Es gibt Wörter und Halbsätze, die wohl ein Jeder in Gedanken automatisch sofort vervollständigt. So geht es vielen mit den ersten Worten bekannter Weihnachtsgedichte. Ebenso wie Weihnachtslieder, Adventskalender und -kränze gehören sie seit unserer Kindheit zur Vorweihnachtszeit dazu und versüßten uns früher die Wartezeit auf das Christkind.
Heutzutage ist es oft andersherum, die Zeit bis zu den Weihnachtstagen ist vollgepackt mit Treffen auf Weihnachtsmärkten, Betriebsfeiern und der Suche nach den perfekten Geschenken. Da ist es wichtig, auch einmal durchzuatmen, sich hinzusetzen und die weihnachtliche Stimmung in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Schließlich ist die Adventszeit auch die Zeit der Besinnung. Unsere zwei Weihnachtsgedichte sollen Ihnen heute diese kurze Pause ermöglichen.
Advent
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird.
Sie lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
Autor: Rainer Maria Rilke
Rainer Maria Rilke, geboren 1875, gilt als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne und impressionistischer Lyrik. Seine Werke enthalten Motive des Symbolismus als auch des Jugendstils. Rilke leistete durch seine Übersetzungen von französischsprachigen literarischen Werken auch einen wichtigen Beitrag zum deutsch-französischen Kulturtransfer. Er selbst ist heutzutage wiederum einer der meistübersetzen deutschsprachigen Schriftsteller weltweit.
Ebenfalls aus der impressionistischen Lyrik entstammt unser zweites Gedicht, aus der Feder von Gustav Falke. Falke, 1853 in Lübeck geboren, veröffentlichte mehrere Epen, Novellen und Gedichte, welche dem Naturalismus zugerechnet werden. Einen bemerkenswerten Teil seiner Veröffentlichungen machen Kinderbücher aus, welche ihm um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts großen Erfolg einbrachten.
Nun leuchten wieder die Weihnachtskerzen
Nun leuchten wieder die Weihnachtskerzen
und wecken Freude in allen Herzen.
Ihr lieben Eltern, in diesen Tagen,
was sollen wir singen, was sollen wir sagen?
Wir wollen euch wünschen zum heiligen Feste
vom Schönen das Schönste, vom Guten das Beste!
Wir wollen euch danken für alle Gaben
und wollen euch immer noch lieber haben.
Autor: Gustav Falke
Und wenn in 14 Tagen Heiligabend ist, vielleicht schalten Sie doch einmal nach der Bescherung in ein drittes Programm und genießen Sie den Gedichtvortrag von Dicki in Loriots Weihnachten bei Hoppenstedts.
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