Langsam neigt sich der Sommer dem Ende entgegen. Ein Sommer, der so etwas wie Entspannung in das Corona-Geschehen gebracht hat – zumindest in Deutschland. Jetzt allerdings steigen die Fallzahlen wieder an, und zwar in manchen Regionen Europas drastischer, als man nach den relativ ruhigen Monaten Juli und August vermutet hätte. Längst hat sich zum Vergleich der Höhe der Neuinfektionsraten die Rückschau auf die besonders „heißen“ Corona-Monate April und Mai etabliert, um die nackten Zahlen irgendwie einordnen zu können.
Italien hat gerade seine Anti-Corona-Maßnahmen bis Ende September verlängert, Madrid entwickelt sich zum Corona-Hotspot, und auch Frankreich und Großbritannien kämpfen mit steigenden Zahlen. In Deutschland meldet der Süden mit München und Ulm die meisten Neuinfektionen je 100.000 Einwohner.
Das „Ärztblatt“ meldete am 4. September, wie viele fehlerhafte Masken durch das Bundesgesundheitsministerium an die Kassenärztlichen Vereinigungen geliefert wurden. Insgesamt sollen mindestens 1,3 Millionen mangelhafte Produkte an die Praxen verteilt worden sein, von einfachen medizinischen Schutzmasken bis hin zu FFP-2- und FFP-3-Masken.
Und als wäre das nicht schon Panne genug, schließt das BMG weitere Fehl-lieferungen nicht aus. Gleichzeitig scheint die Kommunikation des BMG in Richtung KVen nicht besonders glücklich gelaufen zu sein. So erfuhren betroffene KVen erst durch das Schnellwarnsystem RAPEX von den unzureichenden Masken, andere wurden erst durch Medienberichte oder Verbraucherschutzorganisationen der Mängel gewahr.
Aber zum Glück gibt es ja eine tolle Alter-native zu den klassischen Masken: Face Shields, neuerdings vor allem in der attraktiven Mini-Variante. Diese Mini-Face-Shields von der Größe etwa eines halben Bierdeckels (oder sogar weniger) wirken ein wenig wie die allerneuste Variante der Google Glasses, werden nur weiter unten getragen.
Schon den bekannten, an der Stirn befestigten und das gesamte Gesicht bedeckenden Face Shields wurde ein deutlich schlechterer Schutz vor Aerosolen bescheinigt. Was dann aber die Wirksamkeit der Mini-Variante angeht, dürfte die Schutzwirkung – anderen gegenüber, versteht sich – gegen Null gehen. Von der Möglichkeit einer korrekten Einhaltung der „Nies- und Hust- Etikette“ ganz zu schweigen. Sicher, gehörlosen Menschen erleichtern transparente Visiere die Kommunikation mit dem Gegenüber, wenn dieser statt einer Mund und Nase bedeckenden Schutzmaske ein Face Shield trägt, aber das ist wohl kaum der wichtigste Grund dafür, auf den Mund-Nasen-Schutz zugunsten einer Plexiglasscheibe zu verzichten. Für die wenigen Menschen, die an einer Maskenunverträglichkeit leiden, mögen Face Shields eine Erleichterung sein, alle anderen aber sollten sich ernsthaft fragen, ob dies für den Schutz des Gegenübers ausreicht.
Einen hundertprozentigen Schutz bietet selbst ein korrekt angelegter Mund-Nasen-Schutz nicht, aber er ist unter den gegebenen Umständen nach wie vor das vernünftigste Hilfsmittel, um vor allem andere vor einer Infektion zu bewahren (siehe die Information „Mund-Nasenbedeckung im öffentlichen Raum“ des RKI). Infektions-schutz funktioniert nur dann, wenn alle sich an die Regeln halten – bestmöglich.