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Wiederholte Einschätzung des individuellen Risikos erforderlich

Frau am Laptop

Befundevaluation … und nichts als die reine parodontale Wahrheit!

Die Befundevaluation ist mehr als nur die Dokumentation einzelner parodontaler Befunde  – es handelt sich vielmehr um eine qualifizierte und systematische Analyse, auf deren Ergebnis und Bewertung die langfristige Therapie individuell ständig angepasst wird. Dies ist von besonderer Bedeutung, da Parodontalerkrankungen verschiedene Krankheitsverläufe und Schweregrade haben.

Insbesondere die Komplexität der Parodontitis macht eine umfangreiche Befunderhebung und eine umfassende, wiederholte Einschätzung des individuellen Risikos erforderlich.

Grundsätzliches zur Evaluation

Im Ramen der parodontalen Befunderhebung wird unter Evaluation die Erfassung und Bewertung der Befunde und die Analyse der Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen verstanden. Weitere Aspekte die eine Rolle spielen sind die Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit.

Die Evaluation dient also der rückblickenden Wirkungskontrolle unserer Therapie, der vorausschauenden Steuerung und dem Verständnis von Situationen und Behandlungs-Prozessen. Anhand der Evaluationsdaten können untersuchte Prozesse angepasst und optimiert werden.

Effizienz von Evaluationen

Evaluationen stehen hinsichtlich ihrer Effizienz im Spannungsfeld zwischen Aufwand und Nutzen. Die Frage stellt sich, wann kann man von einem „vernünftigen Verhältnis“ sprechen. Unbestreitbar dürfte der Vorteil von qualitativ hochwertigem Datenmaterial und somit“ … nichts als die reine Wahrheit sein“.

Mit den neuen Positionen in der neuen PAR-Richtlinie dürfte das Pendel in Richtung Effizienz ausschlagen. BEVa und BEVb sind jetzt mit 37,28 Euro abrechenbar. (Basierend auf dem PAR-Punktwert der Kassengruppe 1/Primärkassen in Niedersachsen – 1,1650 Euro, Stand 3. 6. 21)  

BEVa und BEVb

Wenn das parodontale Gewebe abgeheilt ist, soll die individuelle Reaktion der Patienten auf die  Maßnahmen der bisherigen Therapie  bewertet werden. Mit den evaluierten Daten kann der Erfolg der Maßnahmen beurteilt und weitere Therapiemaßnahmen besser geplant werden.

Die Leistungen kommen sowohl im Anschluss der antiinfektiösen Therapie (AIT) als auch im Anschluss an die chirurgische Therapie (CPT) in Betracht. Dementsprechend wurden zwei Positionen geschaffen: Die BEVa wird nach drei bis sechs Monaten nach der AIT und die BEVb nach weiteren drei bis sechs Monate nach CPT durchgeführt. Diese Aufteilung dient der Nachvollziehbarkeit der jeweiligen Häufigkeiten zum Zweck der Auswertung. Beide Positionen sind allerdings mit 32 Punkten gleich bewertet.

Sollte keine chirurgische Maßnahme geplant sein, kann die erste UPT auch mit der BEVa zusammen in einem Termin geplant werden – wird eine CPT geplant, so wird die erste UPT zusammen mit der BEVb durchgeführt. Da dann der Zeitraum so zur ersten UPT unter Umständen sehr lang werden könnte, wäre es zu überlegen, ob nicht zwischendurch eine präventive parodontaltherapeutische Sitzung (PPT) als Selbstzahlerleistung sinnvoll ist, um den Erfolg der Behandlung nicht zu gefährden.

Welche Befunde müssen erhoben werden?

Wiederkehrende und vergleichebare parodontale Befunderhebungen sind die Grundlage für Verlaufskontrolle und  Therapie. Folgende Befunde sollten systematisch in der BEVa und BEVb erhoben werden:

Sondierungstiefen-Messung an sechs Stellen pro Zahn

Liegt die Sondierungstiefe zwischen zwei Millimetermarkierungen, wird der Wert auf den nächsten ganzen Millimeter gerundet. Warum nun sechs Messpunkte? In der Richtlinie stehen nur zwei Messpunkte – stimmt! Allerdings erhalten wir mit sechs Messpunkten pro Zahn eine bessere Übersicht zur parodontalen Situation. Pathologisch vertiefte Taschen von mehr als 4 mm und Blutung auf Sondierung (BOP+) oder ab 5 mm weisen auf eine subgingivale Entzündung hin und müssen in den UPT-Sitzungen nachinstrumentiert werden. Die Abrechnungspositionen dafür sind UPTe und UPTf. Deshalb erlauben die sechs Messpunkte eine genauere Therapie in der 4. Therapiephase.

