Anzeige

Vor Implantationen Knochen und Weichgewebe separat untersuchen

Knochen und Weichgewebe sind embryologisch unterschiedlichen Ursprungs. In diesem Fall ist eine relativ dicke bukkale Knochenlamelle mit dickem Weichgewebe verbunden (Gipsmodell-Match in der 3-D-Planungs-Software).

Knochen und Weichgewebe sind embryologisch unterschiedlichen Ursprungs. In diesem Fall ist eine relativ dicke bukkale Knochenlamelle mit dickem Weichgewebe verbunden (Gipsmodell-Match in der 3-D-Planungs-Software).

Zugleich wird ein Zusammenhang zwischen Weichgewebs- und Knochentyp vermutet, und bei dünner Gingiva auch von einem geringer dimensionierten Knochen ausgegangen [1]. Die Frage ist zum Beispiel bei der Implantatplanung relevant.

Eine systematische Übersicht kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass nur ein schwacher Zusammenhang zwischen Zahn-, Knochen- und Gingivamerkmalen besteht [4]. Diese Beobachtung passt zu embryologischem Grundlagenwissen: Die Gingiva ist ektodermalen, Alveolarknochen dagegen ektomesenchymalen Ursprungs.

Eine aktuelle Studie untersuchte mögliche Zusammenhänge in Bezug auf Knochen und Weichgewebe [1]. Bei 35 erwachsenen Patienten wurden bei einer Implantatbehandlung digitale Volumentomogramme erstellt. Zusätzlich wurde in beiden Kiefern – jeweils bei mittleren Schneidezähnen und Eckzähnen – mit Parodontalsonden der Weichgewebs-Typ bestimmt (sichtbar = dünn, nicht sichtbar = dick). Ein dünner Weichgewebstyp fand sich bei 78 Prozent der Ober- und 50 Prozent der Unterkieferzähne.

Zwei Paar Schuhe

Bei einem knappen Drittel aller Patienten wurden im selben Kiefer sowohl Zähne mit dünnem als auch mit dickem Gewebetyp gefunden. Knochen- und Gewebstyp zeigten nur bei den Oberkiefereckzähnen einen signifikanten Zusammenhang, nicht jedoch bei mittleren Schneidezähnen in beiden Kiefern und nicht bei Unterkiefereckzähnen.

Die Autoren folgern daraus, dass der Weichgewebstyp nicht als Indikator für Knochendimensionen im Implantationsbereich geeignet ist [1]. Für eine ausreichende diagnostische Sicherheit sollten DVT-Aufnahmen erstellt werden. Alternativ – und zugleich patientenschonender – könnte nach einer weiteren Studie Ultraschall verwendet werden [5].

Die Autoren der DVT-Studie weisen auch darauf hin, dass im Frontzahnbereich häufig eine dünne bukkale Knochenlamelle und geringe transversale Dimension anzutreffen sind [6]. Entsprechend sollten nach Möglichkeit kleinere Implantate gewählt und gegebenenfalls Augmentationen durchgeführt werden.

Dr. Jan H. Koch, Freising

Zusammengefasst

  • Eine aktuelle Studie spricht dafür, dass eine dünne Gingiva häufig nicht mit einer dünnen bukkalen Knochenlamelle assoziiert ist (umgekehrt auch bei dickem Gingivatyp).
  • Das gilt zumindest im Frontzahnbereich, der in der Studie untersucht wurde.
  • Der Knochen ist im Frontzahnbereich im Allgemeinen relativ dünn.
  • Jeder Implantationsbereich sollte separat betrachtet werden, bei Bedarf mit einer DVT-Aufnahme zur Bestimmung der Knochendimensionen.

Literatur

[1] Frumkin N, Via S, Klinger A. Evaluation of the width of the alveolar bone in subjects with different gingival biotypes: A prospective cohort study using cone beam computed tomography. Quintessence Int 2017;48:209-216.
[2] Ochsenbein C, Ross S. A reevaluation of osseous surgery. Dent Clin North Am 1969;13:87-102.
[3] Olsson M, Lindhe J, Marinello CP. On the relationship between crown form and clinical features of the gingiva in adolescents. J Clin Periodontol 1993;20:570-577.
[4] Zweers J, Thomas RZ, Slot DE, Weisgold AS, Van der Weijden FG. Characteristics of periodontal biotype, its dimensions, associations and prevalence: a systematic review. J Clin Periodontol 2014;41:958-971.
[5] Degen K, Habor D, Radermacher K, Heger S, Kern JS, Wolfart S, et al. Assessment of cortical bone thickness using ultrasound. Clin Oral Implants Res 2017;28:520-528.
[6] Ghassemian M, Nowzari H, Lajolo C, Verdugo F, Pirronti T, D’Addona A. The thickness of facial alveolar bone overlying healthy maxillary anterior teeth. J Periodontol 2012;83:187-197.