Prof. Dr. Dr. Robert Sader hilft Kleinstkindern und Erwachsenen weltweit mit seiner hochmodernen Operationsmethode. Er setzt sich zudem für die Medizinstudierenden ein, damit sie Schwachen und Bedürftigen helfen können. Als akademischer Botschafter und Brückenbauer ist Prof. Sader für deutsche Wissenschaft und Bildung unterwegs. Unter anderem hierfür erhält Prof. Dr. Sader den Verdienstorden 1. Klasse.
Univ.-Prof. Prof. h.c. mult. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. med. habil. Robert Sader, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Frankfurt, erhielt am 24. August 2023 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1. Klasse, besser bekannt als Bundesverdienstkreuz. Unzähligen Kindern, die mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geboren wurden, konnte er weltweit mit seiner besonders schonenden Methode helfen. Er gibt Menschen ein Gesicht zurück und macht auch deren Eltern glücklich. „Wenn ich das Gesicht eines Menschen operiere, muss ich ganz besonders auf dessen Seele und die seiner Eltern achten“, bringt es Prof. Dr. Sader auf den Punkt. Die Ehrung basiert auch auf seiner persönlichen Haltung, stets uneigennützig für das Gemeinwohl in Frankfurt, in Deutschland und für Deutschland im Ausland tätig zu sein. Die Goethe-Universität Frankfurt bezeichnet ein solches Wirken als Third Mission.
Versorgung auch ohne Krankenversicherung
Zusätzlich zu diesem Engagement in der Krankenversorgung setzt sich Prof. Dr. Sader mit großer Hingabe für die Medizin- und Zahnmedizinstudierenden der Goethe-Universität ein. Als Studiendekan von 2009 bis 2020 widmete er sich nicht nur ihren Anliegen und Interessen. Er initiierte 2014 ebenso die sogenannte Studentische Poliklinik in enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Frankfurt, das aufgrund des Einsatzes von Prof. Dr. Sader bis heute das einzige deutsche Gesundheitsamt ist, das als akademische Lehreinrichtung eines medizinischen Fachbereichs, hier der Goethe-Universität, akkreditiert ist. „Mit der Verwirklichung dieser karitativen Idee ist es einerseits gelungen, behandlungsbedürftigen, aber nichtkrankenversicherten und nicht-zahlungsfähigen Menschen ärztliche Hilfe zukommen zu lassen. Gleichzeitig können hier Medizinstudierende unter ärztlicher Aufsicht praktisch ärztlich und sozial tätig werden“, beschreibt Prof. Dr. Stefan Zeuzem, Dekan des Fachbereichs Medizin, einen Teil von Prof. Dr. Saders Leistungen, die nun mit dem Bundesverdienstkreuz anerkannt werden. 2017 wurde Prof. Dr. Sader für diese Initiative bereits mit dem Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre ausgezeichnet.
Zurück zur eigenen Identität
Prof. Dr. Sader habilitierte 1999 im Fachgebiet der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie zu seiner neuartigen sprechunterstützenden Operationstechnik bei Kindern mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, der häufigsten operativ behandlungsbedürftigen Fehlbildung beim Menschen. In den letzten 20 Jahren baute er auf dieser Grundlage das größte Behandlungszentrum für solche Krankheitsfälle in ganz Europa auf. Nach Frankfurt kommen seither bis zu 200 neugeborene Babys aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland jährlich zur Behandlung. Über die kindliche Fehlbildung hinaus widmet sich Prof. Dr. Sader auch Erwachsenen, deren Gesicht von Gewalt oder Krankheit gezeichnet ist und gibt ihnen so ihre sichtbare Identität zurück. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Medizintechnik, Digital Dentistry und Regenerative Medizin sowie Zahnmedizin. Für seine innovativen Forschungen im Bereich der Medizintechnik erhielt er unter anderem gemeinsam mit der TU Darmstadt im Jahr 2007 den Innovationspreis Medizintechnik des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. In der Forschung steht aktuell ein enger Kontakt mit der Medizinischen Universität in Tokyo im Vordergrund. Hier hat Prof. Dr. Sader seit drei Jahren den Status eines Gastprofessors.
Brücken bauen, Nationen verbinden
Prof. Sader reist seit über 30 Jahren zunächst immer wieder nach Rumänien, Togo und Indien, in den letzten 15 Jahren standen Brasilen, Tadschikistan und vor allem Nicaragua im Vordergrund, um Familien mit betroffenen Kindern zu helfen. Für eine nachhaltige Unterstützung leistet er dort zudem Hilfe zur Selbsthilfe und bildet medizinisches Personal vor Ort, aber auch Studierende an den jeweiligen Universitäten aus. Dafür wurden ihm drei Ehrenprofessorenwürden verliehen – im indischen Chennai, in Duschanbe in Tadschikistan sowie in León in Nicaragua. Insbesondere mit dem Hadassah-Krankenhaus der Universität Jerusalem/Israel pflegt er seit Jahren einen engen Kontakt in Wissenschaft und ärztlicher Fort- und Weiterbildung. „Seit Ende 2004 leistet Prof. Dr. Sader am Universitätsklinikum Frankfurt in der Krankenversorgung einen Einsatz von allergrößtem Wert. Dass er mit seiner innovativen und modernen Operationstechnik auch Betroffenen in anderen Teilen der Welt hilft, zeichnet ihn menschlich in höchstem Maße aus. Insbesondere, weil er seine Expertise auch an die Ärztinnen und Ärzte in den verschiedenen Ländern weitergibt und somit Hilfe zur Selbsthilfe leistet“, betont Prof. Dr. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender am Universitätsklinikum Frankfurt.
