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Mit einem Wisch ist alles weg?

Abwischen einer Fläche

Nicht nur sauber, sondern rein? In unserem Schwerpunkt "Hygiene im Fokus" gehen wir dem Thema auf den Grund.

In den sozialen Medien wird das Thema „Hygiene in der Zahnarztpraxis“ immer wieder heiß diskutiert. Eine Angestellte fragte etwa in einer Facebook-Gruppe, wie sie damit umgehen soll, dass ihr Chef die benutzten Handschuhe abends im Waschbecken sauber macht. Eine Zweite schrieb, dass ihr Chef nicht will, dass sie in bestimmten Situationen Handschuhe trägt. Das würde sie in ein Dilemma bringen: Sie möchte sich einerseits schützen, traut sich aber nicht, die klare Anweisung ihres Chefs zu ignorieren. Auch auf der IDS haben wir in Gesprächen von so manchem „Verstoß“ erfahren. Ein Zahnarzt erzählte uns, dass er einen Kollegen kennt, der den ganzen Tag das gleiche Paar Handschuhe trägt. Und eine ZFA sagte, dass ihr Ex-Chef darauf bestanden hat, dass sie die benutzten Watterollen auswäscht, um sie wieder zu verwenden.

Zugegeben: Wenn man das erfährt, könnte man meinen, mit der Hygiene in deutschen Zahnarztpraxen ist es nicht weit her. Das ist natürlich Quatsch. Im Gegenteil: Liest man wiederum andere „Hilferufe“ oder „Leidensgeschichten“ in den Facebook-Communities, hat man beinahe den Eindruck, dass in Deutschland – dem Land der Regeln und Vorschriften – der Praxisalltag nur noch aus Aufbereitungen und Validierungen besteht. Fast schon panisch fiebert so manches Team einer anstehenden Praxisbegehung entgegen und sucht Rat bei anderen, die „diesen Horror schon hinter sich haben“.

Da stellt sich schon die Frage: Macht alles Sinn, was wir in diesem Land in puncto Hygiene veranstalten? Ist die Validierung der Geräte, wie manch einer in den Raum stellt, reine Geldmacherei? Oder eben doch absolut sinnvoll im Sinn der Patientensicherheit, die natürlich immer an erster Stelle stehen sollte? Wagen wir mal einen Blick über den Tellerrand: Sylvia Gabel, Referatsleiterin Zahnmedizinische Fachangestellte im Verband medizinischer Fachberufe, sagt, dass sie bei ihrem aktuellen Hilfseinsatz in Namibia viel Wert auf die Einhaltung der Richtlinien legt, aber „im Gegensatz zu Deutschland die Einhaltung der Hygiene hier unbürokratischer und dadurch schneller“ sei.

Prof. Lutz Jatzwauk, seines Zeichens Krankenhaushygieniker und Vorsitzender des Deutschen Arbeitskreises für Hygiene in der Zahnmedizin, stellt im dzw-Interview infrage, „ob man den täglich praktizierten Infektionsschutz in der Zahnarztpraxis tatsächlich gesetzlich regeln muss (...),
weil bei jeder Änderung der gesetzlichen Regelung nicht nur medizinische, sondern auch tagespolitische Aspekte eine Rolle spielen“.

Ersticken die Praxen also unnötigerweise in Papierkram, weil alles bis ins kleinste Detail dokumentiert werden muss? Würde der Anspruch an die Hygiene in den Praxen sinken, wenn es anders wäre? Muss eine Turbine nach jedem Patienten thermisch aufbereitet werden oder reicht eine Wischdesinfektion aus? Frei nach dem Motto: Mit einem Wisch ist alles weg? Und kann man Verstöße, wie eingangs erwähnt, überhaupt verhindern?


Diskutieren Sie mit: Was ist übertrieben, was durchaus sinnvoll in puncto Hygiene in der Zahnarztpraxis? Ihre Leserbriefe mailen Sie bitte an leserservice@dzw.de.


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