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Fluch und Segen von Gesundheits-Plattformen im Internet

In dieser Artikelreihe stellen wir Bachelor-Arbeiten von Zahnmedizinstudierenden an der Danube Private University (DPU), Krems vor. Im DPU-Studiengang Medizinjournalismus und Öffentlichkeitsarbeit erhalten Studierende vertieftes Wissen in Sachen Kommunikation. Um sämtliche Artikel der Reihe zu lesen, klicken Sie hier.

Die gute Nachricht vorweg: Trotz zunehmender Online-Suche spielt der Zahnarzt als Experte für Fragen seiner Patienten immer noch eine zentrale Rolle. Im Gegensatz zum (Allgemein-)Arzt, der durch „Dr. Google“ von Platz 1 der am häufigsten genutzten Informationsquellen zu allgemeinmedizinischen Fragen abgelöst wurde.

Fakt ist aber auch, dass sich ratsuchende Patienten zu den Auskünften des Zahnarztes zusätzliche Meinungen im Internet suchen, sich der Zahnarzt andererseits ständig mit kritischen Fragen seiner Patienten zu online erworbenem Wissen auseinandersetzen muss. Die Hälfte der deutschen Internetnutzer informiert sich mindestens einmal im Monat über Symptome akuter gesundheitlicher Beschwerden im Internet, 16 Prozent sogar einmal wöchentlich, wie eine eine Repräsentativumfrage mit insgesamt 1.074 Patienten im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zum Online-Informationsverhalten ergeben hat.

Auch die Zahl der Nutzer von Gesundheitsplattformen wächst ständig. 52 Prozent der repräsentativ befragten Internetnutzer gaben an, dass sie mit den Informationen zu Gesundheitsthemen aus dem Internet zufrieden seien. Nur etwa 3 Prozent erklärten, dass sie selten zufrieden seien. Interessant ist auch, dass rund ein Drittel der online vorinformierten Patienten in Gesprächen mit ihrem Arzt oder Zahnarzt ihre Online-Recherche für sich behalten, weil sie befürchten, von ihrem Arzt als schwieriger Patient eingestuft zu werden (Haschke, Westrick, & Schwenk, 2018).

Internet: Fluch und Segen zugleich

Mehr als die Hälfte der Teilnehmer einer selbst durchgeführten Trendbefragung erleben durch das Internet eine Verbesserung der Zahnarzt-Patienten-Beziehung. Das Internet ist somit Fluch und Segen zugleich: Wo manche Patienten ein gestärktes und reflektierteres Verhältnis zu ihrem Zahnarzt aufbauen, erfahren andere Patienten einen Vertrauensverlust und Verunsicherung und wenden sich daraufhin von ihrem bisherigen Zahnarzt ab. Durch einen unkontrollierten Informationsüberschuss wird der gut informierte Patient oft rasch zu einem überforderten, eher verwirrten Patienten.

Genau hier liegt aber eine Chance für die Zahnarztpraxis. Schließlich kann sie durch diverse Kommunikationsaktivitäten für Struktur und Versachlichung sorgen. Da das Bedürfnis nach fachlicher Autorität und persönlicher Beratung zu gesundheitlichen Themen dennoch hoch bleibt, sollte es Ziel des Zahnarztes sein, die Digitalisierung der Informationsvermittlung zu seinen Gunsten zu nutzen: Im Anamnesegespräch und mit Hilfe von Informationsbrochüren hat er die Möglichkeit, Potenziale und Risiken der Online-Gesundheits-Plattformen zu besprechen (SBK; Gast, 2015).

Konsequenz & Tipp für die Praxis

Aufgabe des Zahnarztes ist es, Struktur in die steigende Informationsflut zu bringen. Er hat die Chance, sich gegenüber seinen Patienten als innovativer Informationsdienstleister oder zuverlässige Informationsquelle zu positionieren, indem er bespielsweise Informationen der Gesundheitsportale kommentiert oder seine Patienten zu ihrem Internetnutzungsverhalten aktiv befragt. So kann es gelingen, negative Wirkungen, die beim Patienten durch die Nutzung der Gesundheits-Internetseiten entstehen, in positive Impulse umzuwandeln. Die so signalisierte Wertschätzung kommt der Patienten-Praxis-Bindung zugute.

Verena Gogl, Oberursel