Bluten auf Sondierung BOP (Bleeding on Probing)

Erhoben wird hier der Anteil der Stellen in Prozent an 6 Stellen pro Zahn, die bei der Sondierung des Sulkusbodens geblutet haben. Dieser Wert ist das Maß für die subgingivale Entzündung. Zu berücksichtigen ist dabei, dass die Blutungsneigung bei Rauchern signifikant vermindert ist.

Parodontaler Knochenabbau/Alter

Die Knochenabbau in Relation zum Lebensalter weist als Indikator auf eine erhöhte Progression hin.

Zahnbeweglichkeit

Grad 0 – normale Zahnbeweglichkeit
Grad I – gering horizontal (0,2 mm bis 1 mm)
Grad II – moderat horizontal (mehr als 1 mm)
Grad III – ausgeprägt horizontal (mehr als 2 mm) und in vertikaler Richtung

Furkationsbefall (sondierbar mit einer Nabersonde)

Grad 0 - keine Furkationsbeteiligung sondierbar
Grad I – bis 3 mm in horizontaler Richtung sondierbar
Grad II – mehr als 3 mm in horizontaler Richtung, jedoch nicht durchgängig sondierbar
Grad III – durchgängig sondierbar

Umsetzung in der Praxis mit digitaler Unterstützung

Evaluation ist nicht gleich Evaluation und abhängig von den eingesetzten Instrumenten in Relation zum Zeitaufwand.
Mit der neuen Richtlinie ist viel Neues auf die Praxen zugekommen und stellt das Team auch vor zeitliche Herausforderungen.
Den Knochenabbau-Index in Beziehung zum Alter des Patienten dokumentieren? Viel Neues, das jetzt in die Abläufe integriert werden muss. Das ruft förmlich nach digitaler Unterstützung.

Mit Blick auf das zuvor beschriebene Spannungsfeld ist eine digitale Unterstützung sinnvoll. Um einerseits den zeitlichen Aufwand zu begrenzen und andererseits gleichzeitig eine qualitativ hochwertige Datenerhebung zu gewährleisten. Ganz nebenbei steht damit ein Marketing-Tool zur Verfügung, wenn dem Patient seine Befunde zum Beispiel auf dem iPad gezeigt werden.

Ein praxistaugliches und weit verbreitetes Programm ist der ParoStatus.de. Das Programm wurde von Fachleuten entwickelt – Dentalhygienikerinnen, Zahnärzte, Zahnmedizinische Prophylaxe-Assistentinnen, Fachgesellschaften und Professoren haben zusammengearbeitet, um zum einen aktuellste wissenschaftliche Erkenntnisse einfließen zu lassen und zum anderen, auch immer den Nutzen für Patient und Praxis im Blick zu behalten.

Ganz neu ist die Integration der neuen PAR-Therapiestrecke, um den Praxen die größtmögliche Unterstützung in dieser Situation zu bieten. Die Software enthält eine Vielzahl von Tools, unter anderem Vergleichsmodule, leicht verständliche Grafiken und Schaubilder, die mit einer integrierten Vergrößerungsfunktion bei vielen Patienten ein „Aha-Erlebnis“ auslösen.

Einige Vergleichsmodule integriert

Für die Befundevaluation sind im ParoStatus-Programm einige Vergleichsmodule integriert. So können zwei PAR-Aufzeichnungen nebeneinander angezeigt werden. Die Anzeigen sind dabei verknüpft. Ein Fokusfeld im linken Status wird gleichzeitig mit einem Fokusfeld im rechten Status bewegt. So können Unterschiede leichter erkannt werden und mit dem Patienten besprochen werden. Eine zusätzliche, synchronisierte Vergrößerungsfunktion erleichtert den Blick für Details. Außerdem können Entzündungsflächen oder zusammenfassende Donutdiagramme nebeneinander projiziert werden.

Für die Praxis sind die Grafiken zur Einstufung des Patienten und die Vergleichsmodule wichtig und sinnvoll, denn die alte Weisheit, dass Bilder mehr sagen als tausend Worte, hat immer noch Gültigkeit. Es ist toll für die Patienten und auch für uns als Behandler, wenn bei der Reevaluation der Patient im ParoStatus als „erfolgreich behandelt“ eingestuft wird – eine bessere Motivation das folgende Recall für die UPT einzuhalten gibt es nicht! … und dem Spannungsfeld wird auch Rechnung getragen

Fazit

Befundevaluationen enthalten wichtige Daten und kommen der „reinen parodontalen Wahrheit“ sehr nahe. Vergleiche, Verläufe können digital dargestellt werden und so eine personalisierte Therapie gewährleisten. Mit digitaler Unterstützung gelingt es eher, den Patienten zu informieren und motivieren, dem Präventions- und PA-Konzept in der Praxis treu zu bleiben.

Sylvia Fresmann