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Google-Studie: Dr. Susanne Klein mit Tipps zur erfolgreichen Praxisführung (26)

Laut einer Google-Studie ist Sicherheit jedes einzelnen Mitarbeiters für den Teamerfolg am wichtigsten.

Laut einer Google-Studie ist Sicherheit jedes einzelnen Mitarbeiters für den Teamerfolg am wichtigsten.

Teamfähigkeit ist eine der meistgenannten Qualitäten, die sich Arbeitgeber in Stellenanzeigen vom Interessenten wünschen. Unternehmer wissen, wie wichtig eine gut funktionierende Zusammenarbeit ist. Und auch die meisten Mitarbeiter möchten sich in ihrem Team wohlfühlen und morgens gerne zur Arbeit gehen. Das gute Gefühl, gemeinsam jeder Situation gewachsen zu sein, gibt Sicherheit und entspannt.

Auch Google hat sich für gute Teamarbeit interessiert und vor zwei Jahren mehr als 200 Google-Mitarbeiter befragt sowie 180 Google-Teams analysiert. Googles Erfolg hängt maßgeblich davon ab, wie gut und innovativ Mitarbeiter zusammenarbeiten können. Bei der Studie wurden insgesamt 250 Attribute getestet, eine Zusammenstellung aus persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten, von denen Google annahm, dass sie bei der Teamarbeit relevant sein könnten. Das überraschende Ergebnis: Dass es vor allem darauf ankommt, wie kompetent die einzelnen Mitarbeiter sind und welche persönlichen Faktoren sie mitbringen, wurde von der Studie eindeutig widerlegt.

Psychologische Sicherheit

Auf Platz eins in der Reihe der relevanten Faktoren für den Teamerfolg landete die gefühlte psychologische Sicherheit jedes Einzelnen. Menschen möchten sich in ihrem Team sicher und getragen fühlen. Sie möchten den anderen Personen vertrauen und offen ihre Fragen stellen können. Sie wünschen sich einen sicheren Platz, von dem aus sie gemeinsam mit anderen neue Ideen entwickeln und gute Lösungen für die Themen des Alltags finden können. Die Interaktion im Team sticht also jede individuelle Kompetenz und jedes Persönlichkeitsmerkmal.

Respektvoller Umgang

Ein wohlwollender, respektvoller und gleichzeitig sehr klarer Umgang ist laut Google der wichtigste Faktor für eine erfolgreiche Teamarbeit. Besonders dann, wenn etwas schiefgeht. Für das Recruiting gedacht ist es also deutlich wichtiger, eine Person zu finden, die in das bereits bestehende Team passt, sich integrieren kann und mit den Kollegen gut interagiert, als eine Person mit herausragenden Kompetenzen zu bevorzugen, die sich aber schwertut, sich in das Teamgefüge einzufinden und vielleicht nicht in die Kommunikation untereinander eingebunden wird.

Verlässlichkeit

Menschen, die sich in ihren Teams gut aufgehoben und sicher fühlen, leisten häufig mehr, kommunizieren stärker mit ihren Teamkollegen, tragen mehr zum Erfolg bei und werden von Vorgesetzten als besonders leistungsfähig wahrgenommen. Das heißt, dass eine gute Zusammenarbeit im Team die Leistungsfähigkeit des Einzelnen erst zur Geltung bringt.

Platz zwei: Verlässlichkeit. Sich auf die gute Qualität der Arbeit anderer und auf Zusagen verlassen zu können, hat sich in der Studie als weiterer wesentlicher Faktor gezeigt. Und das betrifft jedes Teammitglied. Wenn nur eine Person hier ausschert und nicht in Qualität und Zeit das liefert, was zugesagt wurde, gefährdet das den gemeinsamen Erfolg.

Rollenklarheit

Rollenklarheit, eine verständliche und stabile Struktur, das Wissen, was erwartet wird, erreichte Platz drei. Nur wenn ein Mitarbeiter genau weiß, welche Rolle er erfüllt und was er zu tun hat, kann er das Erwartete auch liefern. In diesem Bereich gibt es viele Annahmen. Vorgesetzte nehmen sich oft zu wenig Zeit zu erläutern, was sie genau erwarten. „Aber das ist doch selbstverständlich“, sagen Praxisinhaber gerne und vergessen, ihre Erwartungen an die einzelnen Personen konkret zu formulieren. Und auch im Team so zu kommunizieren, damit die anderen ebenfalls wissen, was sie von dieser Person erwarten können. So sind manchmal Mitarbeiter auf Versuch und Irrtum angewiesen. Kein Wunder, dass es hier den einen oder anderen Erwartungsunfall gibt. Was schnell dem Mitar­beiter als Inkompetenz oder Unwil­ligkeit zugeschrieben wird, kann auch seine Ursache in einer unklaren Struktur und Rolle begründen.