Intensive universitäre Forschung
Neben Krankenversorgung und Lehre ist die Forschung selbstverständlicher Bestandteil in Prof. Dr. Saders Wirken. Er ist weltweit Vorstandsmitglied in wissenschaftlichen Vereinigungen, wie der International Cleft Lip and Palate Foundation oder dem US-amerikanischen International Congress of Oral Implantologists. Seit letztem Jahr ist er Generalsekretär der International Federation of Esthetic Dentistry und wird ab Januar 2024 das Research Committee der International Association of Oral and Maxillofacial Surgery leiten. Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse hat er in über 400 per Peer Review beurteilten Artikeln veröffentlicht sowie in 30 Buchbeiträgen, einem Lehrbuch und über 500 wissenschaftlichen Vorträgen.
Besonders schonende OP-Methode
Als einziges Krankenhaus in Deutschland bietet das Universitätsklinikum Frankfurt die operative Korrektur der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte in nur einer einzigen Operation an. In rund 80 Prozent der deutschen Kliniken erfolgt diese Korrektur in zwei Eingriffen im Alter von sechs und zwölf Monaten, bei weiteren rund 20 Prozent sogar in drei Sitzungen. Ausschließlich in Frankfurt wird der Eingriff in nur einem Termin vier bis fünf Monate nach der Geburt durchgeführt. Dabei hat dies ganz eindeutige Vorteile: Studien belegen, dass Kleinstkinder mit diesem Verfahren weniger belastet werden, was wiederum negative Auswirkungen auf die Gesamtentwicklung vermeidet. Dementsprechend verfügt das Universitätsklinikum als größtes europäisches Behandlungszentrum mit jährlich mehr als 200 Primäroperationen der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte über eine einmalige Erfahrung.
Geistes- und Naturwissenschaftler
Prof. Dr. Sader studierte sowohl Human- als auch Zahnmedizin in Düsseldorf, Wien, Bonn und Köln. Damit nicht genug, widmete er sich auch einem Studium der Philosophie in Düsseldorf und Wien. Nach dieser Ausbildung nahm er 1991 seine Tätigkeit am Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie auf. In den folgenden vier Jahren schloss er hier seine Facharzt- und Oberarztqualifikation ab. Schließlich habilitierte er 1999 zur Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Von 2002 bis 2004 war er Stellvertreter des Klinikleiters für Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Klinik für Wiederherstellende Chirurgie am Universitätsspital Basel in der Schweiz. Seine C-4-Professur für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie im Fachbereich Medizin der Goethe-Universität Frankfurt trat Prof. Dr. Sader dann im Dezember 2004 an. Damit übernahm er auch das Direktorat der gleichnamigen Klinik.
Seit 2014 ist er zudem Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer des Carolinum Zahnärztliches Universitäts-Institut der Goethe-Universität. In der Zahnmedizin ist Prof. Dr. Sader auch Regional Councillor der Association of Dental Education in Europe für Zentraleuropa. Vor drei Jahren hat er den Preis des Bundesverbandes der Zahnärztlichen Alumni für sein besonderes Engagement für die Aus- und Weiterbildung junger Zahnärztinnen und Zahnärzte erhalten.
Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
Der volle Titel des Bundesverdienstkreuzes ist Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Er wird an in- und ausländische Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen verliehen sowie darüber hinaus für besondere Verdienste in der Bundesrepublik Deutschland etwa im karitativen Bereich. Den Verdienstorden gibt es in acht Klassen in vier Kategorien. Diese sind: Verdienstmedaille, Verdienstkreuz, Großes Verdienstkreuz und Großkreuz. Prof. Dr. Sader hat das Verdienstkreuz 1. Klasse erhalten, der höchsten Auszeichnung in der ersten Kategorie. Vorgeschlagen wurde er von der Wohltätigkeitsorganisation B'nai B'rith Frankfurt Schönstädt Loge. Die 1888 gegründete Organisation agiert mit über 500.000 Mitgliedern weltweit und unterstützt Projekte für jüdische Menschen in Israel. Als Brückenbauer ist Prof. Dr. Sader für seine intensive medizinisch humanitäre Arbeit im Ausland bekannt. Hierbei hat er sich auch um die deutsch-jüdischen wissenschaftlichen Beziehungen sehr verdient gemacht, insbesondere in seiner Kooperation mit der Universität Jerusalem.