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25 Jahre DGDH: Feuerwerk aus Information und Emotion

Alljährlich findet im Juli die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygieniker:innen (DGDH) statt, diesmal wurde ein Viertel-Jahrhundert DGDH ausgiebig gefeiert. Zum Jubiläum fand die Tagung zweitägig statt — am 3. und 4. Juli in Ludwigsburg. Mehr als 300 Teilnehmer:innen konnten an diesen zwei Tagen begrüßt werden, der Tagungsraum im Nestor Hotel war wieder einmal bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Der Vorkongress:
DGDH goes Pflege 

Auf Wunsch vieler Mitglieder der DGDH stand der erste Tag unter dem Motto „Förderung der Mundgesundheit in der Pflege: Eine interprofessionelle Aufgabe“. Dazu wurde mit Prof. Dr. Annett Horn und Dr. Elmar Ludwig das perfekte Referentenduo eingeladen. Im Rahmen dieses Vorkongresses wurde diese Thematik aktuell und praxisorientiert in bewährter interaktiver Weise von beiden Referenten mit Bravour bearbeitet.

Die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen wie den Pflegefachkräften ist ein Herzensprojekt der DGDH. So ist das Projekt „DGDH 
goes Pflege“ und der Workshop „Pflege und Zahnmedizin im Dialog“ entstanden. Viele Dentalhygieniker:innen waren schon dabei − inzwischen konnten schon vier Veranstaltungen mit Ludwig und Horn durchgeführt werden. Dr. Elmar Ludwig hat dann alle mitgenommen in die Welt der Pflegeeinrichtungen, und wer ihn kennt, weiß, er entfacht immer ein Feuerwerk aus Informationen und Emotionen.

Dr. Annett Horn widmete sich danach dem DNQP-Expertenstandard und der Pflegegrad-Einteilung. Eine weitere zentrale Frage war, wie geht man mit den Patienten um, die mit einem Pflegegrad in die Praxis kommen und noch einigermaßen mobil sind? Hier muss einiges beachtet werden, denn diese Patienten haben etwa einen Anspruch auf eine verkürzte PAR-Strecke. Der Begriff der „verkürzten PAR-Strecke“ fiel immer wieder, und DH Heike Wilken als dritte Referentin des Tages erklärte, dass man es in der Praxis doch besser „spezielle ParodontitisTherapie für vulnerable Gruppen“ nennen sollte, da „verkürzte PAR-Strecke sich so anhört, als ob einige Leistungen ausgelassen werden. 

Abrechnung vulnerabler Gruppen

Darüber hinaus gab Wilken viele Tipps für dem Umgang und die Abrechnung der sogenannten vulnerablen Gruppen − und sie gab einen entscheidenden Hinweis für alle: „Bitte auf dem Anamnesebogen den Pflegegrad oder die Wiedereingliederungshilfe abfragen und als Kopie im System abspeichern!“ 
Des Weiteren zeigte sie die neuen individualisierbaren Flyer und Visitenkarten der DGDH für die Kolleg:innen, die den Workshop Pflege und Zahnmedizin im Dialog schon absolviert haben.

Die beiden Vorlagen gehen nach den Sommerferien allen Teilnehmern der vergangenen Workshops zu. Ein absolut rundes und wichtiges Konzept, dass die DGDH hier auf die Beine gestellt hat.

In den Pausen konnte man sich am Buffet mit Fingerfood und Getränken stärken und sich in der Dentalausstellung über Neuigkeiten informieren. Großartig war, dass die Aussteller mittendrin im Geschehen waren und sofort in Kontakt mit den Teilnehmer:innen kamen.  

Das Jubiläum:
25 Jahre DGDH

Der Donnerstag dann stand unter dem Motto: „25 Jahre DGDH − Zukunft Dentalhygiene gestalten“ und begann mit Grußworten des Vorstands der DGDH und der Direktorin des ZFZ Stuttgart, Dr. Yvonne Wagner. Heike Wilken hatte ein Video zusammengestellt, in dem die wichtigsten Meilensteine der DGDH dargestellt und von Sylvia Fresmann kommentiert wurden. Aktivitäten, Tagungen, Imagekampagnen, Kursreihen, Qualitätsleitlinien, Abschiede, unser Pflegeprojekt „DGDH goes Pflege“ und Online-Kongresse — bei so manch einer Kolleg:in kamen die Tränen bei dieser Sammlung der Erinnerungen. 25 Jahre vergehen schnell und der Film zeigte, wie viel die DGDH in den Jahren umgesetzt hat.

