„Eine Vereinbarung zur Auflösung des politischen Handlungsdrucks gibt es mit uns nur, wenn wir mit der Entbudgetierung beginnen“, stellte Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), heute auf deren Vertreterversammlung klar. „Ja, wir sind bereit, durch noch mehr Arbeit die weltweit ohnehin sehr gute Terminsituation in Deutschland weiter zu verbessern und kommen damit dem Gesetzgeber entgegen“, erklärte er weiter. Damit werde den niedergelassenen Kollegen viel zugemutet, denn „sie arbeiten mit Volldampf. Die Praxen sind überfüllt. Sie reiben sich für ihre Patienten in durchschnittlich 50 Wochenstunden auf. Und nun fordert die Politik eine Mehrarbeit von fünf Stunden pro Woche.“
Er warnte davor, die „politisch offenbar ausgemachte Ausweitung des Versorgungsangebots“ zu Lasten der Niedergelassenen zu machen. Gleichzeitig erinnerte Hofmeister daran, dass bereits Vorleistungen erbracht worden sind: „Mit dem geplanten Ausbau der bundesweiten Bereitschaftsdienstnummer 116117 zu einer Rund-um-die-Uhr-Versorgung schaffen wir die Grundlage, unseren Patienten mehr und schnellere Termine zu ermöglichen. Wir haben die Technik und wir haben das Know-how in den Kassenärztlichen Vereinigungen.“ Er zeigte sich verwundert darüber, dass die Politik zwar erkenne, wie knapp ärztliche Ressourcen seien, aber zu glauben scheine, dass mit Gesetzen und Direktiven daran etwas zu ändern wäre. „Man kann noch so viele Wünsche in Gesetzesform gießen und wird trotzdem an die Grenzen der Kapazitäten stoßen“, sagte er und fügte hinzu: „Die Realität lässt sich nicht wegregulieren.“
Dem beim Ärztetag im Mittelpunkt stehenden Thema einer Lockerung des Fernbehandlungsverbots stehe die KBV aufgeschlossen gegenüber – mit einer Einschränkung: „Statt von Fernbehandlung spreche ich lieber von Fernkonsultation. Vor einer echten Behandlung steht immer noch die körperliche Untersuchung“, betonte Hofmeister. Patienten die man kennt, könne man schon jetzt berufsordnungskonform aus der Distanz beraten. Die Fernkonsultation ist auf jeden Fall eine notwendige Komponente für den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Rufnummer 116117, wie Hofmeister erläuterte: „Eine Konsultation am Telefon, auch bei unbekannten Patienten, ist für uns elementar, weil wir mit der 116117 die Reform des vertragsärztlichen Bereitschaftsdienstes unterfüttern wollen. Wir werden die 116117 nach dem 24/7-Prinzip schalten und sie mit den Terminservicestellen und den Portalpraxen verbinden.“ All dies sei jedoch nur möglich, wenn entsprechende gesetzliche Regelungen angepasst würden.