erstellung von Situationsmodellen nebst Registrierung zur dreidimensionalen Beurteilung statt. Der nächste Schritt war dann die Erstellung einer Test- und Sollsituation als digitales Wax Up. Nach dem digitalen Wax up (das Design wurde mit der 3shape-Designsoftware durchgeführt) wurde ein Modell im 3-D-Druckverfahren mit dem 3-D-Drucker NextDent 5100 erstellt.

Auf den 3-D-gedruckten Modellen wurde je ein Silikonindex mit der Sollsituation als Mock-up-Hohlform hergestellt. Im digitalen Wax-up wurde eine leichte Bisshebung der verlorengegangenen Schmelzareale und eine ideale Stellungs- und Bisssituation erarbeitet und mit den Silikonindizes und Provisorienkunststoff Luxatemp DMG A2 auf die Ist-Situation übertragen. Mit dieser Vorgehensweise konnten dann Behandler, Patient und Zahntechniker die Planung kontrollieren und der Patient die geplante Restauration zur Probe tragen.

ALLE FUNKTIONSBEREICHE WURDEN MONOLITHISCH GESTALTET, DER ÄSTHETISCHE BEREICH VON 15 BIS 25 VESTIBULÄR VERBLENDET

Nachdem alles zur allgemeinen Zufriedenheit war und alle funktionellen Aspekte berücksichtigt wurden, entschied sich der Patient, dass er nach Freigabe durch die PKV die Restauration nach Mock-up wünscht. In den nächsten Sitzungen wurden alle Zähne präpariert, abgeformt und registriert. Die provisorische Versorgung erfolgte mit den Silikonindizes, so konnte sich der Patient schon an die neue Restauration gewöhnen. Die Restauration erfolgte mit Zirkonkronen, alle Funktionsbereiche wurden monolithisch gestaltet und der ästhetische Bereich von 15 bis 25 vestibulär verblendet. Als Gerüstwerkstoff kam das neue Shofu-Supra-Gerüst-Material mit drei Biegefestigkeits-Flexstufen und fünf Transluzenzschichten zum Einsatz.

  • Zervikal (1 Schicht) 3Y-PSZ mit einer Festigkeit von ca. 1.454 MPa
  • Body (3 Schichten) 4Y-PSZ mit einer Festigkeit von ca. 1.163 MPa
  • Schmelz (1 Schicht) 5Y-PSZ mit einer Festigkeit von ca. 1.034 MPa

Eingliederung

In der nächsten Sitzung erfolgte eine Gerüstanprobe der Zirkonstrukturen zur Kontrolle der Randgenauigkeit und der Funktionsüberprüfung im okklusalen Nahbereich. Nach minimalen Korrekturen wurde die Restauration von 15 bis 25 vestibulär (ästhetischen Bereich) mit der Verblendkeramik Shofu Vintage ZR verblendet. Eingegliedert wurden die Kronen mit Kuraray Panavia V5.

Die Arbeit ist im Team mit Praxis Lieblings-Zahnarzt in Köln, Dr. Nadine Holzer, und dem Team der Dental Studio Sankt Augustin GmbH entstanden.