Horst Willeweit über die Wiedergeburt der Turbinenanwendung
In nicht wenigen Praxen führt die Turbine ein Schattendasein. Sehr zu Unrecht geben gestandene, und besonders junge Zahnärzte, dem schnellen, durchzugsstarken roten Winkelstück den Vorzug. Lehrende an den Unis verpönen Turbinen bisweilen als zu „gefährlich“ für den Ausbildungsbetrieb mit Argumenten von vorgestern.
So wird der Turbinenanschluss an der Behandlungseinheit heute oft zum Anschluss für mechanische Zahnsteinentferner, Air-Polishing-Handys, Minikorundstrahler oder pneumatische Kronen-/Brückenabzieher degradiert.
Fortschrittliche Konstruktion
Vergleichen wir: Das rote Winkelstück verfügt über eine sehr hohe Durchzugskraft und eignet sich hervorragend für das Auftrennen von Kronen, das Herausbohren insuffizienter Füllungen sowie vielleicht noch für die Korrektur an prothetischen Werkstücken. Es hat zweifellos seine Berechtigung. Stammt jedoch aus einer Zeit, in der Turbinen noch drehmomentschwach und mit lautem Pfeifen daherkamen. Mit rund 450 Gramm Gewicht aus Schlauchanteil und Mikromotor belastet das rote Winkelstück die Präparationshand deutlich stärker als zum Beispiel die fortschrittliche Konstruktion der TwinPower-Turbinengeneration (Morita). Besonders Frauen in der Zahnärzteschaft schätzen dieses um zwei Drittel reduzierte Gewicht der Turbine. Die Feintaktilität profitiert.
Die beim roten Winkelstück systembedingt fehlende Drehkupplung erschwert zudem die Neupositionierung des Schleifkörpers in der Präparation am Zahn. Jetzt ein gewichtiger Nachteil für die geneigte Patientenschaft in der Präparation im Oberkiefer: Der rein mechanisch geführte Antriebsstrang bei roten Winkelstücken bedingt eine Vibration die sich über das Schädelhartgewebe in den Cochlea-Bereich, das eigentliche Hörorgan des Innenohrs, überträgt. Täglich erlebbar – es rappelt im Patientenkopf! Anästhesie hin, Anästhesie her, es entsteht beim Patienten der Eindruck, dass gleich etwas schief gehen wird. Die Grundangst vorm Zahnarzt wird bestätigt. Patienten ziehen die Stirn in Falten, versuchen leichte Abwehrbewegungen und ordnen auf der Liege die Beinlagerung neu.
Freilaufende Drehkupplung
Sehen wir das Design der fortschrittweisenden Turbinengeneration an. Und hier zuvorderst das der TwinPower (Morita). Wo die Schnellkupplungen zwischen Schlauch und Turbinenwinkelstück anderswo über Drehfunktionen verfügen, die zur Drehung zwei Hände benötigen, hat es dieser Hersteller verstanden, eine wirklich freilaufende Drehkupplung zu verwirklichen. Der Vorteil: Wird das Turbinenwinkelstück im Mund zwecks Erreichen einer neuen Präparationsfläche gewendet, entfällt der lästige, wippende Schlauchdrall, den anderswo die Präparationshand ausgleichen muss.
Verfügt die Behandlungseinheit zudem über einen tarierbaren Fußanlasser zur Steuerung der Antriebsdruckluft, so ist das Drehmoment der TwinPower-Turbinen steuerbar. Dank oder ganz (?) wie beim elektrischen Mikromotor. Neue Freude bei der Präparation tritt ein. Der Patient bleibt entspannt. Und Anwender wie auch die Labore berichten von stabil guten Präparationsergebnissen.
Eine reife Ingenieursleistung
Ermöglicht werden die Ergebnisse der neuen Turbinengeneration durch den einzigartigen Doppelrotor. Im Turbinenkopf stehen 36 (versus 8!) Turbinenflügel im Inneren bereit, um von 3 (versus 1!) Druckluftantriebsdüsen angetrieben zu werden. Eine reife Ingenieurleistung, die zu einem Mehr an vibrationsfreier Laufruhe, Durchzugskraft und Drehzahlstabilität führt. Ein Druckluftreservoir im Turbinenkopfgehäuse sorgt beim Loslassen des Fußanlassers dafür, dass, ganz wie beim roten Winkelstück, das Schleifinstrument sofort stoppt. Ein Sicherheitsvorteil. Dieser Stopp tritt rascher ein, als der Spraynebel die Sicht wieder freigibt.
Die beste Nachricht zum Schluss: All diese Vorteile der Turbine sind finanziell stemmbar und erfordern keine Krisensitzung etwa mit der Hausbank oder der Steuerberatung. Letzte Meldung: Der Hersteller hält Turbinen zum Selbsttest in Ihrer Praxis bereit.
Unterschied ist signifikant
Für Zweifler habe ich folgende Empfehlung bereit: Mit einem Schlagpolierer, wie er zum Beispiel zum Anfinieren von Goldinlays eingesetzt wird, können Sie sich einmal mit Ihrem roten Winkelstück und danach mit demselben Schlagpolierer in der Turbine auf einer Kaufläche im Oberkiefer behandeln lassen. Der Unterschied ist signifikant.
Horst Willeweit, Bielefeld
Horst Willeweit
Nach 45 Jahren als Praxiseinrichter ist Horst Willeweit im Feld der Dienstleistungen für Dentalhandel, Herstellung sowie der Wertermittlung zahnärztlicher Praxen und zahntechnischer Labore bundesweit tätig (Abgaben/Übernahmen, materiell wie ideell/Goodwill).
Kontakt auf www.willeweit.de