Das fachliche Feuerwerk begann dann mit Prof. Dr. Noack aus Köln. Sein Thema „Mechanische häusliche Plaque Kontrolle: Fakten und Mythen“ hat alle begeistert. Noack führte aus, dass für Patienten, die mittels einer Handzahnbürste eine adäquate Plaquekontrolle erreichen, die Maxime gilt „Never change a winning team“. Dennoch offenbare sich in der täglichen Praxis der Vorbehandlung und des Recall häufig ein anderes Bild. Trotz guter Motivierung und Instruktion berichteten viele Praxisteams von frustrierenden Erfahrungen.

Offenbar erweise sich die Handzahnbürste für diese Patientengruppe als ungeeignet. Selbst in Experimenten, bei denen Patienten gebeten werden, ihre Zähne einmal perfekt zu putzen, fallen die Ergebnisse enttäuschend aus. Offensichtlich gestaltet sich die mechanische Plaquekontrolle auf einer komplexen anatomischen Oberfläche als herausfordernd. Ein spannender Vortrag, der den anwesenden DHs an vielen Stellen aus dem Herzen sprach.

Prof. Dr. Dirk Ziebolz zog mit dem Thema „Das Risiko mit dem Risiko: zeitgemäße Erfassung, Bewertung und Beurteilung anamnestischer Auffälligkeiten“ das Auditorium in seinen Bann. Der Vortrag gab uns einen Überblick über ein individuell/patientenorientiertes Präventionskonzept mit Berücksichtigung und Einordnung anamnestischen Auffälligkeiten. 

Er stellte ebenfalls eines seiner neuesten Projekte vor: eine digitale Anamnese-App, die per KI in der Lage ist, nicht nur die Anamnese und Medikamente zu erfassen, sondern auch das Risiko zu bewerten, Behandlungsempfehlungen zu geben und Nebenwirkungen von Medikamente mit einem Klick aufzulisten. Das Interesse war groß, ist doch die Anamnese in vielen Praxen schwierig regelmäßig umzusetzen. 

Die Awards 

Highlight in diesem Jahr war die erstmalige Verleihung der vier Deutschen Dentalhygiene Awards. Zusammen mit der DG Paro hatte die DGDH ein Konzept entwickelt, um eindrucksvolle Leistungen der Dentalhygieniker:innen auszuzeichnen. Philips hat das Projekt begleitet und gefördert. Extra angereist für die Verleihung war das Vorstandsmitglied der DG Paro, Prof. Dr. Bernadette Pretzl, und für Philips PD Dr. Georg Cachovan. Es gab vier Kategorien, jede Gewinnerin erhielt 1.000 Euro Preisgeld und eine Urkunde.

In der Kategorie „Öffentliches Gesundheitswesen für Senioren und Pflegebedürftige“ ging der Award an Isabella Hampel. Sie beeindruckte die Jury mit ihrem unermüdlichen Engagement und ihrer Motivation, die Mundgesundheit bei Pflegebedürftigen aktiv zu verbessern. Seit 15 Jahren schult sie Pflegekräfte in Pflegeeinrichtungen zum Thema Mundgesundheit. Dies alles geschieht in Eigenregie und neben ihrer Tätigkeit als Lehrdentalhygienikerin an der Uniklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Tübingen, wo sie als Dozentin tätig ist.

Den „Nachwuchspreis für den besten Abschluss des vergangenen Jahres bei einer Weiterbildung oder Studium zur Dentalhygieniker:in konnten sich zwei Gewinnerinnen teilen: Anke Trapp und Ann Katrin Stölting.

In der Kategorie „Dentalhygiene-Praktiker-Preis“ ging der Award an Heidi Zisterer. Sie überzeugte die Jury mit der sehr guten „Fallvorstellung einer herausfordernden Betreuung einer Patientin mit Allgemeinerkrankung“.
Den Award in der Kategorie „Forschung“ erhielt Ivana Elez. Sie reichte die Publikation „Common practices of dental implants maintenance among dental hygiene professionals in Israel and Germany“ ein, die im Februar 2023 im „International Journal of Dental Hygiene“ veröffentlicht wurde. 

