Was macht mich als Mensch und Zahnärztin aus? Wie möchte ich von anderen wahrgenommen werden? Antworten auf diese Fragen versucht Fotografin Bonnie Bartusch zu finden. Ein Porträt im ladies dental talk.
Dr. Karin Uphoff, Mit-Initiatorin ZTM Claudia Wassermann (Wassermann Zahntechnik) sowie die Strategie-Partner Deutsche Apotheker- und Ärztebank und PVS dental hatten die Fotografin und Kulturwissenschaftlerin als Impulsgeberin zum Thema Selbstwahrnehmung und Außendarstellung in die Oldenburger Mühle eingeladen.
Mensch ist etwas Besonderes
"Jeder Mensch hat etwas Besonderes. Dies im Foto festzuhalten, ist meine große Leidenschaft", so die 32-Jährige. Das könnte eine bestimmte Art zu lachen sein, eine herzliche oder kraftvolle Ausstrahlung oder ein Blick, in dem Tiefe und Weisheit liegen. Um die Einzigartigkeit eines Menschen herauszuarbeiten, nimmt sich die Fotografin Zeit, ihr Gegenüber kennenzulernen, sich über Wünsche auszutauschen und einen Eindruck von der Person und dem Gesicht hinter der Person zu gewinnen. Dann erst beginnt das Shooting, das oft anders ausfällt, als von den Kunden ursprünglich geplant oder erwartet.
Die auf Business-und Bewerbungsbilder spezialisierte Fotografin liebt es, ihre Kunden in ihrer natürlichen Umgebung und in echtem Licht zu fotografieren. "Das wirkt besonders glaubwürdig." Dafür fährt sie in Praxen, Kliniken, Schreinereien, Werbeagenturen, auf Baustellen oder ins Theater. Beim Blick auf Ästhetik und dem Verständnis für gesellschaftliche Konventionen kommen ihr ihre Ausbildung zur Visagistin und ihr Studium der Kulturwissenschaften und Medienkunst zugute, sagt sie.
"Auch wenn wir uns gegen Klischees und Konventionen wehren: Sie stecken tief in uns drin. Wir betrachten keine Fotos, sondern lesen und entschlüsseln sie", so die Fotografin. Und dabei spielen gesellschaftliche Erwartungshaltungen eine Rolle. Arztberufe werden im europäischen Raum mit cleaner Umgebung und frischen Farben wie Weiß oder Blau in Verbindung gebracht. Bei kreativen Berufen darf es gerne etwas bunt und chaotisch zugehen. Gesellschaftliche Codes zu bedienen und gleichzeitig Raum für Individualität und Natürlichkeit zu lassen, sieht die Fotografin als besondere Herausforderung.
Gerader Kopf, aufrechte Haltung
Neben der Bildkomposition und -stimmung sei auch die Körperhaltung wichtig für die Aussage eines Fotos. Hängende Schultern oder ein verschämtes Lächeln zeigten Schüchternheit. Ein seitlich geneigter Kopf könne zum einen signalisieren "Ich höre dir zu". Gleichzeitig wirke die Person aber auch abwartend oder devot.
Wer seinen Kopf und seine Körperachse gerade hält, zeige: "Ich habe etwas zu sagen“ oder "Ich habe Haltung und beziehe Stellung". Dabei dürfen die Arme gerne lässig vorm Körper verschränkt sein oder in die Hosentaschen gesteckt werden. Ein Blazer bleibt dabei hinter den Händen, um nicht unvorteilhaft aufzubauschen. Wer sich leicht nach vorne Richtung Kamera neigt, wirkt präsent. Gerne schafft die Fotografin auch Situationen, damit sich ihre Kunden in ihre Wunschrolle einfühlen. Wer etwa ein Projekt leitet oder eine Führungsposition innehat, könne sich, wie bei einem Meeting, auf einen Tisch gestützt, in die Runde blickend, ablichten lassen.
Bei Porträtaufnahmen seien die Kunden oft angespannt. Bartusch bittet sie dann, sich vorzustellen, wie hinter ihr die Tür aufgeht und ein liebgewonnener Mensch den Raum betritt. "Schon kommt ein Leuchten in die Augen." Viele ihrer "Modells" aus dem Businessbereich meinen, besonders streng und unnahbar gucken zu wollen, um als Führungskraft zu überzeugen. "Grundsätzlich schließen sich Lächeln und Kompetenz nicht aus. Ein freundlicher und selbstbewusster Blick in die Kamera wirkt immer professionell“, ist Bartusch überzeugt.