Bedeutsamkeit und Sinn

Platz vier und fünf werden von den Faktoren Bedeutsamkeit und Sinn eingenommen. Jedes einzelne Teammitglied muss persönlich davon überzeugt sein, dass seine Arbeit wichtig ist. Gleichzeitig braucht es die Überzeugung, dass es einen wesentlichen Beitrag zum Unternehmenserfolg leistet.

Mitarbeiter, die ihren Beruf lieben und gerne mit Menschen arbeiten, haben hier einen deutlichen Vorteil. Sie haben mehr Freude, weil sie wissen, dass sie etwas Wichtiges tun. Tag für Tag Menschen helfen, ihre Angst zu überwinden und sich beim Zahnarzt wohlzufühlen, ist eine wichtige Aufgabe. Gleichzeitig darauf bedacht sein, dass die Behandlung reibungslos läuft, kein unnötiger Zeitverzug für den Patienten entsteht und hygienisch alles gut vorbereitet ist und durchläuft, ist hochrelevant und sinnvoll. Wenn es nun noch gelingt, mit einem Lächeln und ein paar freundlichen Worten den Patienten von Ankunft bis Verabschiedung zu begleiten, dann wird sich die Praxis sehr gut entwickeln und dadurch auch den Mitarbeiterinnen wieder Perspektiven anbieten können.

Der erste Faktor „Psychologische Sicherheit“ hat sich als wichtigster gezeigt und wird von den anderen vier Faktoren unterstützt. Psychologische Sicherheit ist demnach eine Basis, auf der sich Menschen bewegen. Denn keiner möchte als nachlässig oder unaufmerksam gelten, sich nicht wohlfühlen im Team und Angst haben, Fragen zu stellen. Menschen, die morgens schon keine Lust haben, zur Arbeit zu gehen, machen ihren Job weniger engagiert und mit weniger Freude. Das macht sich direkt im Kontakt zu Chef, Kollegen und Patienten bemerkbar. Und nicht zuletzt fällt es auf die Person selbst zurück. Wenn die psychologische Sicherheit gegeben ist, kommen die anderen Faktoren leicht hinterher. Fehlt sie, gelingt es oft nicht, Verbindlichkeit, klare Strukturen und einen Sinn zu vermitteln.

Google hat seine fünf Faktoren im letzten Jahr mit 3.000 Mitarbeitern in 300 Teams überprüft. Die Teams nehmen sich nun regelmäßig zehn Minuten Zeit, um anhand dieser fünf Faktoren ihren Team-Puls zu fühlen: Wie gut sind wir? Was klappt gut? In welchem Bereich können wir uns noch verbessern? Dieser bewusste Umgang mit den fünf Faktoren hilft den Teams, zu reflektieren und sich konti­nuierlich weiterzuentwickeln. So kann eine gute Teamarbeit nicht nur in Stellenanzeigen gewünscht werden, sondern durch einen regelmäßigen Check auch systematisch unterstützt und miteinander entwickelt werden.

Dr. Susanne Klein, Offenbach

Über die Autorin

Dr. Susanne Klein ist Referentin in der Plura­dent-Akademie für das Thema „Praxisführung“. Sie ist maßgeblich verantwortlich für das Coaching von Praxisinhabern und Führungsteams zur Gestaltung von erfolgreicher Führung und Zusammenarbeit bei ProdentConsult. Die promovierte Psycholinguistin berät und coacht seit 1993 Führungskräfte in verschiedenen Unternehmen. Seit zehn Jahren bildet sie international zertifizierte Führungscoaches aus und hat eine Vielzahl an Publikationen in diesem Themenbereich veröffentlicht. Sie hat zwei international ­anerkannte Preise für ihre Programme gewonnen. 2015 wurde sie in den deutschen Vorstand des European Mentoring and ­Coaching Council gewählt. Kontakt per E-Mail an susanne.klein@pluradent.de.