In dieser Publikation wurden die gängigen Praktiken zur Implantatpflege unter DH in Israel und Deutschland untersucht. Durch eine umfassende Umfrage unter DH in beiden Ländern konnten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, wie die Implantatpflege in verschiedenen klinischen Umgebungen durchgeführt werden. Dabei wurden nicht nur Unterschiede, sondern auch die Gemeinsamkeiten und Herausforderungen herausgearbeitet. 

Damit nicht genug, wurden von der DGDH noch drei weitere Awards vergeben. Wir überraschten Prof. Dr. Johannes Einwag mit einem Award für sein langjähriges Engagement und die aktive Unterstützung der DHs in Deutschland − ohne ihn wäre vieles nicht möglich gewesen. 

Auch zwei Industrie-Awards wurden vergeben: 2024 wurden Philips und Hager und Werken ausgezeichnet. Philips hat mit ihrer herausragenden Unterstützung die Awards erst möglich gemacht und Hager und Werken hatte mit dem Miradent-Förderprogramm mittlerweile 50 DHs mit einem Stipendium unterstützt. 

Nachmittags gab Dr. Karin Jepsen aus Bonn ein Update zu den Europäischen S3-Leitlinien − Therapie der Parodontitis im Stadium IV. Auf europäischer Ebene wurde die neue Leitlinie zur Therapie der Parodontitis im Stadium IV verabschiedet, die auch in Deutschland implementiert ist. 

Danach gab Prof. Dr. Dr. Sören Jepsen ebenfalls ein Update zu den Europäischen S3-Leitlinien, allerdings mit dem Schwerpunkt „Prävention und Therapie periimplantärer Erkrankungen“. Diese spielen aufgrund ihrer hohen und zunehmenden Prävalenz eine immer wichtigere Rolle in den Praxen. Im Sommer 2023 wurde eine europäische S3-Leitlinie veröffentlicht, die 2024 auch in Deutschland angepasst und konsentiert verabschiedet wurde. 

Das konsequente Management einer Mukositis dient der Prävention der Periimplantitis. Bei der Behandlung empfiehlt die Leitlinie ein stufenweises Vorgehen − analog zu den Stufen der Parodontitistherapie. Im ersten Schritt sollte immer eine nicht-chirurgische Therapie mit Reevaluation nach etwa sechs bis zwölf Wochen stattfinden. Beide Vorträge waren extrem fesselnd und für uns wichtig, da wir alle nahezu täglich Patienten mit Implantatversorgungen behandeln.

Den Abschluss machte Prof. Dr. Georg Gaßmann, EUFH Köln, mit seinem Thema „Neue Möglichkeiten in der minimal-invasiven nicht chirurgischen Parodontaltherapie. Er zeigte, dass neben maschinellem und manuellem subgingivalen Debridement der Einsatz von Hyaluronsäure-Gel in der Zahnfleischtasche sinnvoll sein kann. Er empfahl den wiederholten Einsatz sowohl in der AIT als auch in der UPT.

Ludwigsburg war wieder ein Highlight − durch die Referenten, die Industriepartner und am allermeisten durch die zahlreichen Teilnehmer:innen! Die DGDH ist in den 25 Jahren erwachsen geworden und ein gern gesehener Gesprächspartner für die unterschiedlichen Gremien und auch für die Bundeszahnärztekammer. Ob Aufstiegsfortbildung oder Bachelorstudium − uns eint die Liebe zum Beruf und zu unseren Patienten.

Man spürt bei der DGDH das familiäre Miteinander und die gegenseitige Wertschätzung − ein Zusammenhalt, der in 25 Jahren gewachsen ist und die DHs zu einer Einheit werden lässt. Am Abend wurde ausgiebig gefeiert. Die nächste DGDH-Jahrestagung findet am 3./4. Juli 2025 statt. Infos dazu werden im Herbst auf www.dgdh.de/fortbildungen veröffentlicht.

Sylvia Fresman, 1. Vorsitzende der DGDH, Dülmen