Die innere Haltung spiegelt sich also im Foto wider. Gleichzeitig können wir über Körperübungen auch dazu beitragen, unsere innere Haltung zu verändern, ein anderes Selbstbild und damit auch Selbstbewusstsein zu erlangen. Ein Projekt, das berührend und beeindruckend die "Verwandlung" junger Frauen zeigt, heißt "Alle Achtung, Mädchen!".
Über drei Tage leitete Bonnie Bartusch gemeinsam mit einer Schauspielerin diesen Kurs. Die jungen Frauen lernten, mit Körper- und Stimmübungen Präsenz zu zeigen, sich ihrer Stärken und Besonderheiten bewusst zu werden und diese sowie ihre Gefühle nach außen zu tragen. Die Bilder, die entstanden, zeigen die jungen Frauen in unterschiedlichen Stimmungen, wie sie sich selbst sehen und wahrgenommen werden möchten. Mal geheimnisvoll hinter einem orientalischen Schleier, mal wütend und provokant in die Kamera blickend, mal stark und aufrecht stehend, mal feengleich in Pastelltönen. Die Botschaft dahinter: "Du kannst sein, wer du willst. Trau dich, es zu zeigen." Die Fotostrecken wurden im Bürgeramt ausgestellt und kamen bei den Besuchern extrem gut an.
Parallele zwischen Fotografin und Zahnärztin
Am Ende des Abends waren sich die Teilnehmerinnen einig, es gibt viele Parallelen zwischen den Berufen "Fotografin" und "Zahnärztin". In beiden Fällen braucht man Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis, um gute Arbeit zu machen. Beide Berufe basieren auf Vertrauen und "Ängste nehmen". Fotografen und Zahnmediziner möchten ihren Kund(inn)en/Patient(inn)en zu mehr Selbstwertgefühl und Wohlbefinden verhelfen, wobei die Ästhetik immer eine große Rolle spielt.
Ästhetik und Expertise
Auf Ästhetik ging auch ZTM und Laborpartnerin Claudia Wassermann im Interview ein. Die digitale Technik und neue Werkstoffe machten es heute möglich, Zahnersatz herzustellen, der naturgetreu aussieht, sehr stabil ist und eine hohe Verträglichkeit aufweist. Moderne Hochleistungskunststoffe böten neben einer natürlichen Optik einen hohen Tragekomfort, was wiederum zum Wohlbefinden der Patienten beitrage.
Als Expertinnen begleiteten den Oldenburg-Abend zum Thema Praxisfinanzierung Monika Karth und Daniele Böse, Deutsche Apotheker- und Ärztebank, mit Abrechnung vertraut machte Claudia Germer-Claus, PVS dental, und zur Standespolitik war Silke Lange, Zahnärzte für Niedersachsen e. V. (ZfN) Ansprechpartnerin sowie die Drs. Johanna Maria Kant (ZfN und BuKiZ).
Vom Hobby zur Berufung: Bonnie Bartusch
Eher über einen Zufall kam Bonnie Bartusch zur Fotografie. Als "Beigeschenk" zu einem Kauf erstand ihr Vater vor Jahren eine Kamera, die er ihr schenkte. Die junge Frau zog los, machte Bilder und bekam erstaunliche Resonanz darauf, weil sie offensichtlich „etwas anders“ machte.
Die ersten "Aufträge" aus dem Familien- und Bekanntenkreis folgten. Und der Wunsch wuchs, sich neben dem Studium noch professioneller der Fotografie zu widmen. Also machte Bonnie Bartusch Praktika und arbeitete in einem Fotostudio. Sie merkte bald, dass sie mehr und einiges anders machen wollte. "Zu assistieren war mir irgendwann nicht mehr genug. Ich wollte mein eigenes Ding machen." Etwas naiv sei sie in die Selbstständigkeit gegangen und habe auch Glück gehabt, dass dann Auftrag um Auftrag folgte. Ihre Spezialisierung auf Business- und Bewerbungsfotos hat sich inzwischen herumgesprochen.