Die Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) fand am 17. und 18. November in Berlin statt.
Grußworte aus der Gesundheitspolitik
Der Referatsleiter im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Andreas Brandhorst, richtete das wörtlich verlesene Grußwort von Minister Prof. Dr. Karl Lauterbach aus. Der Minister dankte für das Engagement der Zahnärzteschaft in der Pandemie und würdigte den hohen Infektionsschutz. Die Zahnmedizin sei ihm präsent mit ihren Forderungen, auch in deren Praxen stiegen die Kosten. Er versuchte in seiner Rede, die Sparmaßnahmen in der GKV und an der Paro-Therapie zu rechtfertigen. Weiterhin verwies er darauf, dass man umfangreich die Bürokratie auch im ambulanten Bereich angehen wolle, die Approbationsordnung nachbessern wolle – man werde auf die Zahnmedizin zukommen. iMVZ mit ausgeprägter Renditeorientierung stehe er kritisch gegenüber, demnächst würden nächste Schritte erfolgen.
BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz erwiderte, dass es für die Behandlung der Parodontitis ein solides wissenschaftliches Konzept gäbe, ein Euro, der in die Paro-Therapie gesteckt würde, würde 76 Euro an Krankheitskosten ersparen. Das sei doch ein super Deal.
Dietrich Monstadt (CDU/CSU), MdB, sagte, dass er überzeugt sei von der Freiberuflichkeit. Es bestehe berechtigter Unmut, dass die Politik das nicht immer würdige und die Probleme nicht immer sehe. Die Warnemünder Erklärung hätte ihn beeindruckt, wie die Zahnärzteschaft Lösungen für Probleme anbiete. Die Parodontitis Therapie sei wichtig, da viele Wechselwirkungen mit ihr bestünden. Es sei unerklärlich, warum die Versorgung zurückgefahren werde. Entscheidende Fakten würden ignoriert. MVZ könnten sinnvoll sein, solange sie ärztlich getragen seien, getragen von Finanzeninvestoren brächten sie Probleme. Man müsse jetzt rangehen.
Ehrungen der Bundeszahnärztekammer
Dr. Wolfgang Eßer und Lutz Müller wurden für ihre Verdienste um den zahnärztlichen Berufsstand mit der Ehrennadel der deutschen Zahnärzteschaft in Gold ausgezeichnet.
Politische Berichte der Präsidenten
BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz hielt ein Plädoyer für die Selbstständigkeit: Verantwortung, Selbstständigkeit, Freiheit in der Therapieentscheidung – mit dieser Kultur kam Deutschland in die weltweiten Top bei der Mundgesundheit. In politischen Kreisen werde der Wert von Selbstständigkeit in einer Volkswirtschaft und Freiberuflichkeit in der Medizin kaum noch verstanden. Man nehme hin, dass kleine Praxen verschwänden und Versorgungsketten Platz machten. Zudem verwies er auf die Bedeutung des Praxisteams und den Personalmangel. Er sprach über die Versorgung im ländlichen Raum und Kleinstädten, dort finde man iMVZ selten und Praxen benötigten dringend Nachwuchs. Man müsse ran, zusammen mit den Kommunen, damit die Versorgung dort gesichert bleibe. Zum Thema Alterszahngesundheit verwies er auf das von BZÄK und Deutschem Pflegerat (DPR) frisch ausgearbeitete Schnittstellenpapier „Mundgesundheit in der Pflege“.
BZÄK-Vizepräsident Konstantin von Laffert zeigte die Probleme mit Investoren-MVZ (iMVZ). Sie verschlängen die knappen Budgets: Zwischen 10 und 50 Prozent mehr Leistungen pro Patient als herkömmliche Praxen rechneten sie ab. Dabei zahlten drei Viertel der Fonds nicht einmal Ihre Steuern in Deutschland. Zum Thema Fachkräftemangel verwies er auf die 2024 startende Bundeskampagne sowie den neuen Qualifizierungsweg „Bachelor Professional in Dentalhygiene“. Er berichtete über den Umgang der EU mit dem Thema Amalgam und dem Europäischen Gesundheitsdatenraum. Und zum überfälligen Bürokratieabbau – Entlastung für den Praxisalltag bringe das Eckpunktepapier aus dem BMG keine. Den größtmöglichen Bürokratieaufbau brächte hingegen eine neue absurde Idee: Die Messung des Anpressdruckes bei der abschließenden Wischdesinfektion von semikritischen Medizinprodukten durch externe Validierer.
Dr. Romy Ermler MBA, BZÄK-Vizepräsidentin, erklärte, dass die präventionsorientierte Parodontitistherapie den langfristigen Behandlungserfolg verbessere. Die mit ihr erreichbaren medizinischen und ökonomischen Vorteile überwögen bei weitem die Therapiekosten, deshalb kam die neue Paro-Strecke in den Leistungskatalog. Das GKV-FinStG torpediere die Therapie jedoch. Moderne Zahnheilkunde und ein zu eng geschnürtes Korsett aus Budgetierung und Null Weiterentwicklung des GOZ-Punktwertes passten nicht zusammen. Zukunftsrelevant sei auch, was Politik und Standespolitik gemeinsam tun könnten, um mehr Nachwuchs in den ländlichen Raum zu bekommen. Die Zahnmedizin sei zudem sehr technikaffin, in der täglichen Behandlung sei Digitalisierung Standard. Praxen seien aber keine Beta-Tester, Anwendungsorientierung, entwickelt mit den Praktizierenden sei für die TI prioritär. Weiterhin sprach Ermler über den EHDS.
Beschlüsse der BZÄK-Bundesversammlung
Die Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer fasste Beschlüsse zu gesundheits- und sozialpolitischen Themen wie Stärkung inhabergeführter, freiberuflicher Praxisstrukturen, Anerkennung der Tagesabschlussdokumentation, unveränderten Beibehaltung der abschließenden Wischdesinfektion, wirksamen Bekämpfung des Arzneimittelmangels, zum besseren Schutz medizinischen Personals, Anpassung des GOZ-Punktwerts, Finanzierung der PAR-Strecke, Stopps des Ausverkaufs der Zahnheilkunde an Investoren, Sicherung des ZFA-Fachkräftebedarfs, Schutz des Arzt-Patientenverhältnisses – individuelle und patientenbezogene Aufklärung muss in zahnärztlichen Händen bleiben, Bürokratieabbau, Digitalisierung, EHDS, Musterberufsordnung.
Alle an die Politik gerichteten Beschlüsse der Bundesversammlung werden unter www.bzaek.de eingestellt.