Hannelore König ist Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e. V. (vmf), der am 10. Januar 1963 in Brauchschweig als Berufsverband der Arzthelferinnen e. V. gegründet wurde. Sie vergleicht: „Vor 60 Jahren gab es noch die Sprechstundenhilfen mit Familienanschluss und einem Aufgabenbereich, der von Putz- bis Laborarbeiten, von privaten Besorgungen für den Chef bis zu anspruchsvollen Assistenztätigkeiten reichte. Schon 1965 haben es unsere Gründungsfrauen geschafft, gemeinsam mit den Sozialpartnern aus dem Anlernberuf einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf zu entwickeln.
Mehr als 50 Jahre später sind Medizinische Fachangestellte eine wichtige Säule im ambulanten Gesundheitswesen, ohne die keine Arztpraxis funktioniert. Unser Verband hat durch sein Wirken in der Bildungspolitik zu dieser positiven Entwicklung wesentlich beigetragen. Und das gilt auch für die anderen drei von uns vertretenen Berufe – die Tiermedizinischen und die Zahnmedizinischen Fachangestellten, die seit 1981 bei uns ihre berufspolitische und gewerkschaftliche Heimat gefunden haben, sowie die angestellten Zahntechnikerinnen und Zahntechniker, die seit 2010 bei uns Mitglied werden können.“
Erster Tarifvertrag für Zahnarzthelferinnen
König erinnert auch an die tarifpolitischen Leistungen des Verbandes: Bereits 1969 gelang es, den ersten Tarifvertrag für Arzthelferinnen abzuschließen, 1982 folgte der erste Tarifvertrag für Zahnarzthelferinnen und 1987 der erste für Tierarzthelferinnen. Für MFA und TFA existieren seitdem bundesweite Tarifverträge, für ZFA nur regionale.
Zum Aufgabenspektrum des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V. zählen zudem die Rechtsberatung und -vertretung der Mitglieder, die Arbeit in den Berufsbildungs- und Prüfungsausschüssen sowie das aktive Engagement in verschiedenen Organisationen und Gremien auf Bundes- und Landesebene – für die Berufsangehörigen und die Sicherheit der Patientinnen und Patienten.
Situation verbessern
Damals wie heute ist es das Ziel des Verbandes, die Situation der Kolleginnen und Kollegen zu verbessern. „Allerdings müssen wir feststellen, dass sich die Arbeitsbedingungen in allen vier Berufen besonders seit Beginn der Pandemie und der seit letztem Jahr steigenden Inflation zunehmend verschlechtert haben. Als Antwort auf die hohe Arbeitsbelastung bei unterdurchschnittlichem Gehalt verlassen immer mehr Berufsangehörige, vor allem MFA und ZFA, ihren Job, nimmt der Fachkräftemangel stetig zu und wirkt sich unmittelbar auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten aus“, so Hannelore König weiter:
Deutliches Alarmsignal, das nicht überhört werden darf
„Für uns ist das ein deutliches Alarmsignal, das nicht überhört werden darf. Ohne mehr Wertschätzung und Anerkennung der Leistung unserer Berufsangehörigen von Seiten der Politik steht das Gesundheitswesen vor dem Kollaps.“ Nicht nur die finanziellen Strukturen in den Krankenhäusern seien überholt, auch die im ambulanten Gesundheitswesen. Die Leistungen der MFA und ZFA müssten endlich berücksichtigt werden und ausgehandelte Tarifverträge direkt in die Honorarverhandlungen einfließen, fordert die vmf-Präsidentin. Dass dies möglich sei, zeige die Novellierung der Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte, durch die eine 19-prozentige Gehaltserhöhung für TFA vereinbart werden konnte. „Daran muss die Politik anknüpfen. Es gilt, junge Frauen und Männer dafür zu begeistern, dass sie diese tollen Berufe erlernen und echte Karrierechancen darin sehen, die ihnen und der Gesellschaft Nutzen bringen. Der Verband medizinischer Fachberufe e.V. wird sich auch in den nächsten Jahrzehnten dafür einsetzen.“
Titelbild: babimu - stock.adobe.com