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Prof. Dr. Alfred Kantorowicz erhält ein Ehrengrab

Der 1880 im preußischen Posen geborene Kantorowicz hatte – nach seiner Promotion 1905 in Freiburg und seiner Habilitiation 1912 in Göttingen –1918 an der Bonner Friedrich-Wilhelms-Universität die erste ordentliche Professur für Zahnmedizin übernommen und sich vor allem für die Idee der Prophylaxe eingesetzt. So schickte Kantorowicz beispielsweise die erste mobile Zahnklinik über Land zu den Schulkindern. Auf ihn geht das sogenannte Bonner System der Schulzahnpflege zurück, womit er zu den Wegbereitern der modernen Schul- und Jugendzahnpflege gezählt werden kann.

Prof. Dr. Alfred Kantorowicz

Ein Pionier der Zahnheilkunde: Prof. Dr. Alfred Kantorowicz (1880–1962)

Kieferorthopädie wird Versorgungsdisziplin

Bekannt wurde Kantorowicz durch sein Werk „Klinische Zahnheilkunde“ (1924), er machte sich darüber hinaus aber auch mit seinen Untersuchungen zu rachitischen Störungen im Säuglingsgebiss sowie Kieferdeformierungen bei behinderter Atmung einen Namen. Damit leistete er einen wichtigen Beitrag dazu, das Fach Kieferorthopädie zu einer Versorgungsdisziplin für alle Bevölkerungsschichten zu machen.

Von Bonn nach Istanbul

Von 1919 bis 1933 war der Zahnmediziner Mitglied des Bonner Stadtrats für die SPD. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde er 1933 verhaftet und in das Konzentrationslager Börgermoor gebracht. Nach seiner Freilassung – unter anderem auf Intervention des schwedischen Königshauses – floh er im selben Jahr mit seiner Familie in die Türkei nach Instanbul, wo er bis 1948 lebte. Auch dort etablierte er sein „Bonner Modell“ der schulzahnärztlichen Untersuchung und Behandlung. 1935 fertigte er in Istanbul eine Ober- und Unterkieferprothese für den Schah von Persien an.

Nach seiner Rückkehr aus dem Exil 1950 verhinderte ein Herzinfarkt seine Wiedereinstellung als Direktor der Zahnklinik. Er nahm stattdessen eine Stelle im Innenministerium an. 1955 verlieh ihm die Universität Bonn die Ehrendoktorwürde der medizinischen Fakultät. Kantorowicz starb am 6. März 1962 in Bonn.